16.02.2016, 18.45 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Lidl-Erweiterung: Stadt-Ausschuss hebelt BV Cronenberg aus

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Dass die Erweiterung des Hahnerberger Lidl-Marktes nun faktisch „durch“ ist, sorgt für Verstimmungen zwischen der Cronenberger Bezirksvertretung und CDU/SPD im Tal. -Foto: Archiv

 „Schlechte Aussichten für Lidl also…“, schloss im November der CW-Bericht zu den Plänen des Discounters, seinen Markt an der Hahnerberger Straße um rund 200 Quadratmeter auf knapp über 1.000 Quadratmeter Verkaufsfläche zu erweitern. Ebenso wie die Verwaltung lehnte auch die Bezirksvertretung (BV) Cronenberg die Vergrößerung ab. Und zwar einstimmig – die Pläne schienen damit ein Fall für den Papierkorb.

Doch dabei hatten Stadtverwaltung und Stadtteilparlament die Rechnung ohne die Politik im Tal gemacht: Der zuständige Stadtentwicklungsausschuss vertagte sich auf Anregung von CDU und SPD Anfang Dezember zu dem Lidl-Vorhaben. Obwohl hiermit keine Entscheidung getroffen wurde, fielen CDU und SPD im Tal ihren Parteifreunden im Dorf damit in den Nacken. Denn faktisch waren die Lidl-Pläne mit der Vertagung durch: Der Discounter hatte die Erweiterung bereits im September beantragt – da innerhalb von drei Monaten eine städtische Reaktion erfolgen musste, kommt die nächste Sitzung des Ausschusses am 25. Februar zu spät.

Konsequenz: Die Lidl-Erweiterung ist durch. Schwer zu glauben, dass CDU/SPD im Stadtentwicklungsausschuss diese Tragweite ihrer „unverdächtigen“ Vertagung nicht bewusst gewesen sein könnte. Im Tal sieht man das Aushebeln des BV-Votums nicht dramatisch: Schließlich, so hieß es auf CW-Nachfrage, wolle Lidl seinen Markt ja lediglich etwas geräumiger und damit kundenfreundlichger gestalten – und das könne doch wohl kaum schädlich für die Ortsmitte oder das Rigi-Center sein.

Das sieht Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé (SPD) nicht wesentlich anders. Aber: Da das betreffende Hahnerberger Gebiet Mischgebiet ist, sei nun Tür und Tor für weitere Erweiterungen geöffnet. „Wir hätten die Entwicklung lieber geregelt gewusst, damit wir den Daumen drauf halten können“, kritisiert Abé das Verhalten des Ausschusses: „Das schafft einen Präzendenzfall.“ Und dieser sei letztlich gefährlich für die Ortsmitte: Ursula Abé weiß jedenfalls von Gerüchten, dass ein weiterer Cronenberger Discounter Erweiterungspläne hegen soll.

„Wir denken uns ja etwas dabei, wenn wir solche Entscheidungen treffen“, kritisiert Ursula Abé, dass der Ausschuss das einstimmige Votum der Bezirksvertretung letztlich aushebelte. Ihr Stellvertreter Michael-Georg von Wenczowsky (CDU) habe Recht, wenn er meine, dass die BV dadurch zu einem zahnlosen Tiger degradiert werde. Entsprechend kündigt Abé Konsequenzen an: Beim nächsten Mal werde sie im Tal mehr Gespräche führen, habe sie aus dem Lidl-Fall gelernt – sie wolle dann dem Cronenberger Willen mehr Ausdruck verleihen.