12.08.2021, 15.55 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

IG Kohlfurth: „Bei den Warnungen waren wir längst abgesoffen…“

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Im Kaltenbachweg kamen die Fluten nicht nur aus der Wupper, sondern – wie Anwohner berichten – auch von hinten aus dem Kaltenbachtal. | Foto: Oliver Grundhoff

Hochwasser-Betroffene haben sich zur „Interessengemeinschaft (IG) Flutopfer Kohlfurth“ zusammengeschlossen. Insgesamt rund 30 Geschädigte, so berichtet Jacob Eich, haben sich der IG bislang angeschlossen. Der Vorstand der IG ist selbst betroffen: In seinem nicht unterkellerten Haus am Ende des Kaltenbachwegs, ob seiner Farbe das „Milka-Haus“ genannt, stand Mitte Juli 2021 das Erdgeschoss unter Wasser – den Schaden schätzt Jacob Eich auf 100.000 Euro.

Hintergründe und Fehler juristisch abklären lassen

Zum Glück zählt er zu den betroffenen Kohlfurthern, die versichert sind – auch gegen Elementarschäden. Bis allerdings gezahlt werde und die Schäden repariert sind, werde es aber sicher bis Weihnachten dauern, schätzt Jacob Eich. Mit Ehefrau und zwei Kindern schläft er aktuell im Wohnwagen vor der Haustür – und daran wird sich auch in den nächsten zehn Wochen nichts ändern, glaubt der IG-Vorstand. Dass den Wupperverband am Hochwasser in der Kohlfurth keine (Mit-)Schuld treffe, das hält Eich für eine „Mär“ – er zeigt sich jedenfalls überzeugt, dass es eine Flutwelle gegeben habe.

Die Hintergründe und mögliche ursächliche Fehler für das Hochwasser will die IG (auch juristisch) abklären lassen, erste Schreiben an den Wupperverband seien bereits erfolgt. Mit Anwalt Frank Adolphs hat die Interessengemeinschaft einen Rechtsbeistand direkt in ihren Reihen. Dankbar äußert sich der IG-Vorstand zu den vielfältigen Hilfen in der Kohlfurth: Ob AWG, ESW, Stadtwerke, Feuerwehr oder auch die Hilfestellung der Diakonie – „dafür sind wir alle hier sehr, sehr dankbar“.

Verwundert zeigt sich Jacob Eich zur NRW-Soforthilfe – „wenn man bedenkt, was für Corona für Milliarden-Pakete aufgelegt wurden“, zeigt sich der IG-Sprecher „gespannt“, ob und welche weiteren Landeshilfen folgen werden.

Von Stadtspitze enttäuscht: „Nicht im Fokus gehabt“

Von der Wuppertaler Stadtspitze äußert sich Jacob Eich enttäuscht: Man habe die Kohlfurth zunächst gar nicht im Fokus gehabt, findet Eich; der Beweis sei, dass Oberbürgermeister Uwe Schneidewind erst eine Woche nach dem Hochwasser in die Dörper Ortschaft kam: „Da hätten wir uns schon etwas mehr von der Stadtspitze gewünscht.“ Energisch tritt Jacob Eich der These entgegen, man habe die Warnungen vor dem Hochwasser nicht rechtzeitig beachtet: In der Kohlfurth seien keine Sirenen zu hören gewesen, als dann Warnungen per Internet oder Warn-App ergingen, „da waren wir doch schon längst abgesoffen“.

» Alle bisherigen CW-Berichte zu der Hochwasser-Katastrophe sind hier aufrufbar.