06.06.2019, 16.50 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Gerhard Finckh: Launiger Portrait-Abend von Nannen bis Rubens

Artikelfoto

Dr. Martin Fleuß (li.) und Martin Probach bewiesen zum Auftakt ihrer Reihe mit Dr. Gerhard Finckh (re.) ein glückliche Hand. | Foto: Meinhard Koke

Er war 13 Jahre lang Chef des Von der Heydt-Museums, 90 Ausstellungen unter seiner Regie zogen rund 1,8 Millionen Besucher an. Unter seiner Ägide gingen die Auszeichnungen „Beste Ausstellung des Jahres“ und „Bestes Museum“ an den Turmhof – Dr. Gerhard Finckhs 16 Jahre als Museumsdirektor in Wuppertal können sich sehen lassen. Und davon lässt sich gewiss auch einiges erzählen, dachten sich Dr. Martin Fleuß und Martin Probach, als sie Dr. Gerhard Finckh als Auftakt-Gast der neuen Reihe „Portrait“ der Evangelischen Gemeinde Küllenhahn einluden. Richtig gedacht: Statt im kleineren Jugendheim musste die Premiere ins größere Gemeindehaus ausweichen – rund einhundert Zuhörer wollten den Abend mit dem gerade verabschiedeten Museumschef erleben.

Im Malen zu schlecht, für Geschichte der Kopf zu klein
Der Träger des französischen Ritterkreuzes der Künste und der Literatur präsentierte sich als ein charmanter Talk-Gast: Offen erzählte Gerhard Finckh zu seinem Werdegang, beantwortete locker die Fragen der Küllenhahner Talkmaster und stand launig auch zu Publikums-Fragen Antwort. Der gebürtige Bayer gab sich ganz unprätentiös – vielleicht auch ein Geheimnis der Finckhschen Erfolgszeit im Tal, auf jeden Fall der Grund für anderthalb kurzweilige Talk-Stunden.

Die Zuhörer erfuhren, dass der studierte Kulturhistoriker eigentlich Künstler werden wollte. Weil die Mitschüler allesamt besser malen konnten, legte er den Berufswunsch ad acta. Dann hatte es die Geschichte dem jungen Finckh angetan – weil die ihm nach eigenen Worten aber zu viel war und sein Kopf dafür zu klein, studierte er bayerische Geschichte und Kunstgeschichte – und promovierte schließlich zur „Münchner Bildhauerei der 20er Jahre“.

Henri Nannen nickte beim Bewerbunsggespräch ein
Nur wo nun einen Job finden? Es klang so, als hätte Finckh nicht den „großen Plan“ gehabt. In München gab’s nix, aber der Chef des Stadtmuseums hatte den Tipp: Die Kunsthalle in Emden suche einen Direktor. Und so ließ ein gewisser Henri Nannen ihn nach Hamburg einfliegen – der damalige „Stern“-Herausgeber war der Stifter des Museums. Ein Riesenkerl sei er gewesen, ein „Womanizer“, berichtete Gerhard Finckh. Nachdem Nannen am Vorabend beim Hamburger Presseball lange gefeiert hatte, nickte er während des Bewerbungsgespräches auch mal ein, um dann am Ende Gerhard Finckh die Leitung seines Museums mit den Worten anzuvertrauen: „Ich glaube, die Chemie stimmt.“

Martin Fleuß und Martin Probach hakten nach: Wie die Zeit mit dem legendären „Stern“-Chef war, wollten sie wissen. Und so erfuhren die Küllenhahner, dass Henri Nannen sehr dominant gewesen sei, der eigentliche Ober-Direktor des Museums, und dass er ebenso wie sein Zuckerspiegel „wankelmütig“ war. Aber: „Nannen war ein Journalist alter Schule und sehr faszinierend – Emden war eine interessante Lehrzeit für mich.“

Der Abend an der Nesselbergstraße hielt noch viele weitere Bonbons bereit, so Kostproben aus Finckhs Zeit als Ausstellungsleiter im Essener Museum Folkwang, knappe Kassen lernte Gerhard Finckh schon durch die Leitung des Museums Morsbroich in Leverkusen kennen: Die Bayer-Bosse konnte er nicht für sein Museum begeistern, aber zum Beispiel einen damaligen Bank-Chef: Der war vom großformatigen Bild „Der Tiger“ von Gerhard Richter begeistert – Finckh stellte ihm das Millionen-Bild leihweise fürs Dienstzimmer zur Verfügung – und hatte so einen Sponsor für das Museum gewonnen.

Was hängt denn wohl beim Ex-Museumschef über dem Sofa?
Auch derart kreativ steigerte er die Besucheranzahl im Schloss Morsbroich von anfangs 5.000 auf schließlich 30.000 Kunstfreunde. Die hatte auch das Von der Heydt-Museum, als er hier 2006 den Direktor-Posten übernahm, allein seine Monet-Ausstellung 2009/10 zog schließlich rund 300.000 Interessierte an – der „Blockbuster“ in der bald 120-jährigen Geschichte des Hauses. Den Ruf an den Turmhof bezeichnete Gerhard Finckh als „ Traum“: „Als mich die Stadt fragte, habe ich mich wie im siebten Himmel gefühlt.“ Der Küllenhahn-Abend entlockte dem 67-Jährigen auch, welches Bild er gerne einmal gezeigt hätte: „Krieg und Frieden“ von Peter Paul Rubens „irrsinnig gerne“ – die „National Gallery“ in London gab ihm jedoch „einen Korb…“

„Und was hängt bei Ihnen über dem Sofa?“, wollte eine Zuhörerin wissen: Kein Rubens, auch kein Monet, bekannte Gerhard Finckh, sondern „nichts Bedeutendes“, aber „Arbeiten von Leuten, die ich geschätzt habe“, schmücken die heimischen Finckh-Wände. Zurück nach Bayern geht er nun übrigens nicht: So viele Museen, Theater und Opernhäuser vor der Haustür – Gerhard Finckh bleibt NRW treu: „Hier kann ich in Kultur schwimmen – und ich behalte auch Wuppertal im Auge“, versprach der 67-Jährige. Die Zuhörer hörten das sicherlich gerne – Finckh hatte sie mit seiner einnehmenden Art begeistert. Martin Fleuß brachte den eindrucksvollen Abend auf den Punkt: „Sie haben einhundert Besucher für das Von der Heydt-Museum gewonnen“…

Premiere der „Wissenswertes“ zum Kinderhospiz Burgholz
Zur Premiere der Reihe „Wissenswertes“ der Evangelischen Kirchengemeinde Küllenhahn hat Dr. Martin Fleuß ein Thema aus der Nachbarschaft gewählt: das Bergische Kinderhospiz Burgholz. Mit Kerstin Wülfing wird am Freitag, 7. Juni, die Geschäftsführerin der Kinderhospiz-Stiftung und das „Gesicht“ des Hospizes in der Öffentlichkeit zu der Einrichtung an der Kaisereiche berichten und zugleich Einblicke geben, welche Herausforderungen zur Organisation und Finanzierung des Küllenhahner Hospizes zu bewältigen sind.

Interessierte sind zu dem wissenswerten Abend ab 19.30 Uhr herzlich im Jugendheim an der Nesselbergstraße 12a willkommen. Der Eintritt ist frei.