07.10.2020, 17.37 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Wissenswert“: Friedrich Engels war mittendrin – bis ins Alter…“

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Organisator Dr. Martin Fleuß (re.) hatte Stadtbetriebsleiter und Engels-Experte Lars Bluma im Gemeindehaus Küllenhahn zu Gast. | Foto: Meinhard Koke

In der Reihe „Wissenswert“ war Lars Bluma am Küllenhahn zu Gast / Der Leiter des
Historischen Zentrums berichtete Interessantes zum bekanntesten Sohn der Stadt, Friedrich Engels.

Nach einem halben Jahr Corona-Zwangspause gab es im September 2020 erstmals wieder „Wissenswertes“ am Küllenhahn: Dr. Martin Fleuß begrüßte in der Reihe der Evangelischen Gemeinde Küllenhahn mit Lars Bluma den Leiter des Stadtbetriebs 213. Dahinter verbirgt sich das „Historische Zentrum“ mit dem Museum für Frühindustrialisierung, dem Engels-Haus, dem Manuelskotten und dem Kalktrichterofen sowie dem Stadtarchiv und neuerdings auch dem Bandwebermuseum.

Nicht zuletzt weil Touristen, wie Lars Bluma schmunzelnd erläuterte, mitunter vor dem „Historischen Zentrum“, sprich den Engels-Häusern, stehen und sich fragen, ob dies die gesamte Altstadt Wuppertals sei, ist die Umbenennung beschlossene Sache: Per Ratsbeschluss wird der Stadtbetrieb künftig „Zentrum für Stadtgeschichte und Industriekultur“ heißen. Von der Kanzel des Küllenhahner Gemeindehauses berichtete Lars Bluma unter anderem zur Restaurierung des Engels-Hauses und dem Bau des Verbindungsgebäudes zur Kannegießerschen Fabrik dahinter.

Während diese beiden Projekte erst 2021 beziehungsweise 2022 fertig sein sollen, ist die Wieder-Eröffnung des Engels-Hauses für den 28. November terminiert – pünktlich zum 200. Geburtstag von Friedrich Engels. Lars Bluma machte den 31 Zuhörern im damit coronabedingt „ausverkauften“ Gemeindehaus kräftig Lust auf einen Abstecher an die Engelsstraße 10: Das historische Gebäude, welches eines der besterforschten in NRW sei, werde in neuem Glanz erstrahlen – das Engels-Haus werde ein Schmuckstück sein und künftig zu drei Themen-Gebieten informieren: Neben der Baugeschichte und der bürgerlichen Wohnkultur im 18./19. Jahrhundert werde sich ein Ausstellungsbereich intensiv Friedrich Engels, seiner Familie und deren Unternehmen widmen.

Friedrich Engels: Nicht nur Geldgeber, sondern auch Ideengeber

Dass es sich lohnt, sich mit dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt zu beschäftigen, und noch schnell die nur noch bis zum 20. September laufende Sonderausstellung im Haus der Jugend zu besuchen, dafür machte Lars Bluma kräftig Werbung. Und zwar, indem er die Person Friedrich Engels beschrieb: Der war nicht nur ein theoretisierender Mitbegründer des wissenschaftlichen Sozialismus und Anhängsel beziehungsweise Sponsor von Karl Marx.

Engels war eine spannende Persönlichkeit: Der Spross aus bürgerlichem Hause reiste durch Europa, führte erfolgreich die Dependance der Firma Engels in Manchester, war erfolgreicher Spekulant und kämpfte während der Revolution ebenso auf den Elberfelder Barrikaden wie er beim badisch-pfälzischen Aufstand mitwirkte. Engels musste zunächst eine kaufmännische Lehre absolvieren, ging dann aber zur Armee, um studieren zu können. Er tauchte ein in die Arbeiterklasse Manchesters, lebte mit zwei Schwestern zusammen, die er nacheinander heiratete, verkaufte schließlich seine Firmenanteile, um sich als Privatier in London niederzulassen, zu reisen oder zum Beispiel auch die deutsche Sozialdemokratie zu unterstützen.

Schließlich ordnete Engels den Nachlass von Karl Marx, er gab die Bände 2 und 3 des Kapitals heraus, er nahm eine vermutlich uneheliche Tochter von Karl Marx an Kindesstatt an und vermachte sein Vermögen der SPD und den beiden Töchtern von Marx – kurzum: Friedrich Engels war ein ziemlich „bunter Vogel“ für seine Zeit. Und Engels, so Lars Bluma, war nicht nur Geldgeber, sondern auch Ideengeber: „Ohne Engels hätte es keinen Marx gegeben“, unterstrich Bluma die Bedeutung des großen Wuppertalers: „Engels war nicht nur ein Theoretiker, er war mittendrin und dem Leben zugewandt – bis ins hohe Alter.“

Nächster „Wissenswert“-Termin

Am 30. Oktober kommt mit dem Cronenberger Achim Gahr der Pressechef der DHL Group im Bereics Deutschland Mitte ins Gemeindehaus Küllenhahn. Mehr Infos online unter kirche-kuellenhahn.de. Coronabedingt notwendige Vorab-Anmeldungen zu der Veranstaltung sind unter Telefon (02 02) 40 00 26 oder per E-Mail an gemeindebuero@ kirche-kuellenhahn.de möglich.