03.12.2014, 20.21 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Aus für KiTa-Pläne der Lebenshilfe: Viel Bedauern aus der Politik

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Lebenshilfe-Vorsitzender Peter Plenker (4.v.l.) und Geschäftsführer Stefan Pauls (2.v.r.) mit OB Peter Jung (mi.) beim Spatenstich für das Lebenshilfe Hochregallager. In Sachen Lebenshilfe-KiTa werden sie nun vorerst nicht die Spaten für einen neuerlichen Startschuss in die Hand nehmen… -Archivfoto: Marcus Müller

Nachdem die Lebenshilfe Anfang der Woche bekannt gab, dass sie wegen der Anwohner-Widerstände ihre Pläne für den Bau einer integrativen Kindertagesstätte in der Heidestraße aufgibt, meldete sich am heutigen Mittwoch, 3. Dezember 2014, die Politik zu Wort: SPD, Grüne und Linke bedauern unsisono die Entscheidung der Lebenshilfe und kritisieren zugleich das Verhalten der Anwohner-Initiative „IG Heidestraße“.

SPD-Landtagsabgeordneter Neumann fordert Entschuldigung

Der Cronenberger SPD-Landtagsabgeordnete Josef Neumann nimmt die Anwohner-Initiative nach umstrittenen Äußerungen in die Pflicht: „Ich erwarte eine Entschuldigung der Verantwortlichen der Interessengemeinschaft für diese Wortwahl gegenüber der Entscheidung der Lebenshilfe.“ Renate Warnecke, SPD-Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Rat der Stadt, zeigt sich vom KiTa-Stopp enttäuscht: „Wir sind doch sehr irritiert, dass diese Chance für Cronenberg vertan wurde. “

Gerade einmal 200 Unterschriften gegen den geplanten KiTa-Bau bezeichnet SPD-Politikerin Warnecke in ihrer Stellungnahme als „wirklich nicht repräsentativ“. Diese 200 Unterschriften, so Warnecke weiter, wären sicherlich auch schnell von Eltern gefunden worden, die dringend einen KiTa-Platz in Wuppertal bräuchten. „Wir haben den Eindruck, dass hier die Frage der verkehrlichen Erschließung als Vorwand gegen den Bau der Kindertagesstätte vorgeschoben worden ist“, glaubt die SPD-Familienpolitikerin.

Linke: „IG-Reaktion ist geschmacklos“

Landtagsabgeordneter Josef Neumann kritisiert Erklärungen, mit welchen Vertreter der IG Heidestraße den Projekt-Stopp in verschiedenen Online-Foren kommentierten:  „Dass ausgerechnet am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen die ,Interessengemeinschaft gegen die integrative Kindertagesstätte‘, die Entscheidung der Lebenshilfe keine integrative Kita in Cronenberg zu bauen, in ihrer Wortwahl in einer unwürdigen Art und Weise als Erfolg abfeiert, ist auch ein Affront gegen Cronenberg insgesamt“, so der inklusionspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.

Ähnlich meldete sich “Die Linke” zu Wort: „Die Lebenshilfe jetzt noch obendrein mit einer derartigen Häme zu überschütten, halten wir für mehr als geschmacklos“, äußert sich Linke-Kreissprecherin Susanne Herhaus gegenüber der CW. Das könne nicht im Sinne der Menschen sein, die bisher problemlos mit der Lebenshilfe zusammengelebt hätten. Anders als die IG Heidestraße behaupte, sei der Bedarf für weitere KiTa-Plätze gegeben. „Diese Aufgabe der Bebauungspläne ist eine Niederlage für Cronenberg und letztendlich auch für Wuppertal“, urteilt daher der Cronenberger Linke-Bezirksvertreter Hartmut Kissing: „Die Lebenshilfe verfügt über ein fachkundiges, kompetentes und liebevolles Personal, das auch für eine integrative Kindertagesstätte sehr von Nutzen gewesen wäre.“

Bürgermeisterin Abé: „Verwaltung hat Initiative goldene Brücken gebaut“

Kritik an der IG Heidestraße kommt auch von Cronenbergs Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé (SPD): „Für mein Verständnis ist das keine sachliche Argumentation gewesen.“ Die Verwaltung sei auf die Bedenken der Anwohner-Initiative eingegangen, habe ihr „goldene Brücken“ gebaut und bis Anfang 2015 eine neuerliche Überprüfung der verkehrlichen Fragen zugesagt, berichtet die Dörper Bürgermeisterin von einem Gespräch aller Beteiligten bei Oberbürgermeister Peter Jung in der vergangenen Woche: „Die Initiative hat sich mit all diesen Dingen nicht zufrieden gegeben.“

Insofern widerspricht Ursula Abé einer IG-Behauptung, dass die Lebenshilfe ihr KiTa-Projekt wegen der Argumente der Initiative gestoppt habe: „Das hat damit überhaupt nichts zu tun“, so die Cronenberger Bezirksbürgermeisterin gegenüber der CW: „Die Lebenshilfe wollte hier Schaden von ihrer guten Einrichtung abwenden – der Klügere gibt nach.“

Grüne: „Chance ist vertan, das Dorf lebenswerter zu gestalten“

„Chance vertan“, urteilt Grünen-Ratsfrau Regina Orth in einem Online-Kommentar an die CW: „Eine tolle, integrative Einrichtung wird nicht verwirklicht!“ Der Lebenshilfe-Sportplatz sei ein geeignetes Grundstück gewesen, das durch das KiTa-Projekt von Altlasten befreit und einer sozialen Nutzung zugeführt worden wäre, während der Verkehr nur um wenige Fahrzeuge zugenommen hätte – das Fazit der Dörper Grünen-Politikerin: „Letztendlich ist eine Chance vertan, unser Dorp ein Stück familienfreundlicher und lebenswerter zu gestalten. Schade!“

Auf Nachfrage der CW war der Sprecher der IG Heidestraße bis zum späten Abend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.