11.10.2021, 13.13 Uhr   |   Marcus Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Vision Cronenberg 2030: „Lassen Sie uns etwas radikaler werden“

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Stadtplaner Dr. Ralf Kaulen skizzierte bei einem von rund 30 Teilnehmern besuchten Online-Vortrag von „Cronenberg will mehr!“ seine Vision für ein „Cronenberg 2030“. | Foto: Screenshot

Ideen-Sammlung zur Ortskernplanung: Cronenberg muss eine neue Aufenthaltsqualität schaffen, fordert Stadtplaner Dr. Ralf Kaulen bei einem Zoom-Meeting der Mitmach-Initiative „Cronenberg will mehr“ für ein „Cronenberg 2030“.

Im Jahre 2002 hatte das Aachener Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen bereits ein Konzept zur Ortskernplanung in Cronenberg vorgestellt, das bei der Stadt schnell in den Schubladen verschwand. Nach zahlreichem Nachhaken seitens des Cronenberger Heimat- und Bürgervereins (CHBV), der Stadtteilpolitik und auch der Mitmach-Initiative „Cronenberg will mehr!“ wurden immerhin 250.000 Euro für eine Erneuerung der Planungen vom Stadrat bewilligt, die aktuell in einer Bürgerbeteiligung münden (die CW berichtete).

Bürgerbeteiligung: Noch bis 21. Oktober Vorschläge machen

Einige Vorschläge sind bereits eingegangen: Auf der Internet-Plattform talbeteiligung.de wurden bereits unter anderem die Erweiterung und Aufwertung des Spielplatzes am Ehrenmal, eine Einbahnstraßen-Regelung in der Ortsmitte, der Erhalt der vorhandenen Parkflächen, mehr Baumbepflanzung entlang der Hauptstraße, ein Skate- und Bikepark sowie die Schaffung von mehr Wohnraum gefordert. Neben der Online-Möglichkeit der Teilnahme können Wünsche und Visionen aber auch analog mittels Postkarten auf dem Hans-Otto-Bilstein-Platz geäußert werden – noch bis zum 21. Oktober.

Was alles möglich ist, worauf man bei der Ortskernplanung achten sollte und wie es andere Städte angehen, das stellte Stadtplaner Dr. Ralf Kaulen am Mittwochabend in einer Zoom-Konferenz heraus. Um Möglichkeiten für ein „Cronenberg 2030“ auszuloten, hatte „Cronenberg will mehr!“ diesen Vortrag auf die Beine gestellt. „Die spannende Frage lautet: Wie groß dürfen wir denken“, gab Initiator Stephan Schaller zu bedenken. Denn eine Ortskernplanung ist mit vielen anderen Fragen verbunden: „In allen Bereichen stehen wir vor großen Veränderungen“, merkte Schaller hinsichtlich der zukünftigen Umwelt- und Verkehrspolitik an.

Und auch Kaulen stieß bei seinem Vortrag ins gleiche Horn: „Was gebaut wird, muss 20 oder 30 Jahre Bestand haben“, appellierte er an eine innovative Planung. „Wir entscheiden jetzt, wie unsere Kinder und Enkel in Cronenberg leben wollen.“ Auch die Dörper müssten hinsichtlich der Klimakatastrophe ihr Verhalten ändern. „In den letzten 20 Jahren hat sich das Rad sehr intensiv gedreht“, merkte er hinsichtlich seines Ortsmitte-Konzeptes aus dem Jahr 2002 an. Vieles sei noch umsetzbar, einiges habe sich aber grundlegend geändert. „Wir müssen von der autogerechten Stadt weg zur menschengerechten Stadt“, forderte der Stadtplaner, den Lebensraum der Menschen in den Fokus zu bringen.

Mobilität sei dabei ein entscheidendes Thema: „Bitte gobal denken und lokal handeln“, appellierte Kaulen, Cronenberg klimaneutral aufzustellen. Eine attraktive Gehweggestaltung, ein Lichtkonzept, eine nachhaltige Mobilität sowie ein koordinierter Gütertransport seien wichtige Pfeiler. Pop-up-Radwege oder Parklets etwa seien schnell umsetzbar und damit auch eine Möglichkeit, im Rahmen des 250.000-Euro-Budgets zur Bürgerbeteiligung zügig einige Dinge zu verändern. „Damit kann man schnell eine neue Aufenthaltsqualität schaffen“, erklärte Kaulen – der Einkaufsstandort müsse gestärkt werden.

Bei aller Modernisierung: „Den Ortskern hegen und pflegen“

Den historischen Ortskern sollten die Cronenberger allerdings hegen und pflegen: „Das ist Ihre Heimat“, betonte Kaulen. Man müsse allerdings wegkommen vom motorisierten Verkehr und mehr auf Fahrräder, Busse und Elektromobilität setzen: „Gehen Sie nach vorne und setzen Sie Ideen um“, forderte der Stadtplaner eine kreative Realisierung der Vorschläge im Rahmen der Bürgerbeteiligung. „Lassen Sie uns gemeinsam ein wenig radikaler werden.“ Eine kleine Stadt wie Oberstdorf sei inzwischen weitestgehend autofrei geworden: „Es geht!“

In den bislang geäußerten Ideen sei ein gewisser Widerspruch zu verzeichnen, erzählte Tanja Hühner von der Stadt Wuppertal. „Alles kann man leider nicht umsetzen“, man wünsche sich aber eine breite Rückmeldung aus der Bürgerschaft. Annette Linek von „Cronenberg will mehr!“ verwies in der anschließenden Diskussion noch einmal darauf, dass die Initiative vor drei Jahren bereits viele Ideen gesammelt habe: „Wir müssen jetzt wirklich zukunftsträchtig planen“, appellierte Linek. „Es sind so schöne Ideen dabei, wir müssen aber auch loslegen!“

„Meine Idee für Cronenberg“-Postkarten

Postkarten, auf denen Ideen für Cronenberg notiert werden können, liegen in zahlreichen Cronenberger Geschäften sowie auch in der CW-Geschäftsstelle, Kemmannstraße 6, zur Mitnahme aus. Auch können diese in der letzten CW-Ausgabe 40 (Seite 3) ausgeschnitten und darauf Vorschläge notiert werden. Der Einwurf in den Briefkasten am Hans-Otto-Bilstein-Platz ist noch bis 21. Oktober 2021 möglich.

Alle bisherigen CW-Berichte zur Ortskernplanung sind hier aufrufbar.