27.08.2013, 16.58 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Bahnhofsaufzug zur Südstadt: Bürgerverein sucht Sponsoren
Am Döppersberg geht es nun auch sichtbar voran: Der Vorbau des Hauptbahnhofes ist abgerissen, die Sützmauer zur Kreuzung Brausenwerth wird abgetragen – für rund 106 Millionen Euro erhält das Eingangstor zur Stadt ein neues Gesicht. Wer von der Distelbeck in der Südstadt den Hauptbahnhof ansteuert, merkt von der Umgestaltung des Döppersberg indes kaum etwas: Rostende Treppengeländer, marode Rolltreppe, eine an Tristesse kaum zu überbietende Bahnhofsfassade – die Rückseite des Wuppertaler Hauptbahnhofes bietet ein trostloses Bild.
Zuspruch brauchen auch Reisende, die den Bahnhof mit Gepäck über die Südstadt ansteuern beziehungsweise verlassen: Die Treppen zur Brücke über die Gleise und schließlich zur Distelbeck machen den Weg geradezu zu einer sportlichen Herausforderung: Nichts für ältere Menschen, kaum etwas für Eltern mit Kinderwagen und überhaupt nichts für Behinderte – in Sachen Barrierefreiheit ist der Südstädter Hauptbahnhof-Zugang völliges Niemandsland. Diesen Missstand thematisierte der Bürgerverein der Elberfelder Südstadt im vergangenen Jahr: „Sollte im Zuge des 106-Millionen-Umbaus des Eingangstors zur Stadt nicht auch etwas an diesem Mangel an der Südstädter „Hintertür“ zum Hauptbahnhof geschehen?“ „Ein Aufzug zur Südstadt muss her!“, beschlossen Vorsitzender Ralph Hagemeyer und seine Mitglieder und richteten dazu im Herbst 2012 einen Bürgerantrag an die Stadt.
Bürgerverein: Vorhandene Bahnhofs-Aufzüge „einfach“ verlängern
Nach Vorstellung des Südstädter Bürgervereins soll der Aufzug vom Gleis 4/5 des Hauptbahnhofes aus direkt zur Distelbeck führen: „Als mögliche Orte für den Bau kommen die beiden schon vorhandenen Aufzüge von der Unterführung zum Gleis 4/5, ein Personenaufzug und ein Lastenaufzug, in Frage“, erläutert Bürgervereinsvorsitzender Ralph Hagemeyer gegenüber der CW. Beide Aufzüge enden derzeit auf dem Bahnsteig 4/5 und könnten zur Distelbeck hoch verlängert und eine kurze Brücke barrierefrei an den dortigen Bürgersteig angeschlossen werden. „Das wäre sicherlich auch ein großer Schritt zur Umsetzung der von der Politik immer wieder geforderten Gleichstellung von Behinderten und Nichtbehinderten“, findet der Bürgerverein.
Stadt: Selbst 15-prozentiger Eigenanteil nicht finanzierbar
In seiner Antwort auf den Antrag des Bürgervereins bezifferte das städtische Ressort Straßen und Verkehr die Kosten für den Südstadt-Aufzug Anfang Dezember 2012 auf „deutlich über eine Million Euro“. Zwar sei eine 85-prozentige Bezuschussung im Rahmen des Infrastruktur-Förderprogramms des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) möglich, selbst den verbleibenden Stadt-Anteil von 15 Prozent – eigentlich „Peanuts“ angesichts der (noch) veranschlagten 106 Millionen Euro für den Döppersberg-Umbau – hielt die Verwaltung aber für nicht finanzierbar. Zumal der Aufzug ein Angstraum wäre, Vandalismusschäden zu befürchten und auch die Kosten für Unterhalt und Reparaturen nicht zu finanzieren wären. Nicht zuletzt sei das VRR-Förderprogramm „deutlich überzeichnet“: „Wann mit der Bewilligung eines Förderantrags überhaupt gerechnet werden könnte, ist unklar“, begründete das Ressort Straßen und Verkehr im Dezember 2012 seine Absage zu dem Aufzug-Antrag des Bürgervereins.
Überraschung: CDU und SPD contra Verwaltung und für Aufzugs-Idee
Ralph Hagemeyer und sein Bürgerverein warfen die Flinte indes nicht ins Korn: Der Südstädter Verein bot der Stadt an, den städtischen Eigenanteil über Sponsoren einzuwerben – bei der Finanzierung des Fitness-Parcours „Freudenberger Runde“ oder der Umgestaltung des Spielplatzes am Uellenberg hatte der Bürgerverein das schon erfolgreich bewiesen. Überraschung: Die Hartnäckigkeit der Südstädter hatte im Juni Erfolg! In einem gemeinsamen Antrag griffen die Ratsfraktionen von CDU und SPD die Initiative des Bürgervereins auf und brachten ihrerseits einen „Aufzug-Antrag“ in den Hauptausschuss des Rates ein – einstimmig wurde hier vor der Sommerpause im Juli 2013 beschlossen, das Aufzug-Projekt zumindest planerisch in Angriff zu nehmen und die entsprechenden Fördergelder zu beantragen.
Nachdem Oberbürgermeister Peter Jung in einem Schreiben zwischenzeitlich Ralph Hagemeyer und dem Bürgerverein für ihr Engagement dankte, können die Südstädter nun den nächsten „Aufzugsknopf“ drücken: Mit dem einstimmigen Votum der Wuppertaler Politik im Rücken können Ralph Hagemeyer und seine Mitstreiter nun daran gehen, Sponsorengelder für den Aufzug zur Südstadt einzuwerben. Wenn – wie veranschlagt – 2017 das umgebaute Entree zur Stadt fertig ist, hat der Umbau Döppersberg vielleicht dann auch am Eingangstor zur Südstadt zu positiven Veränderungen geführt…