07.06.2016, 20.20 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Jugend forscht“-Sieger Tobias Gerbracht: „Das war Wahnsinn…“

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Bundessieger Tobias Gerbracht (2.v.r.) bei der Siegerehrung mit seinem Mentor, dem CFG-Lehrer Michael Winkhaus (li.), NRW-Vizeministerpräsidentin Sylvia Löhrmann und Paderborns Bürgermeister Michael Dreier (re.). -Foto: Stiftung Jugend forscht e. V.

Jubel auf Küllenhahn: Mit Tobias Gerbracht hat erstmals ein Schüler des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums (CFG) einen Sieg beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ geschafft. Der 18-Jährige wurde im Fachgebiet Arbeitswelt Bundessieger. Tobias Gerbracht nahm als NRW-Landessieger an dem Bundeswettbewerb teil, bei dem Deutschlands beste Nachwuchsforscher bis zum 29. Mai 2016 vier Tage lang im Heinz Nixdorf MuseumsForum ihre Projekte präsentierten.

Insgesamt hatten sich 191 Nachwuchsforscher mit insgesamt 110 Projekten für das Finale qualifizieren können. Wie die CW berichtete, beteiligte sich der Ronsdorfer Gymnasiast mit einem sogenannten „Augmented-Reality-Projektor“. Mit dem Projektor, den Tobias Gerbracht selbst konstruierte, lassen sich dreidimensionale Objekte virtuell im Raum schwebend darstellen. Der Projektor projiziert die Objekte dabei auf eine Glasscheibe von der Größe eines PC-Bildschirmes.

Als „sehr anstrengend, aber sehr gut“ schildert der Top-Nachwuchsforscher nach seiner Rückkehr die vier Tage in Paderborn. Geradezu auf die Folter gespannt habe er sich am Sonntagvormittag bei der Kür der Bundessieger gefühlt: Vom Fünften aufwärts wurden die einzelnen Platzierten vorgestellt – „da war ich richtig angespannt“, schildert der Fuhlrott-Gymnasiast, „als mein Name dann für den ersten Platz aufgerufen wurde, wusste ich, dass sich alles gelohnt hat“. Damit gemeint sind etwa 700 Stunden Arbeit, die Tobias Gerbracht in einem Jahr in seinen Sieger-Projektor investierte.

Am nächsten Tag wieder zum Unterricht ins „Süd“

„Das war der Wahnsinn“, beschreibt der 18-Jährige seine Gefühlslage, als er vor den 700 Gästen der Ehrung auf der Bühne stand und aus den Händen von Bundesstaatssekretärin Yasmin Fahimi die Siegerurkunde erhielt. „Sowas habe ich noch nicht erlebt“, unter den Besten aus ganz Deutschland zu sein, „das war eine ganz andere Dimension“.

Dennoch blieb Tobias Gerbracht auf dem Teppich: Ein Gläschen Sekt beim Festessen unter anderem mit seinem Mentor, dem CFG-Lehrer Michael Winkhaus, war schon drin. Am Montag aber war wieder Alltag angesagt, sprich Schule. Siegestrunken den Unterricht zu schwänzen – nein, das tue er nicht. Der Zufall wollte es aber, dass die ersten Stunden ausfielen und für das CFG-Ass erst um 14 Uhr Unterricht war – na, da hätte Tobias Gerbracht in Paderborn ja doch auf den Putz hauen können…

Wollte er aber gar nicht, denn auf der Auszeichnung ausruhen, das ist nicht „das Ding“ des 18-Jährigen: „Der Sieg ist nicht das Ende, sondern der Anfang von etwas Neuem.“ Und einiges steht bereits vor der Tür: Mit dem Sieg verbunden ist eine 14-tägige Reise nach London, mit dem Preisgeld von 2.500 Euro will Tobias Gerbracht im Anschluss einen Aufenthalt beim europäischen Kernforschungszentrum CERN in der Schweiz finanzieren.

Einladungen in die Microsoft-Zentrale und ins Kanzleramt

Überdies hat Tobias Gerbracht als Bundessieger bereits eine Einladung ins Bundeskanzleramt in der Tasche – am 28. September, einen Tag vor seinem 19. Geburtstag, wird der CFG-Schüler Angela Merkel treffen – „das ist ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk“, freut sich der Fuhlrott-Gymnasiast auf den Berlin-Termin. Nicht zuletzt soll mit dem übrigen Preisgeld der Sieger-Projektor zur Marktreife gebracht werden. Verschiedene Unternehmen haben bereits Interesse angemeldet, erst vor zwei Wochen stellte Tobias Gerbracht sein Patent in der Deutschland-Zentrale von Microsoft vor.

Bei allem Erfolg, Abheben ist nicht die Sache von Tobias Gerbracht: Die 25 Unternehmen, die ihm bei der Entwicklung halfen, darunter die Kohlfurther Firma Berger, Knipex, Picard im Morsbachtal oder auch die Stadtsparkasse, vergisst der 18-Jährige ebenso wenig wie seine Schule und seinen Mentor Michael Winkhaus – so sehen eben Sieger aus…

Schulleiter Karl W. Schröder: „Die ganze Schule freut sich…“

Die ganze Schule freut sich mit Tobias Gerbracht“, kommentiert CFG-Leiter Karl W. Schröder die hohe Auszeichnung für seinen Schüler. Zumal Gerbracht als einziger Schüler aus NRW einen Bundessieg schaffte, sei der erste Platz nicht nur für die Schule, sondern auch für ganz Wuppertal und das Land von besonderer Bedeutung.

Entsprechend kündigte NRW-Schulministerin und Vize-Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann bereits ihren Besuch am Fuhlrott-Gymnasium an. Für Karl W. Schröder ist der Erfolg von Tobias Gerbracht aber auch ganz persönlich etwas Besonderes: Zum Ende des Schuljahres geht Schröder in Ruhestand. Der Bundessieg ist daher ein i-Tüpfelchen auf Schröders letzten Metern an der Schule, die unter seiner Ägide gleich zweifach „spitze“ wurde.

Als eine der wenigen Gymnasien im Land ist das Fuhlrott-Gymnasium als Europaschule und als MINT-EC-Schule zugleich sprachlich wie auch naturwissenschaftlich exzellent – der Bundessieg von Tobias Gerbracht unterstreicht das eindrucksvoll…