04.03.2022, 17.09 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Zurück von der Ukraine-Grenze: MdL Josef Neumann berichtet

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Landtagsabgeordneter Josef Neumann (hi. mi.) packte mit seinen Begleitern bei seinem Besuch an der polnisch-ukrainischen Grenze auch selbst mit an. | Foto: privat

„Das sind Bilder, die brennen sich ein“, sagt Josef Neumann: Heute Morgen, 4. März 2022, ist der Cronenberger SPD-Landtagsabgeordnete aus der polnisch-ukrainischen Grenzregion zurückgekehrt – seit Dienstag hatte sich Neumann, begleitet von Joanna Szymanska (Forum „Infopoint-Polregio“), dem Staatssekretär a.D. und Polonia-Beauftragten der NRW-Landesregierung, Thorsten Klute, sowie dem Solinger Ratsmitglied Ulrich Preuss, in der Grenzregion nahe der polnischen Stadt Przemyśl über die Lage der Geflüchteten aus der Ukraine informiert (die CW berichtete).

Neumann zeigt sich beeindruckt von Organisation, Hilfsbereitschaft und großer Herzlichkeit der polnischen Behörden, Hilfsorganisationen und hunderter Ehrenamtler bei der Aufnahme und Versorgung der Geflüchteten: „Mein Respekt dafür.“ Der SPD-Landespolitiker berichtet im CW-Gespräch aber ebenso von einem großen Leid der Geflüchteten: Es kämen – neben vielen Nationalitäten, die zum Beispiel in der Ukraine studiert oder gearbeitet haben – vornehmlich Großmütter und Mütter mit ihren Kindern, die nach tagelanger Flucht erschöpft seien, frieren und weinen sowie verzweifelt seien, weil sie sich von ihren Männern trennen mussten: „Das vergesse ich mein Leben nicht“, sagt Josef Neumann: „Das macht deutlich, was der Kriegsverbrecher Putin anrichtet.“

MdL Neumann: „Ukraine kann besetzt werden, nicht aber ihre Menschen“

Der SPD-Politiker berichtet weiter, dass die Geflüchteten mit Grund bis zu 100 Stunden warten müssten, um die Grenze nach Polen passieren zu können: Nicht nur die ukrainischen Behörden kontrollierten streng, auch die polnischen hätten ihre Kontrollen verschärft, nachdem es zum Beispiel „Vorfälle“ mit vermutlich durch Russland gesteuerte Personen gegeben habe. Aber etwa auch Zuhälter versuchten die Not der flüchtenden jungen Ukrainerinnen auszunutzen, hat Josef Neumann bei seinen Vor-Ort-Besuchen am Bahnhof und an der Auto-Grenzstation von Przemyśl erfahren.

Neben Not, Erschöpfung und Leid zeigt sich der stellvertretende Vorsitzende der Parlamentariergruppe „NRW-Polen-Mittelosteuropa“ aber ebenso auch vom Widerstandswillen der Geflüchteten beeindruckt: „Ja, sie sind erschöpft, aber sie sind auch unglaublich stolz – selbst die Kinder“, berichtet Josef Neumann auch von Frauen, die voller Inbrunst ukrainische Lieder anstimmten: „Selbst wenn Putin die Ukraine erobert, ihre Menschen wird er niemals erobern können“, untersreicht der Landespolitiker daher gegenüber der CW.

Keine Kleidung: „Hilfe mit Verstand ist notwendig“

Zur Hilfe für die Ukraine sagt Josef Neumann unmissverständlich: Kleidung werde vor Ort an der Grenze auf keinen Fall benötigt („Polen ist nicht Afrika, dort gibt es auch P&C oder C&A“). Notwendig seien in der Ukraine selbst vielmehr Medikamente, medizinische Artikel oder auch Stromaggregate und Feldbetten sowie alles, was eben in einem Katastrophenfall vonnöten sei, betont der SPD-Politiker. Zudem sei bei der Hilfe nun nicht nur Herz, sondern auch kühler Kopf gefragt. Mit der zweiten Welle von Geflüchteten würden jetzt verstärkt auch besonders Hilfsbedürftige kommen.

Neumann, der früher Geschäftsführer der Lebenshilfe Solingen war, berichtet, dass er zwischenzeitlich eine Gruppe von Menschen mit Behinderung aus der Ukraine nach Berlin gelotst habe. Zudem stecke ein Zug mit 600 Waisenkindern aus Odessa fest, da die Lokomotive ausgefallen sei. Überdies kämen nun Evakuierte aus Krankenhäusern, darunter Kinder, die dringend onkologische Betreuung benötigten. „Dieser Strom von Geflüchteten wird anders sein“, mahnt Neumann daher geradezu, die entsprechenden Vorbereitungen auch in NRW zu treffen. Zugleich appelliert der Landespolitiker, dass nachhaltige Unterstützung notwendig sein wird: „Wenn Putin die Ukraine in Schutt und Asche legt, dann werden die Menschen nicht so schnell zurückkehren können.“

Am 6. März: „60 Minuten Klartext“ wird gestreamt

Wer Näheres zu den Eindrücken von Josef Neumann erfahren möchte, unter der Überschrift „Krieg in Europa – Menschen auf der Flucht“ streamt der SPD-Politiker am kommenden Sonntag, 6. März, ein weiteres Gespräch im Rahmen seines Formats „60 Minuten Klartext – Josef Neumann im Gespräch“. Die Runde mit seinen Reisebegleitern Joanna Szymanska, Thorsten Klute und Uli Preuss kann ab 17.30 Uhr hier über den Facebook-Kanal  des Landtagsabgeordneten gestreamt werden.

Das Gespräch ist öffentlich, Interessierte können daran auch ohne eigenen Facebook-Zugang teilnehmen. Fragen können gerne über die Chat-Funktion an die Runde gerichtet werden. Mehr Infos auch online unter www.josef-neumann.de.