06.05.2014, 18.35 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

TiC: Woody-Allen-Stück begeistert das Premierenpublikum

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Bereiten einen vergnüglichen Abend ganz im Stile von Woody Allen: die Darsteller des neuen Stückes "Spiel's nochmal, Sam" des "Theaters in Cronenberg". -Foto: Martin Mazur

Nach einem ernsten Stück und einem Krimi nahm sich das „Theater in Cronenberg“ (TiC) mit seiner dritten Premiere des neuen Spieljahres das nächste Genre vor: eine Komödie. Thomas Gimbel inszeniert: Nach seinen TiC-Erfolgen mit „Keinohrhasen“ und „Harry & Sally“ brachte der bekannte Theater- und Fernsehschauspieler am vergangenen Freitag, 2. Mai 2014, Woody Allens Spaß „Spiel’s nochmal, Sam“ an der Borner Straße auf die Bühne.

In der romantischen Allen-Komödie, 1972 mit Woody Allen selbst und Diane Keaton unter dem Titel „Mach’s noch einmal, Sam“ verfilmt, steht der neurotisch-tolpatschige Allan im Mittelpunkt: Nachdem er von seiner Freundin Nancy verlassen wurde, versinkt der Filmkritiker an seiner Schreibmaschine in eine Dauer-Depression, aus der ihm auch seine Pschychopillen nicht mehr herauszuhelfen vermögen. Allans beste Freunde, der unter „Dauerstrom“ stehende Geschäftsmann Dick und seine vernachlässigte Ehefrau Linda, gehen mit ihm aus und arrangieren ein Date nach dem anderen für Allan.

Frauenversteher „Bogey“ gibt vergeblich Tipps

Doch alle „Anbandeleien“ scheitern grandios. Und zwar nicht nur daran, dass Allan seine Unbeholfenheit und Nervosität cool zu überspielen versucht und sich dabei ein Eigentor nach dem anderen schießt. Auch mit einem seiner Spleens stellt sich der Neurotiker stets selbst ein Bein: Der Fan des Filmmelodrams „Casablanca“ und dessen Hauptdarstellers Humphrey Bogart hat halluzinatorische Erscheinungen, in denen ihm die Film-Legende einflüstert, wie ein Macho eine Frau erobert. Mal liegt „Bogey“ falsch mit seinem Tipp, mal vermasselt’s Möchtegern-Macho Allan – keine Kandidatin beißt an!

Eines Abends, als Dick mal wieder auf Geschäftsreise ist, stolpern die ebenso leicht neurotische Linda und Allan darüber, wie allein und zugleich nahe sie sich sind. Sie landen in Allens Appartement (Bühnenbild: Janosch Plaumann) im Bett und das Happy-End der Liebeskomödie wäre damit eigentlich perfekt. Aber doch nicht auf Kosten des besten Freundes beziehungsweise des doch geliebten Ehemannes…

Ein Hauptdarsteller ganz im Stile von Woody Allen

Thomas Gimbel inszeniert den witzigen Beziehungsspaß ganz im Stile seines Schöpfers Woody Allen und Hauptdarsteller Alexander Bangen kommt dem US-Komiker ziemlich nahe: Die Rolle des spleenigen Tollpatschs scheint Bangen geradezu auf den Leib geschneidert. Ihren Teil zu rundum spaßigen zwei Stunden im TiC-Theater tragen Robert Flanze und Benedict Schäffer bei: Flanze gibt in der Rolle des ständig an der Strippe hängenden, aber erfolglosen Geschäftsmanns und ziemlich besten Freundes eine souveräne Figur ab.

Und „Bogey Schäffer“: Mit seinen Macho-Tipps hat der vermeintliche Frauenversteher im TiC ebenso die Lacher auf seiner Seite wie Jerry Lacy vor 40 Jahren in Woody Allens Verfilmung. Mit Hut, Trenchcoat und Zigarette im Mund ist Benedict Schäffer so cool wie einst die kultige Film-Ikone in „Casablanca“, dessen Filmgeschichte gewordenes Finale („Ich seh‘ dir in die Augen, Kleines“) zu Beginn des Stückes über die Bühnenwand flimmert.  Der langanhaltende Applaus des Premienpublikums im TiC galt ebenso Saskia Deer und Livia Caruso: Sie feierten in der TiC-Premiere ihre Premiere auf der TiC-Bühne – beide mit Bravour.

Doppel-Premiere für Saskia Deer und Livia Caruso

Hut ab, wie die erst 17-jährige Saskia Deer in Allens „Tagträumen“ immer wieder als attraktive „Ex“ Nancy erscheint und zudem von der Rolle der einen Beziehungs-Kandidatin in die der nächsten schlüpft (Kostüme: Christine Meyer) – eine Energieleistung. Kompliment auch an Livia Caruso: Als Linda tanzt sie ebenso herrlich verklemmt in der Disco wie sie dann in einer Allen-Halluzination erotisch hüftschwingend als Vamp daherkommt – gelungene Premieren-Premiere für Livia Caruso!

„Spiel’s noch ganz oft“, wünschte das begeisterte TiC-Publikum Thomas Gimbel zur gelungenen Inszenierung der Beziehungskomödie, „Schauen Sie’s sich an“, lautet unsere Empfehlung an die CW-Leserschaft – das neueste TiC-Stück macht viel Spaß! Karten gibt’s unter Telefon 0202-47 22 11 oder online unter www.tic-theater.de