11.07.2013, 19.25 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Werkzeugkiste: Originale Kunstwerke für die Spendenkasse

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Susanne Weinberg mit einigen Arbeiten ihres Onkels, die sie zugunsten der Werkzeugkiste an Kunstfreunde mit Platz an den Wänden verkaufen möchte.

Essen, Trinken, Musik, Spiele, Blumen, Trödel und, und, und natürlich jede Menge Werkzeug, auch in der 22. Ausgabe der Cronenberger Werkzeugkiste am kommenden Samstag, 13. Juli 2013, wird wieder Vieles drin stecken. Und zum Beispiel auch Kunst: An der Rathausstraße 11, gleich neben der Werkzeugkisten-Hauptbühne, werden Susanne und André Weinberg zahlreiche Originale ihres verstorbenen Onkels, des Künstlers Hans-Jürgen Streck-bein, anbieten – alles zugunsten der Spenden-Kiste.

Der 1937 in Dinslaken geborene Künstler hinterließ ein üppig gefülltes Atelier, als er 2007 starb. Weil seine Nichte Susanne Weinberg die einzige aus der Familie war, die sich für sein jahrzehntelanges künstlerisches Schaffen interessierte, hatte ihr Hans-Jürgen Streckbein schon zu Lebzeiten einen Teil seiner großen und kleinen abstrakten und gegenständlichen Arbeiten in Öl, Acryl oder Spachteltechnik sowie Collagen geschenkt.

Zu viel Kunst für die eigenen Wände

Auch wenn André und Susanne Weinberg in einem geräumigen Fachwerkhaus zu Hause sind – die Wandflächen an der Rathausstraße sind viel zu klein für die vielen Bilder, das Lebenswerk ihre Onkels. Kunststück: Wie Fotos aus dem Familien-Album beweisen, waren im Atelier und Haus von Hans-Jürgen Streckbein fast jeder Wand-Zentimeter mit Bildern behängt, was nicht mehr passte, stapelte sich an freien Stellen über- oder nebeneinander.

Kein Wunder: Hans-Jürgen Streckbein war Künstler aus Leidenschaft, der seiner Passion allerdings nur in der Freizeit nachgehen konnte. Als Spross einer Generation, für die der Elternwille noch Maßstab war, folgte er der Familientradition und wurde Bergmann – wie schon der Vater, der Großvater,… Und obwohl er doch so gerne an der Folkwangschule in Essen Kunst studiert hätte und obwohl er doch so gerne „über Tage”, in der Natur, unterwegs war und sich inspirieren ließ.

An den Feierabenden allerdings lebte Streckbein seine Leidenschaft aus, absolvierte ein Fernstudium, begab sich auf Studienreisen und suchte nach neuen Stilrichtungen. Er fand nicht die eine, auch nicht als er nach 35 Jahren unter Tage für immer „oben” blieb, blieb sich Hans-Jürgen Streckbein treu: „Ich unterwerfe mich dabei keinem Diktat – mich stört dabei kein malerisches Programm – ich adaptiere das, was mir persönlich am besten gefällt…”, schrieb Streckbein einmal in einer selbst verfassten Kurzbiographie.

Als Ruhrgebiets-Repräsentant beim NRW-Fest ausgestellt

Dennoch oder gerade deswegen brachte es das Mitglied der Künstlerkreise „Palette Hamborn” und Dinslaken in seiner Heimatregion zu zahlreichen Ausstellungen und auch darüber hinaus zu Bekanntheit: Als ein künstlerischer Repräsentant des Ruhrgebiets zählte Hans-Jürgen Streckbein zu den auserwählten Künstlern, die anlässlich des 50. Geburtstags des Landes Nordrhein-Westfalen in einer Kunst-Schau im Rahmen des NRW-Fests in Düsseldorf ausstellen durften. Dabei, so berichtet Nichte Susanne Weinberg, war ihr Onkel auch immer sozial engagiert: Er stiftete Bilder zugunsten von Amnesty International, für eine Aktion zugunsten benachteiligter Jugendlicher des Bistums Essen oder auch die Aktion “Kohle für Kunst – Kunst für Kohle”. Auch deshalb ist Susanne Weinberg überzeugt: Ihr Onkel wäre damit einverstanden, dass sie und ihr Mann einen Teil seiner Bilder zugunsten der Werkzeugkiste verkaufen möchten, zumal sie dann nicht länger unbeachtet verstauben, sondern ihre Käufer erfreuen – und die Werkzeugkisten-Spendenkasse…

Mindestgebote ab 15 bzw. 35 Euro für einen „Streckbein“

Wer sich für eines der Originale interessiert, ist am morgigen Werkzeugkisten-Samstag herzlich bei Susanne und André Weinberg willkommen. Für kleinere Streckbein-Bilder wird das Mindestgebot an der Rathausstraße 11 bei 15 Euro, für größere Bilder bei 35 Euro liegen – jeder Euro “obendrauf” ist natürlich für den guten Kisten-Zweck gerne gesehen.

Übrigens: Zu Lebzeiten des Künstlers wurden Arbeiten von Hans-Jürgen Streckbein für bis zu 400 Euro gehandelt – zugunsten der Kiste können Kunstsinnige bei dem Benefizverkauf also sicherlich ein Schnäppchen machen…