10.07.2015, 13.24 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Hütterbusch: Grundschüler sagen „Tschüss, Frau Rüsgen“

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Natalie Kusch (li.) darf weiter anrufen, wenn was sein sollte – Renate Rüsgen ist ja nicht aus der Welt, sondern in Berghausen…

„Tschüss, Frau Rüsgen“, schallte es ihr vielstimmig hinterher, als Renate Rüsgen über den Pausenhof der Grundschule Hütterbusch ging und fürs CW-Foto vor die Tür trat – wenn Kindermund tatsächlich Wahrheit kund tut, dann muss Renate Rüsgen eine beliebte Lehrerin gewesen sein. Entsprechend war viel Gefühl im Spiel, als für das Urgestein der Grundschule in der Ortsmitte mit dem Ende des Schuljahres auch ihre Tätigkeit am Hütterbusch endete: Nach rund 40 Jahren im Schuldienst ging Renate Rüsgen in den Ruhestand.

Entsprechend wurde das „Ära-Ende“ gebührend gewürdigt: Im Rahmen des Schulgottesdienstes, bei einer Feier des Kollegiums im Steinhaus des Cronenberger Festsaals und während der Abschlussfeier am letzten Schultag sagten Schüler, Eltern und Lehrer liebevoll „Tschüss“ zu Renate Rüsten. „Der Abschied war schwer für beide Seiten“, blickt die 63-Jährige Pädagogin auf die Feier zurück, in der sie die Kinder ihrer „3b“ mit einem Lied, Blumen „und vielen guten Worten“ verabschiedeten.

Natalie Kusch: „Sie hat mit unglaublichem Engagement unterrichtet“

„Da wurde mir auch klar, dass meine Arbeit wichtig war“, und da war auch das eine oder andere Tränchen unvermeidlich. Dennoch: Renate Rüsten freut sich auf ihren Ruhestand: Nun beginne ein neuer Abschnitt, hofft die Berghauserin darauf, nun öfter ins Konzert oder Theater gehen und „schöne Bücher“ („Nicht mehr nur Fachliteratur“) lesen zu können – „dazu war die Zeit sonst immer zu kurz“.

Das Private kam häufig zu kurz, weil für die Pädagogin der Schultag nach dem Schlussgong noch längst nicht zu Ende war. „Sie hat mit unglaublichem Engagement unterrichtet“, würdigte Natalie Kusch, die Leiterin der Dörper Grundschule, die Tätigkeit von Renate Rüsgen, mit deren Ausscheiden nun ein Generationswechsel am Hütterbusch vollzogen ist. Die erfolgreiche Arbeit, so Kusch weiter, habe sich in den Leistungen der Kinder widergespiegelt – „und auch in einer unglaublichen Klassengemeinschaft“.

„Die Zeiten ändern sich – und da muss Schule mit…“

„Die Zeiten haben sich in allen Bereichen geändert“, sagt die 63-Jährige, die übrigens ihr Refendariat und die ersten Berufsjahre an der zwischenzeitlich aufgelösten Grundschule Cronenberger Straße  absolvierte. Die Erziehungsstile seien heute andere und die Gesellschaft habe sich ebenso verändert. Das färbt natürlich auch auf die Kinder ab: „Das Arbeiten ist heute natürlich anders als vor 40 Jahren, resümiert Renate Rüsgen: Befehl und Gehorsam sind von gestern, die Kinder heute seien vielmehr freier, hätten eigene Vorstellungen – „da muss Schule mitgehen“.

Renate Rüsgen ist mitgegangen, hat in all den Jahrzehnten am Hahnerberg und am Hofe etwa 300 Kinder als Klassenlehrerin begleitet, aber nun ist es genug: „Ich denke, ich habe einiges geleistet“, bilanziert sie, aber irgendwann ließen einfach auch Körperkraft und Nerven nach – „alles ist anstrengender als vor 40 Jahren“.

„Der Abschied fällt schwer“, bekennt auch Natalie Kusch: „Sie war auch mein Verbindungsglied zu früheren Zeiten“, sagt die Schulleiterin und fügt mit einem Schmunzeln an: „Aber wenn ich was habe, darf ich ja anrufen…“ – Renate Rüsgen kommt zwar nicht mehr ins Klassenzimmer, aus der Hütterbusch-Welt ist sie aber gewiss nicht ganz…