03.01.2018, 20.25 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Miese Masche“: Über 100.000 Euro mit Polizei-Trick ergaunert

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„Das ist eine besonders perfide Masche, die seit einigen Monaten bundesweit explodiert“, weiß Polizei-Sprecher Christian Wirtz: Gemeint sind Anrufe von Trickbetrügern, die sich als Polizisten oder sogar als Beamte des Bundeskriminalamtes ausgeben, um an Geld und Schmuck ihrer Opfer zu gelangen. Das besonders dreiste daran: Die Trickbetrüger nutzen durch Verwendung einfacher Computer-Tricks Rufnummern, die zur Polizei, dem BKA oder anderen Behörden gehören – das sogenannte „Spoofing“ macht es möglich, dass selbst unter der Notruf-Nummer 110 angerufen werden kann.

Opfer sind zumeist ältere Personen. Diese sind häufig nicht nur gutgläubig und fallen eher auf die falschen Rufnummern beziehungsweise Polizisten rein. Senioren können von den Tätern auch leicht ins Visier genommen werden. Sie stehen zum Beispiel häufig mit vollem Namen und Adresse im Telefonbuch und haben Vornamen, die auf ein höheres Alter schließen lassen, wie Wilhelm, Gustav, Margarete oder Brunhilde. „Die Banden sind hoch professionell und verfügen über Call-Center im Ausland, von wo aus die Telefonbücher nach solchen Personen abgegrast werden“, weiß Christian Wirtz.

„Polizei-Masche“: Hahnerbergerin um ein Vermögen gebracht

So ähnlich wird es wohl auch bei der Hahnerbergerin gewesen sein, die nun der „Polizei-Masche“ aufsaß. Vor Weihnachten erhielt die Seniorin Fake-Anrufe vom Bundeskriminalamt: Ein angeblicher BKA-Kommissar eröffnete der über 70 Jahre alten Frau, dass ihr Geld und Schmuck auf der Bank nicht mehr sicher seien. Der gewandt auftretende Telefon-Trickbetrüger forderte die Hahnerbergerin daher dazu auf, ihr Bargeld abzuheben und an einem bestimmten Ort zu deponieren. Ein paar Tage nachdem die gutgläubige Seniorin das getan hatte, rief der falsche BKA-Beamte erneut an – und wieder ging sie zur Bank…

Zuvor hatte der Trickbetrüger der Seniorin eingeschärft, bei Fragen der Bank nur nichts von seinen Anrufen zu verraten – die Bank stecke schließlich mit den Betrügern, die an ihr Geld wollten, unter einem Hut. Erst eine Bekannte brachte die Hahnerbergerin schließlich darauf, dass sie einem Trickbetrüger aufgesessen sein könnte – als sie zur richtigen Polizei ging, wurde ihr das bestätigt. Einen Teil ihres Vermögens war die gutgläubige Cronenbergerin da aber schon los – über 100.000 Euro hatten die Täter mit der Polizei-Masche bei ihr ergaunert.

Drei weitere Betrugs-Versuche in Cronenberg gescheitert

Mitte Dezember hatten sich schon drei Betroffene bei der Polizei Cronenberg gemeldet, die ebenfalls derartige dubiose Anrufe erhalten hatten. In einem Fall wurde dabei sogar die Rufnummer des Polizeipräsidiums Wuppertal angezeigt, im Fall einer 80-jährigen Hahnerbergerin war es ebenfalls die Nummer des Bundeskriminalamtes. In zwei Fällen gaben die mutmaßlichen Telefonbetrüger vor, dass gegen die Betroffenen etwas vorläge. Durch eine Geldzahlung könnten sie die Haftbefehle abwenden.

Pech für die Betrüger: Die drei Betroffenen hier zeigten sich auf der Höhe und gingen nicht zur Bank, sondern meldeten sich vielmehr bei der Polizei. „Richtig so“, meint Polizei-Sprecher Christian Wirtz: „Immer, immer skeptisch sein.“ Bei dubiosen Anrufen, egal ob mit der Polizei-Masche oder anderen Tricks, solle man sich auf einem sicheren Weg rückversichern und sich selbst an die Polizei wenden: „Lieber einmal zu viel bei uns anrufen, als einmal zu wenig“, appelliert der Polizei-Sprecher.

Weitere Geschädigte können sich bei der Polizei unter Telefon 0202 247 13 90 (Cronenberg) oder unter 0202 284-0 (Präsidium) melden.