06.05.2021, 17.57 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Dörper Mutter fordert: „Weniger für Konzerne, mehr für Familien“

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Fordert von der Politik in der Pandemie mehr Unterstützung für Familien, Kitas und Schulen: Katharina Pfeiffer bei ihrer ersten Demo vor dem Düsseldorfer Landtag. | Foto: privat

„Kinder und Eltern können nicht mehr…“: Cronenbergerin protestierte vor dem Landtag gegen Pandemie-Politik in Düsseldorf und Berlin | Forderung: Schulen mit Tests & Co. öffnen | Nächste Eltern-Demo am kommenden Sonntag geplant.

„Ich bin Mutter von fünf schulpflichtigen Kindern. Und ich kann nicht mehr“, so hat Katharina Pfeiffer ihre Mitteilung eingeleitet, mit der sie darüber informierte, dass sie am 16. April 2021 vor dem NRW-Landtag in Düsseldorf demonstrieren würde: gegen die Corona-Politik in Düsseldorf und in Berlin.

Umgehend stellte Katharina Pfeiffer klar, dass sie mit bestimmten Demonstranten nicht in einen Topf geworfen werden wolle: „Ich möchte mich weder mit Menschen solidarisieren, die dieses Virus leugnen, noch solchen, die es für ungefährlich halten“, betonte die Cronenbergerin, dass sie „mit Maske, Abstand und Desinfektionsmittel, aber ohne Gewalt, Wut und Aggression“, demonstrieren werde: „Ich werde einfach erschöpft sein und müde.“

Ermüdend: Hin und Her von Ankündigungen und Beschränkungen

Warum sich die Mutter von fünf Kindern im Alter von 9 bis 17 Jahren nach über 13 Monaten Pandemie in diesem Erschöpfungszustand befindet, dafür taugen allein die April-Wochen als Beispiel: Bund und Länder verkünden sogenannte Oster-Ruhetage, postwendend werden sie zurückgezogen; trotz steigender Inzidenzen lockert NRW seine Einzelhandels-Beschränkungen, nach Ostern plädiert Ministerpräsident Laschet für einen „Brücken-Lockdown“; in der letzten Ferien-Woche verkündet NRW-Schulministerin Gebauer eine „Woche der Vorsicht“, Mitte der folgenden Woche dann die Rückkehr zum Wechsel-Unterricht; einen Tag später beantragt die Stadt Wuppertal die „Notbremse“, welche das Land einen weiteren Tag später genehmigt – immerhin am Freitagnachmittag wussten die Eltern, dass ihre Kinder am folgenden Montag nicht in die Schulen zurückkehren konnten – allein da auf der Höhe bleiben zu wollen, konnte ermüden…!

Spagat zwischen Haushalt, Homeoffice und Homeschooling

In diesem Hin und Her fordert Katharina Pfeiffer, dass die Politik Kinder und Eltern sowie Lehrer und Erzieher verstärkt in den Fokus nimmt: Die Kinder vermissten seit Monaten ihre Freunde und lebten in Isolation, manche hätten keinen eigenen Schreibtisch und ihre Eltern keine Zeit, sie zu unterstützen. Und manche Eltern könnten auch nicht mehr, weil sie seit über einem Jahr den Spagat zwischen Homeoffice, Haushalt und Homeschooling schaffen, sich manchmal mehrfach pro Woche auf geänderte Bedingungen und Maßnahmen einlassen, ständig Pläne verwerfen und neue entwerfen müssten. „Nach einem Jahr im Ausnahmezustand mit Lockdown, Lockdown light und Brückenlockdown können wir wohl alle nicht mehr“, sagt Katharina Pfeiffer: „Wir sind erschöpft und überfordert durch unsere Mehrfachrollen als ErzieherInnen, Lehrkräfte, MotivationstrainerInnen, SeelsorgerInnen, VersorgerInnen. Und unsere Kinder können auch nicht mehr.“

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Mehr Geld für Schulen statt für Lufthansa & Co.

Die Cronenbergerin hat einen Forderungskatalog aufgestellt: Katharina Pfeiffer plädiert für eine kontrollierte Schulöffnung im Wechselmodell, flankiert von kostenlosen Masken und Schnelltests, zu Hause oder in der Schule. Zudem fordert die Dörper Mutter mehr Geld in Bildung und Betreuung: „Während an die Autoindustrie, die Luftfahrtindustrie und viele andere Branchen Subventionen und Konjunkturpakete in Milliardenhöhe ausgezahlt werden, haben immer noch nicht alle SchülerInnen für den Distanz-Unterricht notwendige Endgeräte und die Schulen keine Luftfilteranlagen“, kritisiert Pfeiffer zum Beispiel auch, dass Bürgertests zum Shoppen ausreichend da seien, aber zu wenige in den Schulen, dass Fußballer um die ganze Welt reisen dürften, während die Schulen geschlossen bleiben.

„Ich bin überzeugt, dass man die Schulen mit Tests öffnen kann“, kritisiert Pfeiffer, dass die Kinder als die Schwächsten der Gesellschaft „am meisten unter dieser fürchterlichen Pandemie leiden“ müssen. Die Cronenberger Mutter fordert von der Politik, dass die „viel gepriesene oberste Priorität von Kindern und Familie umgesetzt wird“: „Wir brauchen ein Stück Normalität in diesem ganzen Chaos“ – die Politik müsse ihre Hausaufgaben genauso machen, wie sie es von den Lehrkräften und Kindern erwarte.

„Tagesthemen“-Bericht und weiterer Eltern-Protest am Muttertag

„Ich bin eine ganz normale Mutter, die es nicht mehr aushält“, sagt Katharina Pfeiffer – sie mag zwar müde sein, aber sie wird wohl nicht müde werden, weiter für ihre Forderungen zu demonstrieren. Der nächste Protest ist angesetzt: Am kommenden Muttertag-Sonntag, 9. Mai 2021, ab 12 Uhr wird zum zweiten Mal auf der Wiese vor dem Düsseldorfer Landtag demonstriert – natürlich auf Abstand und unter den aktuellen Corona-Auflagen. Ob Katharina Pfeiffer bereits die Aufmerksamkeit der Politik erreicht hat, ist derweil noch nicht klar. Aber immerhin: In die „Tagesthemen“ hat es Katharina Pfeiffer mit ihrem Protest bereits geschafft…!