01.08.2022, 19.32 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Hochwasser-Gedenken: Einen Apfelbaum der Zuversicht gepflanzt

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Im Beisein von Erika Wilhelm, Dr. Andreas Groß, Pfarrer Thomas Hoppe, Wolfgang Wandel, OB Uwe Schneidewind, Pfarrerin Ingrid Schneider, Ingo Smalakies sowie Pater Paul (v.l.n.r.) wurde er gesetzt: Ein Apfelbaum erinnert nun auf einer Wiese am Wupper-Ufer in der Kohlfurth an die Flut-Katastrophe vom 14./15. Juli 2021. | Foto: Matthias Müller

Mit einem ökumenischen Freiluft-Gottesdienst wurde am 14. Juli 2022, dem ersten Jahrestag der verheerenden Hochwasser-Katastrophe, in der Kohlfurth begangen. Bei dem Starkregen-Unwetter am 14./15. Juli 2021 waren in dem Cronenberger Ortsteil an der Wupper sowie im Morsbachtal zwar (zum Glück im Unglück) keine Opfer zu beklagen, es entstanden allerdings Millionen-Schäden (die CW berichtete mehrfach).

Das bewegende Gedenken, zu dem die evangelische und die katholische Gemeinde Cronenberg eingeladen hatten, stand unter einer besonderen Überschrift: „Wenn ich wüsste, dass Morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!“ Mit dem berühmten Satz von Martin Luther auf einem Plakat wurden die Betroffenen und Helfer auf der idyllischen Wiese der Berger-Gruppe begrüßt – kaum zu glauben, dass diese ein Jahr zuvor etwa einen Meter unter Wasser stand.

Wie vor zwölf Monaten, als er bei den Aufräumarbeiten half, war Landwirt Ingo Smalakies wieder mit seinem Trecker aus der oberen Kohlfurth in die untere Kohlfurth gekommen: Sein Anhänger diente diesmal als „Podest“ für den Altar. Unter den rund einhundert Gottesdienst-Teilnehmern, die auf die Berger-Wiese kamen, war auch die Wuppertaler Stadtspitze mit Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Stadtdirektor sowie Krisenstabsleiter Johannes Slawig.

Ebenso nahmen engagierte Hochwasser-Helfer wie Bart Wolters, Wolfgang Wandel, Heike von Hartwich und viele andere auf den Holzbänken Platz, um auf das schlimme Ereignis zurückzublicken. Ingo Smalakies verteilte Äpfel, während Astrid Hoppe, die Ehefrau von Pfarrer Thomas Hoppe, Rosen überreichte, die dann symbolisch an einem Wupper-Stein niedergelegt werden konnten. Nachdem Kreiskantor Achim Maertins sein erstes Orgelspiel beendet hatte, blickte Dr. Andreas Groß, der Co-Geschäftführer der Berger-Gruppe, auf seine Erlebnisse vom 14./15. Juli zurück.

Berger-Chef Andreas Groß: „Hilfsbereitschaft erfüllt mich mit Dankbarkeit“

„Zuerst scherzten wir noch, als dann aber das Wasser um 22 Uhr auf 3,40 Meter anstieg, war der Ernst der Lage klar“, schilderte Groß die Dramatik des Ereignisses, welches statistisch nur alle 500 bis 1.000 Jahre vorkommen soll. „Als schließlich die Talsperren geöffnet werden sollten, befürchtete ich die Firma zu verlieren und musste weinen“, erinnerte sich Andreas Groß weiter an die bedrohlichen Nacht-Stunden. Wie der Unternehmer unterstrich, verwandelten sich Angst und Entsetzen schnell in Tatkraft: Die ganze Nacht über wurde die Firma mit einigen Mitarbeitern so gut es ging abgesichert – letztlich mit Erfolg.

Das Schlimmste konnte abgewendet werden, ab vier Uhr morgens waren so viele Berger-Mitarbeiter vor Ort, dass mit den ersten Aufräumarbeiten begonnen werden konnte. „Diese Hilfsbereitschaft erfüllt mich mit Zuversicht, aber auch mit Demut und Dankbarkeit“, zeigte sich Andreas Groß noch immer beeindruckt: „Diese Menschlichkeit habe ich nicht erwartet – hoffentlich müssen wir sowas nicht noch einmal erleben.“ Dennoch: Allein die Firma Berger erlitt einen Schaden in Höhe von etwa 2,8 Millionen Euro – trotzdem spendeten das Unternehmen und seine Mitarbeiter für die Flutopfer in der Nachbarschaft.

Pfarrer Hoppe: „Sind zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammengewachsen“

Neben tröstenden Worten von Pater Paul und Pfarrerin Ingrid Schneider stellte Pfarrer Thomas Hoppe fest, dass es trotz vieler Helfer und vielfacher Hilfe über Wochen und Monate noch immer schwelende Konflikte gebe: „Es ist viel Vertrauen kaputtgegangen – trotzdem sind wir zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammengewachsen.“ Nach (stärkenden) geistlichen Liedern wie „Danke“ oder „Von guten Mächten…“ nach dem berühmten Gedicht von Dietrich Bonhoeffer kam es dann zum Abschluss des Gedenk-Gottesdienstes zur Pflanzung des Apfelbaumes.

Dieser steht und gedeiht nun nicht nur als ein Zeichen der Hoffnung auf der Kohlfurth-Wiese an der Wupper. Der Apfelbaum ist ebenso ein Symbol des Gedenkens an die Geschädigten der Flut sowie an jene, die nimmermüde in die Kohlfurth oder ins Morsbachtal eilten, um den Betroffenen zu helfen!