22.06.2022, 19.12 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Trassenspielplatz: Stadt macht nix – dann wird jetzt selbst gemacht!

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Können nicht verstehen, dass die Stadt den Spielplatz Cronenfeld an der Sambatrasse für „gefährlich“ hält und nichts tun will: Anwohner Wilfried Kauhaus, Nutzerin Beate Gaßel sowie Bürgervereinsvorsitzende Ursula Abé (re.). | Foto: Meinhard Koke

Wilfried Kauhaus ist in Cronenfeld direkt an der Sambatrasse und dem dortigen Spielplatz zu Hause. Und der regt den 77-Jährigen auf. Nicht aber lärmende Kinder stören den Rentner, ganz im Gegenteil, das Nichtstun der Stadt bringt Wilfried Kauhaus vielmehr auf die Palme. Denn: Auf dem Spielareal direkt gegenüber der „Terrasse an der Trasse“ des Café Podzelny gibt es gerade mal zwei Spielgeräte, und eins davon, eine hölzerne Wippschaukel, ist defekt – seit inzwischen zwei Jahren.

Überdies bemängelt Wilfried Kauhaus, dass die Stadt den Spielplatz nicht ordentlich pflegt: Sträucher und Büsche würden nicht mehr zurückgeschnitten, auf der ohnenhin kleinen Spielfläche lagern die Reste von gefällten Bäumen – seit inzwischen Monaten. Ebenfalls seit Monaten kämpft Wilfried Kauhaus dafür, dass sich an dem Cronenfelder Spielplatz was tut. Bislang war das ein Kampf gegen Windmühlen, denn die Stadt stellte sich stur: Die defekte Schaukel sei nicht reparabel – für einen Ersatz gebe es nicht nur kein Geld. Der Spielplatz sei zudem zu klein und – wie die zwischenzeitlich eingeschaltete Cronenberger Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff erfuhr – sieht die Stadt das Spielareal zudem kritisch: Weil Kinder auf die daneben verlaufende Trasse laufen könnten, berge der Spielplatz ein Gefahrenpotenzial.

Gefährlich? „Hier ist noch nie was passiert…!“

Dieses Argument kann nicht nur Spielplatz-Kämpfer Kauhaus nicht verstehen. Auch Silke Möseler-Lecce lässt es nicht gelten: Seit 22 Jahren führt sie gemeinsam mit ihrem Mann das „Café Podzelny“, sie kann sich also ein Urteil erlauben, ob der Spielplatz an der 2007 eingeweihten Trasse gefährlich ist: „Hier ist noch nie was passiert“, weiß die Inhaberin des Traditionscafés: Radfahrer, Spaziergänger oder Läufer auf der Trasse nähmen Rücksicht aufeinander. Das sieht auch Beate Gaßel so: Als Tagesmutter steuert sie mit ihren „Schützlingen“ oftmals den Trassen-Spielplatz an: „Es gibt die paar, die keine Rücksicht nehmen“, lautet die jahrelange Erfahrung der 46-Jährigen: „Aber das ist die absolute Ausnahme“ – 99 Prozent der Radfahrer würden an dem Spielplatz abbremsen, wenn sie dort Kinder spielen sehen.

„Die Stadt will an dem Spielplatz gar nix machen“

Insofern hält Wilfried Kauhaus die angebliche Gefährlichkeit für ein vorgeschobenes Argument der Stadt: „Die wollen den Spielplatz hier gar nicht – die wollen den weghaben“, ist der 77-Jährige überzeugt. Das will er jedoch nicht zulassen: „Die Kinder freuen sich, hier spielen und Freundschaften schließen zu können“, unterstreicht der fünffache Großvater, warum er sich für den Nachwuchs stark macht: „Ich bin irgendwann mal weg, aber Kinder sind unsere Zukunft.“ In seinem Kampf für den Spielplatz hat Wilfried Kauhaus nicht nur die Unterstützung von Silke Möseler-Lecce und Beate Gaßel, auch Bezirksbürgermeisterin Scherff hat (finanzielle) Hilfe der Bezirksvertretung in Aussicht gestellt: „Wir stellen gerne Gelder für Spielplätze aus unseren Mitteln bereit“, ließ die Cronenberg-Bürgermeisterin Wilfried Kauhaus wissen.

Bürgerverein und BV stellen Gelder in Aussicht

In Ursula Abé hat Wilfried Kauhaus eine weitere Mitstreiterin gefunden: Die Dörper Ex-Bürgermeisterin und Vorsitzende des Bürgervereins Hahnerberg-Cronenfeld (BHC) hat nicht nur die Stadt zwischenzeitlich gebeten, das Fällholz auf dem Spielplatz zu beseitigen. Abé hat auch einen Sponsor gefunden, der die Kosten für die Reparatur der Wippschaukel übernehmen würde. Zudem hat die Bürgervereinsvorsitzende eine Mitmach-Aktion initiiert: Gemeinsam mit dem Siedlerverein Wilhelmring lädt der BHC am kommenden Samstag, 25. Juni 2022, zu einer Picobello-Aktion ein. Zudem ist daran gedacht, so genannte Sicherheits-Verkehrsmännchen vor und hinter dem Spielplatz aufzustellen. Auch eine bessere Einzäunung des Areals ist ein Thema, um dem Stadt-Argument der Gefährlichkeit den Wind aus den Segeln zu nehmen und den Spielplatz zu erhalten. Wie BHC-Vorsitzende Ursula Abé weiter erläutert, ist übrigens auch ein Ersatz für die marode und zum Teil kaputte Sitzgelegenheit am Cronenfeld „in Arbeit“.

Mitmachen: Picobello-Aktion am 25. Juni

Engagierte sind natürlich herzlich zum Mitmachen bei der Picobello-Aktion des Bürgervereins Hahnerberg-Cronenfeld willkommen. Der Trassen-Spielplatz am Cronenfeld soll dabei zwischen 10 und 14 Uhr unter anderem von wuchernden Brombeeren & Co. freigeschnitten und aufgeräumt werden: „Ich würde mich freuen, wenn der eine oder die andere, die Interesse an dem Spielplatz haben, kommen und mitmachen“, hofft Ulla Abé auf Mithelfer: „Je mehr kommen, desto besser.“