10.11.2021, 15.12 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Arm, aber sexy“: Pastor Jedan blickte auf Küllenhahn-Zeit zurück

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In der Reihe „Wissenswertes“ kehrte Altpfarrer Horst Jedan (li.) auf Einladung von Dr. Martin Fleuß nach Küllenhahn zurück. | Foto: Meinhard Koke

50 Jahre, nachdem er seine Pfarrstelle in Evangelisch-Küllenhahn antrat, hielt Pfarrer i.R. Horst Jedan in der Reihe „Wissenswertes“ eine Rückschau „mit Abstand“.

„Heute läuft alles etwas anders“, berüßte Initiator Dr. Martin Fleuß die Besucher: „Ich musste mich auch nicht vorbereiten“, führte Martin Fleuß am vergangenen Freitag in den Abend in der Reihe „Wissenswertes“ ein. Denn im Mittelpunkt stand ein „alter Bekannter“: Mit Pastor Horst Jedan war der Altpfarrer der Evangelischen Gemeinde Küllenhahn an seine einstige Wirkungsstätte zurückgekehrt. Mit Verzug, eigentlich war dieser Abend für das vergangene Jahr terminiert – und zwar ob zweier Jahrestage: 50 Jahre, nachdem sich Horst Jedan für die Pfarrstelle an der Nesselbergstraße vorgestellt hatte und zum 80. Geburtstag des Pastors.

Corona machte einen Strich durch, umso größer war vielleicht die Freude, dass der „Wissenwertes“-Abend nun nachgeholt werden konnte. Nicht aber nur für Gastgeber Fleuß war der Abend „etwas anders“, auch für viele der Besucher. Ein Blick in die Reihen verriet: Vornehmlich altgediente Gemeindemitglieder waren gekommen – der Abend hatte etwas von einem Wiedersehensfest, zumal – ob der Jubiläen – Schnittchen und Sekt (Jedan hätte wohl eher ein Bier bevorzugt) für das „Danach“ bereitstanden.

Horst Jedan: „Ich blicke gerne auf meine Zeit hier zurück“

Es wären gerne noch mehr Zuhörer gekommen, verriet Martin Fleuß – am gleichzeitigen Fußball-Länderspiel, wie Horst Jedan vermutete, lag es jedoch nicht. Nein, manch älteres Gemeindemitglied schaffte den Weg an die Nesselbergstraße nicht, weil dieser schlicht zu beschwerlich geworden ist – mit ihrem einstigen Pastor sind auch die „Schäfchen“ älter geworden…! „Ich denke oft an die schönen Stunden im Gemeindehaus“, ließ so ein (verhinderter) 94-Jähriger herzlich per E-Mail grüßen – „ich denke, das spricht Bände“, befand Gastgeber Martin Fleuß, um die Bedeutung des Altpfarrers auch mit einem Rückblick auf dessen Verabschiedung zu unterstreichen: „Küllenhahn dankt Pastor Jedan“ stand 2005 auf einem Banner, welches über die zugeparkte Nesselbergstraße gespannt war – so voll sei es rund ums Gemeindehaus nur bei dem Abend mit Bildhauer-Weltstar Tony Cragg gewesen…!

„Es ist ein erhebendes Gefühl wieder hier zu stehen“, bekannte der Altpfarrer eingangs seines „Rückblickes mit Abstand“. Auch mit nun 81 Jahren: In der Kanzel wirkte Jedan unverändert, sein Körper wiegte am Pult dynamisch vor und zurück, als er Rückschau hielt – wie früher. „Ich blicke gerne auf diese Zeit zurück“, sagte der Altpfarrer, angefangen von seiner Vorstellung vor dem Küllenhahner Presbyterium am 15. April 1970 bis zu seinem Ausscheiden am 3. Juli 2005 hatte er sich manche Marksteine seiner 35 Küllenhahn-Jahre herausgesucht. So den Protest gegen die offene Bauweise der L418 durch das Burgholz, die eine zwölf Meter breite und 20 Meter tiefe Schneise durch den Küllenhahn gerissen hätte. Und die Basare, Adventsfenster-Aktionen und Erntedank-Feste oder Veranstaltungen zu den Missionswochen und zum „Tag der deutschen Einheit“, die sogar Bischöfe oder hochrangige Kirchenvertreter aus dem Osten Deutschlands ins kleine Küllenhahn lockten – es war was los in den 35 Jedan-Jahren an der Nesselbergstraße.

Für L418-Protest im Visier von Politik und Kirchenleitung

Und manches Mal wurde auch kritisch beäugt, was Jedan, der als jüngster Pfarrer im Kirchenkreis begann, „da oben so trieb“. Sein Widerstand gegen die L418-Schneise oder dass er es bevorzugte, beim Küllenhahn-Basar und beim Volkstrauertag am Ehrenmal dabei zu sein, als an der Kirchenkreis-Synode teilzunehmen, brachten Jedan ins Visier von Politik und Kirchenleitung. Sein Presbyterium habe ihm immer beigestanden, erinnerte sich Jedan dankbar. Ebenso wie die Gemeinde: Man habe zwar nie viel Geld gehabt, das aber mit umso mehr Eigenarbeit und Engagement wett gemacht. Die Gemeinde sei eben „klein, aber fein“ oder (mit den legendären Wowereit-Worten) wie die Metropole Berlin – also „arm, aber sexy“.

Während der rund einstündigen Rückschau gewann der Zuhörer die Einsicht: Mit Evangelisch-Küllenhahn und Jedan hatten sich zwei gefunden. Auf der einen Seite habe die Gemeinde zunächst anderthalb Jahre nach einem Pfarrer gesucht, erinnerte sich der Altpfarrer, es gab offene Querelen, die sogar die Presse aufmerksam machten („Küllenhahn ist besser als sein Ruf“). Auf der anderen Seite habe er nur fünf Jahre bleiben wollen, die Deckenleuchte im Studienzimmer hing er daher zunächst nicht auf: „Von Jahr zu Jahr merkte ich dann aber, dass ich mehr und mehr Wurzeln schlage – und irgendwann habe ich die Lampe aufgehängt.“

„Ich war der Papst vom Küllenhahn…!

Aus geplanten fünf wurden schließlich 35 Jahre bis zum Ruhestand: „Danke, dass sie mich so lange getragen und ertragen haben“, bemühte Jedan natürlich auch das geflügelte Wort von den „Schwatten, Witten und Küllenhahnern“: „Das ist ein eigenes Völkchen hier“, befand der Altpfarrer, dass ihm Evangelisch-Küllenhahn das „Leben einfach gemacht“ habe: „Sie haben mir ihr Vertrauen geschenkt – ich war glücklich, ich war der Papst vom Küllenhahn.“ Nachdem Jedan die drei Stufen von der Küllenhahner Kanzel gestiegen war, klang der Jubiläums-Abend bei besagten Schnittchen in vielen Gesprächen mit Weggefährten aus – und auch dabei gab es sicherlich viel Wissenswertes auszutauschen…!

Die nächsten Termine

Zum nächsten Abend in der Reihe „Wissenswertes“ kommt am kommenden Freitag, 12. November (19.30 Uhr), Schwebebahn-Technik-Chef Michael Krietemeyer an die Nesselbergstraße. Anmeldungen dazu sind nur noch bis Donnerstag, 11. November, telefonisch unter (02 02) 40 00 26 oder per E-Mail an gemeindebuero @ kirche-kuellenhahn.de möglich. In der Reihe „Portrait“ wird am 3. Dezember Uni-Rektor Lambert T. Koch in Evangelisch-Küllenhahn zu Gast sein. Anmeldungen auch dafür unter den oben genannten Kontakt-Möglichkeiten der Gemeinde.