26.10.2018, 12.30 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Sängerhain Sudberg: 125 Jahre alt und kein bisschen leise…

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Der MGV Sängerhain Sudberg und der MGV Cäcilia 1868 Barmen begingen ihre stolze Jubiläen mit einem großen Festkonzert im Zentrum Emmaus. – Foto: Matthias Müller

Zwei „Urgesteine“ des Chorgesangs in Wuppertal feierten am 14. Oktober 2018 mit einem Festkonzert im Zentrum Emmaus ihre großen Jubiläen: der MGV Sängerhain Sudberg und der MGV Cäcilia 1868 Barmen. Während der Barmer Chor, der seit rund zehn Jahren mit den Sudbergern eine Chorgemeinschaft bildet, bereits 150 Jahre besteht, beging der MGV Sängerhain sein 125-jähriges Jubiläum – der Männerchor aus dem Dörper Süden ist damit der zweitälteste noch bestehende Chor Cronenbergs.

Trotz des hohen Alters: Dass beide Chöre erstaunlich jung geblieben sind, bewiesen sie mit ihrem Jubiläumskonzert. Zwar war auch Traditionelles zu hören. Die Jubiläumschöre stellten aber mit moderneren Programmpunkten unter Beweis, dass man auch „im Alter“ mit der Zeit gehen kann… Wie so viele Chöre hat zwar auch der Sudberger MGV Nachwuchsssorgen. Aber die Sängerhain-Männer trotzen dem Rückgang im Bereich der klassischen Chöre: Mehr Modernes im Repertoire, weniger eigene Konzerte, dafür mehr Auftritte bei Festen und Veranstaltungen, die Bildung der Chorgemeinschaft mit dem Cäcilia Barmen – mit seinen nunmehr 125 Jahren beweist der Sängerhain aus den Dörper Süden einen erstaunlichen Anpassungswillen.

Ex-Bundespräsident Wulff lobt „ungebrochenen Tatendrang“

„Was mir besonders imponiert ist, dass Sie mit ungebrochenem Tatendrang gemeinsam weiterhin als Chor aktiv sind“, würdigt denn auch Alt-Bundespräsident Christian Wulff als Präsident des Deutschen Chorverbandes in seinem Grußwort zu den beiden stolzen Chor-Jubiläen. Dieser Tatendrang war es dann wohl auch, der acht sangesfreudige Sudberger am 20. August 1893 den MGV Sängerhain aus der Taufe heben ließ: „Sind wir von der Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede“, lautete dabei unter dem ersten Chorleiter August Krenzer das Motto der Sudberger.

Der neue Chor avancierte zu einer gesellschaftlichen Institution: Bekannte Namen wie Picard, Jöker, Biedebach, Berger, Putsch, Schlieper oder Tesche standen für das „Who is who“ im Dörper Süden. Beweis dessen war das 20-jährige Bestehen: Ende September 1913 wurde es zwei Tage lang mit einem großen Fest gefeiert. 30 Vereine und zwei Musikkapellen zogen damals vom Sudberg auf den Cronenberger Rathausplatz zur zentralen Sangesfeier, wo schließlich mit einem „dreifachen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser“ gefeiert wurde.

Das 100-jährige Bestehen wurde 1993 mit nur 15 Aktiven gefeiert

Dieses Hoch blieb den Sängern womöglich später in den Kehlen stecken, denn der Erste Weltkrieg wie später auch der Zweite Weltkrieg brachten das Vereinsleben zeitweise zum Erliegen: „Der Blutzoll muss in beiden Kriegen nach Aussagen älterer Sänger enorm gewesen sein“, heißt es dazu in der Sängerhain-Chronik. Dennoch: Der Männergesangsverein überstand allerdings die beiden Weltkriege, 1949 probte man wieder zahlreich in der damaligen Sudberger Schule.

Nun ging es mit dem Sängerhain wieder aufwärts: Man nahm am Leistungssingen in Gelsenkirchen teil, unter Musikdirektor Willi Wiesemann wurden Konzerte mit den bekannten Gesangssolisten Sadako Sasaki oder Kenneth Spencer gegeben. In den 1980er- und 1990er-Jahren waren es die zunehmende Unlust am traditionellen Chorgesang, die dafür sorgte, dass das 100-Jährige Jubiläum im Jahre 1993 mit nur noch insgesamt 15 Aktiven begangen werden konnte – über die Verleihung der Zelter-Plakette, der höchsten deutschen Auszeichnung für Amateurchöre, war die Freude auf Sudberg trotz aller Nachwuchssorgen groß.

Wir haulen tröh tesamen: „Wer einmal bei uns ist, bleibt auch bei uns“

Auch wenn im neuen Jahrtausend der Dirigentenstab fünfmal wechselte, die Zahl der aktiven Sänger auf nur noch elf weiter schrumpfte und mit dem „Odenwaldhaus“ das Probenlokal wegfiel, im Sudberger Sängerhain lässt man sich nicht unterkriegen. Garanten dafür sind Geschäftsführer Dr. Richard Krüger und Horst Olpe, seit immerhin 25 Jahren Vorsitzender des MGV. Sie halten das Sängerhain-Schiff auf Kurs, weniger Konzert-Auftritte als vielmehr gelebte Gemeinschaft stehen heute im Vordergrund – wie alljährlich auch das Sudberger Sommerfest beweist.

Mit Erfolg: Einige Jüngere sind inzwischen hinzugestoßen, von 32 bis 79 Jahren reicht die große Alters-Bandbreite des Chores, der sich immer montagabends um 19.30 Uhr zur Probe in einem Saal der Nikodemuskirche trifft. „Wir haulen tröh tesamen“, heißt es im Sängerhain-Lied, bestes Beispiel dafür ist vielleicht Magdalene Dorn, welche als einzige Frau im MGV Sängerhain die Männerchor-Finanzen in Ordnung hält. „Sie fühlen sich alle bei uns wohl“, freut sich MGV-Vorsitzender Horst Olpe über die gute Chemie im Chor: „Wer einmal bei uns ist, bleibt auch bei uns.“

Und wer hinzustoßen möchte, ist herzlich willkommen und kann sich gerne ganz unverbindlich bei Horst Olpe unter der Telefonnummer (02 02) 47 10 82 melden.