25.07.2019, 12.29 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Granulat-Matsche“: Wie geht’s weiter auf dem Freudenberg?

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SSV-Geschäftsführer Friedhelm Bursian hält einen Granulat-Klumpen in der Hand, welche überall auf dem Platz zu finden sind. | Foto: Meinhard Koke

Es ist buchstäblich so: Ein „atemberaubender“ Gestank liegt über dem Kunstrasenplatz auf der Bezirkssportanlage Freudenberg, ein Geruch wie von verschmortem Plastik. Ist das womöglich gefährlich für zum Beispiel die Uni-Sportler, die nebenan auf der Leichtathletik-Anlage trainieren, oder auch für die Mitarbeiter, welche den Sportplatz in Ordnung halten?

Das fragt sich aktuell Friedhelm Bursian, der Geschäftsführer des SSV Germania 1900, welcher die städtische Sportanlage verwaltet. Der Geruch ist nicht das einzige Problem, der Gestank ist vielmehr die Folge eines weiteren Widernisses: Infolge der großen Hitze der vergangenen Wochen verklumpt das Granulat auf dem Kunstrasenplatz – das schmucke Geläuf ist daher gesperrt.

Deutschlandweit Hitze-Probleme mit Kunstrasen-Granulat

Aufgetreten sind die Probleme beim letzten Saisonspiel, das Oberliga-Aufsteiger Cronenberger SC auf dem Freudenberg austrug. „Spieler und Schiedsrichter mussten sich laufend die Klumpen mit Mikroplastik von ihren Schuhen abklopfen“, blickt Germania-Geschäftsführer Bursian zurück auf die Partie Anfang Juni – anschließend sperrte der SSV den Platz. Kein Einzelfall: Bereits während des Hitze-Sommers 2018 sperrten die Germanen ihr Geläuf für rund zwei Wochen, anschließend rollte das Leder dann wieder.

Die „Matsche“ aus den Kunstrasen-Plastikkügelchen ist auch kein Freudenberger Phänomen: Republikweit kommt es seit Jahren immer wieder zu ähnliche Hitzeschäden an Kunstrasen-Granulaten. Der Grund: Selbst wenn die Außentemperaturen bei moderaten 20 Grad liegen, heizt sich ein Platz in der Sonne auf 40/50 Grad auf – die Hitze wirkt wie ein Weichmacher und lässt die Kügelchen verklumpen.

Wo können die Germanen spielen und trainieren?

Zum Glück im Unglück für die Germanen scheint das Granulat aber nicht mit dem Kunstrasen zu verkleben – der Platz muss also wohl nicht komplett neu gemacht, sondern „nur“ das Granulat ausgetauscht werden. Das Glücksgefühl hält sich bei Friedhelm Bursian jedoch in Grenzen, denn: An einen Granulat-Austausch sei frühestens im Herbst zu denken – wo sollen bis dahin die Jugend- und Senioren-Mannschaften der Germanen trainieren beziehungsweise ihre Pflichtspiele austragen?

Positive Nachricht ist, dass die Stadt die Erneuerung der Laufbahn rund um den Naturrasenplatz nach hinten gechoben hat, sodass Bezirksliga-Aufsteiger Germania hier mit dem Cronenberger SC und dem WSV seine Trainingseinheiten durchführen kann. Ronsdorfs Bezirksbürgermeister und Vorsitzender der Elberfelder Turngemeinde 1847, Harald Scheuermann-Giskes, hat den Germanen zudem Trainingsmöglichkeiten auf dem ETG-Platz am Dorner Weg eingeräumt.

Umweltschutz: Rasen-Granulat auf der „Abschussliste“

Auch wenn das für die Germanen kein Trost ist, Kunstrasenplätze mit Plastik-Granulat sind wohl ohnehin ein Auslaufmodell: Sie gelten als drittgrößte Quelle für Mikroplastik, allein in Deutschland sollen 11.000 Tonnen pro Jahr in die Umwelt abgegeben werden, hat eine Studie des Fraunhofer-Instituts Osnabrück ergeben. Auf EU-Ebene laufen daher Bestrebungen, das Plastikgranulat bis 2022 auf Kunstrasenplätzen verbieten zu lassen.

Übrigens: Beim SSV Sudberg gibt es keine Probleme mit verklumpendem Plastik – das Granulat in der Heinz-Schwaffertz-Arena, so berichtet SSV-Boss Günter Willms, war ja auch vor einigen Jahren nach ähnlichen Problemen schon ausgetauscht worden. Beim CSC scheint auch alles in Ordnung zu sein – der Horst-Neuhoff-Sportplatz ist jedenfalls nicht gesperrt.