10.01.2017, 19.37 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

BV will Testlauf im Dorf: Halteplätze für „Helikopter-Eltern“

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An der Grundschule Küllenhahn wird seit einiger Zeit bereits per Schild an die Eltern appelliert, die Kinder zumindest ab dem Schultor doch allein in die Klassen gehen zu lassen…

Drive-in-Schalter sind bei Fast-Food-Restaurants, Baumärkten oder auch Apotheken längst nichts besonderes mehr. Ebenso wie beim Einkaufen manche am liebsten bis an die Kasse fahren würden, verhält es sich auch bei (Grund-)Schulen: „Helikopter-Eltern“ würden ihre Kinder nur zu gerne mit dem Auto bis ins Klassenzimmer kutschieren.

Weil es aber Drive-in-Schulen (noch) nicht gibt, geht es morgendlich vor den Schulen mitunter chaotisch zu: Papa oder Mama halten wo es nur geht an, mitunter auch mitten auf der Straße oder dem Bürgersteig, um das Kind „mal eben“ rausspringen zu lassen. Das sorgt nicht nur für Verkehrsprobleme, das führt auch zu gefährlichen Situationen für die Kinder. „Wer morgens mal erlebt hat, was sich vor den Schulen abspielt, weiß, dass dort ein regelrechtes Verkehrschaos herrscht“, weiß auch Cronenbergs SPD-Chef Oliver Wagner.

Oliver Wagner (SPD): „Eltern-Taxis aus übertriebener Fürsorge
oder Bequemlichkeit…“

Wagner wohnt nur wenige Meter von einer Dörper Grundschule entfernt und kennt die Situation aus eigenem Erleben. „Sei es aus übertriebener Fürsorge oder Bequemlichkeit: Immer mehr Eltern fahren ihre Kinder mit dem Auto zur Schule.“ Die Vielzahl der „Elterntaxis“ führe aber nicht zu mehr Sicherheit, verweist Oliver Wagner auf Verkehrsexperten: Um riskante Park- und Wendemanöver direkt vor Schulen zu unterbinden, plädiert zum Beispiel auch der ADAC für die Einrichtung von Haltezonen, die 200 bis 300 Meter von der Schule entfernt liegen.

Auf Antrag der SPD Cronenberg hat die Dörper Bezirksvertretung (BV) in ihrer Dezember-Sitzung einen Prüfauftrag an die Verwaltung gerichtet: Demnach soll die Stadt bei der beabsichtigten Erprobung von „Kiss-and-Ride-Haltezonen“ an zwei Wuppertaler Schulen zusätzlich auch eine Cronenberger Grundschule in die Testphase aufnehmen. Dass die Kinder dann von den etwas entfernt liegenden Parkplätzen zu Fuß zur Schule gehen müssten, fördere die Mobilität und Konzentrationsfähigkeit der Kinder. Schulmediziner bestätigten, dass Kinder, die morgens eigenständig zur Schule kommen, aufnahmefähiger und aktiver seien.

Regina Orth (Grüne): „Das ist doch an allen Schulen das Gleiche…“

Auch wenn das Dörper Stadtteilparlament letztlich einstimmig für einen Haltezonen-Versuch auch in Cronenberg votierte, befand Ratsfrau Regina Orth von den Grünen die Testläufe an einzelnen Wuppertaler Schulen für eigentlich unnötig – „das ist doch überall an den Schulen das Gleiche“. Zugleich bedauerte Orth den Wegfall der Grundschulbezirks-Grenzen: Dass nunmehr auch Kinder von weiter entfernt kämen, leiste der Eltern-Taxi-Mentalität Vorschub und erschwere zum Beispiel die Einführung von „Walking-Bussen“ von zentralen Sammelpunkten.