01.10.2017, 16.43 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
BTW: Hardt gewählt, Schäfer respektabel, FDP spitze, AfD stark
Während im Bund schon kurz nach 18 Uhr der Ausgang der Bundestagswahl klar war, dauerte der Wahlabend in Wuppertal ungleich länger. Im Wahlkreis Wuppertal I lieferten sich Rainer Spiecker (CDU) und Helge Lindh (SPD) ein enges Rennen. Am Ende behauptete Lindh den traditionellen SPD-Wahlkreis mit einem knappen Vorsprung von rund zwei Prozent vor seinem CDU-Mitbewerber. Im Cronenberger Wahlkreis Wuppertal II-Solingen-Remscheid war es nur zwischendurch einmal spannend.
Dass SPD-Herausforderer Ingo Schäfer dem CDU-Platzhirschen Jürgen Hardt gegen 19 Uhr bis auf drei Prozent auf die Pelle gerückt war, war aber nicht mehr als ein Strohfeuer: Ansonsten hielt Amtsinhaber Jürgen Hardt seinen SPD-Mitbewerber stets auf komfortablem Abstand. Dennoch wurde es in dem Drei-Städte-Wahlkreis ein langer Abend: Erst gegen 22.30 Uhr konnte Jürgen Hardt auf seinen Sieg anstoßen – zum dritten Mal zieht der Christdemokrat in den Bundestag ein. Als dritter Wuppertaler wird Manfred Todtenhausen (FDP) dem neuen Parlament angehören: Dank des guten Ergebnisses der Freidemokraten schaffte der Wuppertaler Liberale über die Landesliste den Sprung ins Reichstags-Gebäude.
Hardt (CDU) und Schäfer (SPD) besser als ihre Parteien
Ob in ganz Wuppertal oder in Cronenberg, ob in den Wahlkreisen 102 oder 103 – überall verbuchten die Groko-Parteien CDU und SPD herbe Verluste. Auf der anderen Seite gab es – ebenso wie im Bund – auf allen Wuppertaler Ebenen satte Gewinne für FDP und AfD. Allerdings: Anders als auf Bundesebene gingen die Liberalen in beiden Wahlkreisen bei den Zweitstimmen als Dritte durchs Ziel. Dennoch: Mit Resultaten zwischen 10 und 11 Prozent hatte die AfD auch hier großen Zulauf. In Bezug auf beide Wuppertaler Wahlkreise folgte die Wahl eigenen Gesetzen.
In Wuppertal I verloren CDU und SPD bei den Zweitstimmen ähnlich stark jeweils rund sechs Prozent, mit 26,47 Prozent behielten die Christdemokraten jedoch knapp die Nase vorn vor der SPD (26,05%). Anders bei den Erststimmen: Neuling Helge Lindh büßte zwar gegenüber der Wahl 2013 stolze 9,21% ein, behauptete die SPD-Hochburg aber knapp mit 31,52% vor Rainer Spiecker, der rund 7 Prozent verlor und auf 29,6% kam. Auch im Cronenberger Wahlkreis Wuppertal II konnten sich die Direkt-Kandidaten deutlich vom Bundesergebnis absetzen.
Ob Erst- oder Zweitstimme: AfD-Wähler wählen nur die AfD
Nicht nur Sieger Jürgen Hardt erzielte mit 38,25 Prozent ein deutlich besseres Resultat als die CDU bei den Zweitstimmen (31,59%) beziehungsweise CDU/CSU im Bund. Auch Ingo Schäfer konnte beim Wähler punkten: Mit 30,83% ging der SPD-Neuling deutlich über dem Zweitstimmen-Ergebnis der SPD (25,08%) beziehungsweise dem SPD-Ergebnis im Bund durchs Ziel. Während Jürgen Hardt rund 6 Prozent einbüßte, musste Ingo Schäfer mit minus 3 Prozent überdurchschnittlich weniger Federn lassen – ein Achtungserfolg für den SPD-Kandidaten.
Beachtlich die Ergebnisse von FDP sowie AfD im Cronenberger Wahlkreis: Bei den Erststimmen gewann Karin Van der Most zwar für die Liberalen 5,3% auf 7,76% hinzu. Allerdings gaben mit 14,12% wesentlich mehr Wähler der FDP ihre Zweitstimme – ein Zuwachs von 7,7 Prozent. Anders bei der AfD: Mit 9,46% bei den Erststimmen und 9,98% bei den Zweitstimmen fuhr die AfD praktisch gleiche Resultate ein – AfD-Wähler votieren also kaum taktisch, wer AfD wählt, wählt offenbar nur die AfD.
Cronenberg: FDP verweist AfD auf Platz 4
Der Stadtbezirk Cronenberg hebt sich nur unwesentlich vom Wahlausgang im Gesamt-Wahlkreis ab: Sowohl Jürgen Hardt (CDU) wie Ingo Schäfer (SPD) erzielten hier leicht schwächere Ergebnisse, strichen aber deutlich mehr Stimmen als die Zweitstimmen-Ergebnisse ihrer Parteien ein. Auffallend: Die FDP schaffte bei den Zweitstimmen mit 15,03 Prozent im Dorf ein Spitzenresultat (Gesamt-Wahlkreis: 14,12%), die AfD blieb mit 9,24% deutlich auf Platz 4 und auch unter ihrem Anteil im Wahlkreis (9,98%).
Die AfD-Hochburgen im Dorf
Überdurchschnittlich schnitt die Alternative bei den Zweitstimmen vor allem in drei Dörper Stimmbezirken ab: Im Bezirk 112 (Wahllokal: Mastweg) erhielt die AfD 13,85%, im Bezirk 100 (Hauptstraße 96) kam sie auf 12,22% und im Bezirk 105 (Kohlfurther Brücke) auf 11,7%.
Cronenberg Wähler-Hochburg, Oberbarmen AfD-Hochburg
Die Wahlbeteiligung lag im gesamten Cronenberger Wahlkreis Wuppertal II bei 73,61%, mit einer Beteiligung von 81,27% waren die Cronenberger – gemeinsam mit Uellendahl-Katernberg – der wahlfreudigste Stadtteil in ganz Wuppertal. Schlusslicht war übrigens Oberbarmen mit einer Wahlbeteiligung von 66,35 %. Hier erzielte die AfD mit 17,19% auch ihr bestes Stadtbezirks-Ergebnis. Im Stimmbezirk 150 (Schwarzbach/Jobcenter) landete die AfD mit 20,65% sogar nicht nur ihr Spitzenergebnis, sondern auch auf Platz 2 hinter der SPD und vor der CDU…