22.09.2018, 16.53 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Altpfarrer Horst Jedan: Bischöfe, Bauchtänzerin und Beuys…
…das alles und einiges mehr spielt in der Dienszeit des Altpfarrers der Evangelischen Kirchengemeinde Küllenhahn eine gewisse Rolle. Eigentlich wollte Horst Jedan gar nicht nach Evangelisch-Küllenhahn. Weil ein Studienfreund, der die Pfarrstelle bereits „in der Tasche“ hatte, aber plötzlich andere Pläne hatte, bewarb sich Jedan mit 29 Jahren als „Ersatzmann“ – und wurde von den Küllenhahnern genommen.
Das wollte was heißen: 20 Kandidaten hatten die Presbyter der kleinsten evangelischen Gemeinde Wuppertals zuvor „verschlissen“. „Hätte ich das zuvor gewusst, hätte ich es nicht gemacht“, sagt Horst Jedan rückblickend. Er wusste es aber nicht und machte es, auch weil der damalige Superintendent ihn „ins Gebet“ nahm und ihm zumindest fünf Jahre an der Nesselbergstraße „abrang“. Horst Jedan schaffte nicht nur die fünf Jahre, am Ende blieb seine erste Pfarrstelle auch die letzte: 35 Jahre lang blieb Horst Jedan der Pastor auf Küllenhahn, als er im Juli 2005 in den Ruhestand ging, verabschiedete ihn die (kritische) Gemeinde mit einem großen Fest und einem Banner über der Nesselbergstraße: „Danke, Pfarrer Jedan“ stand darauf zu lesen.
Zunächst nicht die Lampe aufgehängt, dann 35 Jahre geblieben
Am morgigen Sonntag, 23. September 2018, kehrt der heute 78-Jährige nun in sein ehemaliges „Wohnzimmer“ zurück: Dort, wo Horst Jedans berufliche Heimat war und er den Großteil seiner 50 Jahre als Pfarrer wirkte, wird im Rahmen eines Festgottesdienstes Jedans Goldene Ordination gefeiert – an der Nesselbergstraße. „Ich wollte es eigentlich nicht gefeiert haben“, sagt Horst Jedan, sein jahrzehntelanger Weggefährte, Superintendent i.R. Andreas Knorr, überredete ihn jedoch: „Wenn das denn sein muss, dann schon auf Küllenhahn“, freut sich der Alt-Pastor auf die Rückkehr: „Das ist schon ein erhebendes Gefühl, an der ehemaligen Wirkungsstätte mal wieder auf der Kanzel zu stehen.“
Jedan kehrt dankbar in seine frühere Gemeind zurück: Zunächst habe er nicht die Lampe in seinem damaligen Studienzimmer aufgehängt, schnell habe er sich aber nach einer Odyssee vom Geburtsort in Pommern über die Kindheit in Posen und Brandenburg, dem Studium in Wuppertal und Bonn sowie dem Vikariat in Oberhausen auf Küllenhahn als angekommen gefühlt. Seine damaligen Presbyterien hätten ihm ja auch stets alle Freiheiten gegeben.
Als „lebendiger Beuys-Ersatz“ vor dem Barmer Rathaus
Er holte Gäste aus aller Welt an die Nesselbergstraße, sogar eine Bauchtänzerin und Bischöfe, er durfte zum „Skandal-Pastor“ werden, indem er sich als „Ersatz für Beuys“ als „Lebendiges Kunstwerk“ in eine Zinkwanne vors Rathaus Barmen stellte, er wurde als „Papst vom Küllenhahn“ bezeichnet und rettete gemeinsam mit dem damaligen Presbyteriums-Vorsitzenden Helmut Pathe im Jahre 2004 die Selbstständigkeit der kleinen Gemeinde – „es hat alles zusammengepasst, Küllenhahn war ein Ruhepol“.
Heute mit seiner Ehefrau auf dem Nachbar-Berg in Remscheid-Vieringhausen zu Hause, hat Horst Jedan einen neuen Ruhepol gefunden: Er wirkt so kraftvoll und dynamisch wie vor 13 Jahren und ist es auch: Vor drei Jahren machte er noch „aus dem Stand“ das Sportabzeichen, nun fordern „Knie und Rücken“ etwas Tribut. Viel lesen, das neue E-Bike nutzen und Spazieren gehen stehen daher im Mittelpunkt: „Ich habe keine Langeweile“, stellt Horst Jedan strahlend fest – und man glaubt es ihm…
Fest- Gottesdienst
Der Festgottesdienst zum Ordinationsjubiläum von Alt-Pfarrer Horst Jedan beginnt am Sonntag um 10 Uhr im Gemeindehaus an der Nesselbergstraße 12. Im Anschluss lädt die Gemeinde zu einem Empfang ins benachbarte Jugendheim.