21.07.2022, 13.23 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Auf dem Weg: Fusion von Evangelisch-Cronenberg & Küllenhahn?

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Zeichen der Gemeinsamkeit: Küllenhahn-Pfarrerin Sylvia Hartmann sprach bei der Gemeindeversammlung von Evangelisch-Cronenberg. | Foto: Matthias Müller

„Was wird eigentlich mit unserer Gemeinde?“ Mit dieser Fragestellung ist der aktuelle Gemeindebrief von Evangelisch-Küllenhahn eingeleitet. Pfarrerin Dr. Sylvia Hartmann schreibt zwar zunächst, dass sich die Frage „nicht mit einem Satz“ beantworten lasse. Wenige Zeilen weiter erläutert sie jedoch: „Als kleinste evangelische Gemeinde in Wuppertal stoßen wir damit an eine Grenze, jenseits derer eine selbstständige Existenz nicht mehr möglich ist.“ Im Klartext: Ob des Rückgangs der Mitgliederzahlen in der Landeskirche und im Kirchenkreis wird Evangelisch-Küllenhahn nicht länger selbstständig bleiben können.

Hintergrund: In den letzten 50 Jahren ist die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) um fast 40 Prozent geschrumpft. Unter der Überschrift „2030 – Wir gestalten evangelisch, rheinisch, zukunftsfähig“ spricht ein Positionspapier der EKiR-Leitung von einem Relevanzverlust von „Kirche“: Kirche sei nicht mehr selbstverständlich. Das werde sich fortsetzen: Laut einer Studie wird bis 2060 für die EKiR mit einer weiteren Halbierung auf 1,2 Millionen Mitglieder gerechnet. Das bedingt natürlich auch weniger Kirchensteuern – im Vergleich zu 2017 wird mit einem Minus von 43 Prozent gerechnet.

Kirchenkreis: Mehr als ein Drittel weniger Pfarrstellen

Die Landeskirche wird also nicht nur kleiner, sie muss sich auch kleiner setzen. Gab es 2020 in der EKiR noch 1.810 Pfarrstellen, so sieht die Planung bis 2030 nur noch 1.000 Vollstellen vor. Für den Kirchenkreis Wuppertal bedeutet das: Die Pfarrstellen in Gemeinden und kreiskirchlichen Diensten sollen von 39 (2021) bis 2030 auf 25 reduziert werden. Während man in Evangelisch-Wuppertal in diesem Zeitraum mit einem Rückgang von 88.000 auf 70.000 Gemeindeglieder rechnet, ist die Zahl der „Schäfchen“ am Küllenhahn in den letzten 15 Jahren von 1.100 auf etwa 800 Mitglieder gesunken.

Zeichen des Schwundes, der durch Corona verschärft wurde, ist nicht nur, dass in diesem Jahr erstmals keine Konfirmation mehr an der Nesselbergstraße stattfand. Auch zur letzten Gemeindeversammlung kamen gerade einmal 15 Mitglieder: „Das sagt schon alles“, stellte Pfarrerin Hartmann einigermaßen ernüchtert fest. Resigniert hat die Küllenhahn-Pfarrerin allerdings nicht. Vielmehr ist sie gemeinsam mit dem Presbyterium dabei, die Zukunft an der Nesselbergstraße zu gestalten: Gemeinsame Gottesdienste oder nicht zuletzt gemeindeübergreifender Konfirmanden-Unterricht lassen es längst erahnen: Evangelisch-Küllenhahn peilt die Fusion mit der Evangelischen Gemeinde Cronenberg an.

18 Gemeinden sprechen in sechs „Kooperationsräumen“

Der Hintergrund: Die 18 Gemeinden im Kirchenkreis haben sich zu sechs sogenannten „Kooperationsräumen“ zusammengefunden – Küllenhahn bildet gemeinsam mit Cronenberg eine solche „Region“. Eine mögliche evangelische Südhöhen-Gemeinde sieht Pfarrerin Sylvia Hartmann nicht nur als sinnvollste Möglichkeit einer Zusammenarbeit. Sie bezeichnet sie auch gewisserweise als „eine Gnade“ – anderswo schließlich stehe ein Zusammenschluss von drei/vier Gemeinden an: „Wir werden alle umdenken müssen“, zeigt sich Pfarrerin Hartmann überzeugt, dass mit dem möglichen Zusammenschluss, zu dem sich die Presbyterien zwischenzeitlich erstmals getroffen haben, ein Gewinn verbunden sein wird.

Die gleiche Postleitzahl und gemeinsam konfirmiert

Zumal: „Die Gemeinde Cronenberg ist uns ja nicht völlig fremd“, verweist Hartmann darauf, dass Evangelisch-Küllenhahn bis 1955 ja zu Cronenberg gehörte. Sollte es zu einer (Wieder-)Vereinigung kommen, könnte man insofern sagen: „Nun wächst zusammen, was zusammen gehört!“ Auf die einstige Gemeinsamkeit verweist auch Cronenbergs Pfarrer Thomas Hoppe: „Das ist für uns gar keine Frage, wir sind immer offen“ – man habe ja schließlich sogar eine gemeinsame Postleitzahl und „teile“ sich den Friedhof Solinger Straße. Und schließlich, so fügt der Pfarrer an, sei er gemeinsam mit seiner Küllenhahner Kollegin Hartmann konfirmiert worden und in den Jugendkreis gegangen – „man kennt sich also“, unterstreicht Thomas Hoppe…

EKiR: Infos & Zahlen

Hatte die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) 1970 noch 3,94 Millionen Mitglieder, so gehörten ihr 2021 noch 2,3 Millionen Menschen an. Der Mitgliederrückgang ist nur zu 17 Prozent auf die demografische Entwicklung zurückzuführen. Zu 29 Prozent hängt der Schwund mit einer Abkehr von der Kirche zusammen. Der Anteil evangelischer Kirchenmitglieder an der Gesamtbevölkerung im Bereich der EKiR liegt derzeit bei 19,8 Prozent. Die Evangelische Kirche erstreckt sich über Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen. Sie hat 37 Kirchenkreise mit 643 Kirchengemeinden.