29.08.2013, 10.24 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Katzen-Leid“: „Der eine will nicht, der andere kann nicht…“

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Tierärztin Dr. Inge Aretz (re.), hier im CW-Archivfoto mit Mitstreiterin Ingrid Frechenhäuser-Mainz, "arbeitet" weiterhin daran, die Ämter im Hinblick auf die Zukunft der Unterdahler Katzen in die Pflicht zu nehmen.

Erinnern Sie sich noch? Mitte Februar 2013 berichtete die CW, dass in der Hahnerberger Hofschaft Unterdahl etwa 25 halbwilde Katzen von einer Anwohner-Familie nicht mehr gefüttert wurden und daher zu verhungern drohten – sogar ein Katzenkadaver wurde gefunden, womöglich von notleidenden Artgenossen bis auf die Knochen aufgefressen. Die dort privat ansässige Cronenberger Tierärztin Dr. Inge Aretz schritt ein: Gemeinsam mit einigen Mitstreitern versorgte sie die Tiere und ging unter anderem über die CW an die Öffentlichkeit. Die Resonanz war überwältigend: Wie ebenfalls berichtet, gingen quer durch die Republik, ja sogar aus Österreich, Futter- und Geldspenden bei der Dörper Tierärztin ein – die Versorgung der Tiere war damit gesichert, einige Katzen fanden zwischenzeitlich Aufnahme auf einem Bauernhof.

Die Rettung der Tiere war jedoch nur das kurzfristige Ziel der Hilfsaktion von Inge Aretz. Von Anfang an bemühte sich die Tierärztin auch, das Ordnungsamt beziehungsweise das Veterinäramt als aus ihrer Sicht zuständig für das Schicksal der „Miezen“ zu aktivieren. Unterstützt vom Wuppertaler Katzenschutzbund sowie der Tierrechtsorganisation Peta, deren Bundeszentrale sogar einen Aufruf an die Stadt formulierte, forderte Dr. Inge Aretz überdies die Einführung einer Kastrationspflicht für „Freigänger-Katzen“ in Wuppertal – Zustände wie im Unterdahl sollten sich anderswo in Wuppertal nicht wiederholen können.

Ein halbes Jahr später: Ämter erklären sich weiter für nicht zuständig

Etwa ein halbes Jahr ist das nun her, zahlreiche Gespräche mit den Ämtern, politischen Parteien oder auch Oberbürgermeister Peter Jung liegen hinter Inge Aretz, entsprechende Anregungen auf Einführung einer Kastrationspflicht wurden in die zuständigen Gremien eingebracht, jedoch: Es hat sich kaum etwas getan. Inge Aretz und ihre Mithelfer versorgen die übrigen Katzen immer noch, keines der Ämter ist bislang eingeschritten, eine Kastrationspflicht in Wuppertal ist nicht in Sicht. Das nach Worten der Tierärztin jedenfalls die Quintessenz eines neuerlichen Gespräches, das Inge Aretz kürzlich beim städtischen Ordnungsamt führte.

Das Amt habe sich dabei einmal mehr als nicht zuständig für die Unterdahler Katzen erklärt: Die Miezen seien nicht herrenlos, sondern den Anwohnern zuzuordnen, die sie offenbar bis zum Jahreswechsel 2012/13 versorgten, man habe Auflagen gemacht; wenn diese nicht eingehalten würden, könne man auch nichts machen, stiehlt sich das Ordnungsamt nach Worten von Inge Aretz aus der Affäre. „Was ist das für eine Rechtsauffassung“, wundert sich die Cronenberger Tierärztin über die Haltung des Ordnungsamtes, aber auch des Bergischen Veterinäramtes, welches sich ebenso für nicht zuständig erklärt habe: „Das kann doch nicht sein, dass sich die Katzen in einem fürsorgefreien Raum befinden – der eine sagt: ‚Ich muss nicht!‘ und der andere sagt: ‚Ich kann nicht!‘.“

In letzter Konsequenz: Tierarzt-Rechnung an die Stadt

Inge Aretz indes unterstreicht einmal mehr, dass sie nicht bereit sei, dauerhaft für die ihrer Meinung nach Untätigkeit der Ämter in die Bresche zu springen. Zumal der nächste Winter bestimmt kommt, hat sie der Stadt eine Frist gesetzt: Bis Mitte September will sich Aretz mit ihren Helfern noch weiter freiwillig um die Katzen kümmern, „dann weiß ich auch nicht, wie es weitergehen soll“. Sollte auch dann kein Amt die Verantwortung übernommen haben, werde sie der Stadt notfalls die Versorgung der Tiere laut Gebührenverordnung der Tierärzte in Rechnung stellen.

Wegen der Erhöhung der Hundesteuer keine Kastrationspflicht?

Auch dafür, dass sich offensichtlich keine politische Mehrheit für die Einführung einer Kastrationspflicht findet, hat die Dörper Tierärztin kein Verständnis, zumal aus der Einführung keinerlei Kosten für die Stadt entstünden und es sogar Landeszuschüsse gäbe: Insgesamt 170 Städte und Gemeinden hätten eine solche Pflicht eingeführt, „die ablehnende Argumentation, dass es sich dabei nur um kleine Städte handele, leuchtet mir nicht ein“, so Inge Aretz.

Entsprechend appellierte auch Peta bereits im April 2013 mit einem Schreiben an Oberbürgermeister Peter Jung: Die Einführung einer Kastrationspflicht sei „die einige zukunftsfähige Lösung, um die Population heimatloser Katzen zu senken und damit Tierleid zu verhindern“. „Ich weiß nicht, warum sich die Politiker so sträuben“, versteht Inge Aretz die Weigerung der Wuppertaler Politik nicht: „Vielleicht schreckt man ja nach der Erhöhung der Hundesteuer davor zurück…“