25.02.2014, 11.22 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Talfahrt“ bei Knipex: „Bauchschmerzen vor Dauer-Lachen!“

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Wuppertal ist zwar arm, aber garantiert für einen lustigen Abend – das stellten die Kabarettisten Jürgen H. Scheugenpflug und Jens Neutag sowie Musiker Ulrich Rasch (von re.) auch mit ihrer Talfahrt 2014 wieder unterhaltsam unter Beweis.

Zum dritten Mal machten die Kabarettisten Jürgen H. Scheugenpflug und Jens Neutag, auch diesmal am Klavier begleitet von Ulrich Rasch, Station in Cronenberg. Es hat sich herumgesprochen, dass ihr satirischer Jahresrückblick „Talfahrt“ einen unterhaltsamen Höhenflug garantiert: Restlos ausverkauft präsentierte sich die Cronenberger „Talfahrt“ 2014 in der „Alten Schmiede“ der Firma Knipex.

Für „Talfahrt“-Fans nichts Neues: Gleich zu Beginn „riss“ es die Besucher von den Sitzen – das „Bergische Heimatlied“ wurde im Stehen intoniert. Natürlich hatten Scheugenpflug/Neutag den Text der bergischen Nationalhymne kabarettistisch „angepasst“. Selbstverständlich stand der Umbau Döppersberg im Fokus des Rückblicks 2013 und ebenso auch die Kostenexplosion um 35 Millionen Euro: „105 Millionen Euro – dafür stehe ich!“, zitierte Jürgen H. Scheugenpflug genüsslich eine Aussage von OB Jung und gab damit die Vorlage für Jens Neutag.

„Döpps“-Umbau lässt grüßen: Zuschauerraum wurde abgesperrt

Der Kabarettist aus Remscheid klärte auf, dass auch beim „Talfahrt“-Abend „Nachschussbedarf“ bestehe, denn: „Wir haben unsere Eintrittspreise ja schon im März kalkuliert“ – die Besucher fanden’s lustig. Bei wieviel Euro man landen würde, sollte sich am Ende zeigen – wie etwa auch beim „Döpps“-Umbau?! Im Anschluss wurden die Zuschauerreihen mit Flatterband abgesperrt – die geplante Sperrung der B 7 („Niemand hat die Absicht, die B 7 zu sperren!“) ließ grüßen!

In den folgenden fast zwei Stunden zeigte sich dann, dass das arme Wuppertal schwerreich an Themen ist, die sich aufs Korn nehmen lassen: Forensik auf Lichtscheid, Legehennen-Batterie in Dönberg, Eierlotten fürs Bandwirkerbad in Ronsdorf, Blutspenden für den WSV, Sessellift vom Küllenhahn zum Islandufer oder auch die geplante Primark-Ansiedlung am neuen Döppersberg („T-Shirts hangeklöppelt in Bodenhaltung“) – „das Jahr war von Wahnsinn geprägt“, so die Kabarettisten.

Zuschauerin: „Von soviel Lachen kriegt man Bauchschmerzen.“

Wohl das letzte Mal wurde „seine Heiterkeit“, der CDU-Ratsherr Bernhard Simon, aufs Korn genommen, ebenso nahmen „Scheuge“/Neutag Abschied vom bereits ausgeschiedenen Wuppertal-Marketing-Chef Matthias Haschke („Vom Ruhestand in die Rente“) und zum 65sten von Hans Kremendahl und Uwe Clees schlugen die Kabarettisten nachträglich vor, zwei der künftigen hellblauen Schwebebahnzüge nach dem Ex-OB beziehungsweise dem Wülfrather Investor zu benennen. Ratsherr Bernhard Simon sei ja schon geehrt – siehe die Justizvollzugsanstalt Simonshöfchen…

Mit dem Stimmungsbarometer in der Knipex-Schmiede stieg auch peu à peu der Kartenpreis, ein Display zeigte die jeweiligen Zwischenstände an. Zudem rechnete Jens Neutag zwischendurch immer wieder hoch: Nur schlappe 14.000 Kampfhunde müsste es in Wuppertal geben, schon wäre der Döpps-Umbau gesichert – auch dafür hatte Neutag die Lacher auf seiner Seite. Und so ging’s weiter, immer wieder gab’s Zwischenapplaus – eine Zuhörerin seufzte da beim Pausenpfiff erleichtert auf: „Von so viel Lachen kriegt man ja Bauchschmerzen!“

Weiter Bogen: Von der Papst-Wahl bis zum Dörper Bernsteinzimmer-Sucher

Der zweite „Talfahrt“-Teil war aber kaum weniger „schmerzlich“: Auch hier wechselten sich satirische Rückblicke auf Wuppertal mit Betrachtungen der Bundespolitik oder auch des Weltgeschehens ab, wie Protz-Bischof („Elbphilharmonie im Vorgarten, aber mit Ryan Air nach Rom“), Drohnen-Desaster („Verteidigungsminister die Misere“), Bundestagswahl („Im September gewählt und Ende Dezember schon ‘ne Regierung“), oder auch der Papst-Wahl („Anderthalb Stunden TV-Bilder von ‘nem Fenster – macht QVC jetzt Werbung für Gläser?“).

Für noch mehr Abwechslung garantierten eingestreute Gesangseinlagen: So ertönte der Bossa-Nova „Schuld war nur der Kamioka“ zur Schauspielhaus-Schließung; aus dem NDW-Hit „Sternenhimmel“ wurde auf den Cronenberger Karl-Heinz Kleine gemünzt „Er sucht das Bernsteinzimmer“ („Komm’ Hoffnung lass’ mich nicht allein, komm’ lass hinter dieser Wand das Zimmer sein…“).

Talfahrt 2014: In Sachen Spaß nicht zu deckeln

Bei allem Wahnsinn 2013 machte das Kabarett-Dreigestirn den begeisterten Besuchern aber auch Hoffnung auf 2014: Die Döpps-Sperrung werde garantiert nur drei Jahre dauern – das sei ja schließlich gedeckelt! Und für alle Eventualitäten ließen Scheugenpflug/Neutag ihre Zuhörer wissen: „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu deckeln ist!“ Auf jeden Fall gingen die Zuhörer in der Knipex-Schmiede glücklich nach Hause – sie hatten einen Abend erlebt, der in Sachen Spaß nicht zu deckeln war…!

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