26.08.2023, 10.20 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Martin Ribbe: „Tschüss“ als Kantor, aber nicht vom „Heimatdorf“

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Ließ sich selbst vom Lockdown während der Corona-Pandemie den musikalischen „Saft“ nicht abdrehen: Kantor Martin Ribbe setzte sich zum Beispiel auf die Wiese in der Parkanlage an der Ecke Holzschneider- / Hauptstraße und spielte Frühlingslieder, um die Passanten zu unterhalten – und aufzumuntern… | Foto: Meinhard Koke

In Bad Harzburg geboren und in Düsseldorf studiert – „ich kannte nur die A46 – Wuppertal gar nicht“, blickt Martin Ribbe zurück. 1985 änderte sich das: Da trat der Kirchenmusiker die Stelle als Kantor der Evangelischen Gemeinde Cronenberg an – und heute sagt Ribbe: „Hier ist meine Heimat, hier konnte ich mich verwirklichen, hier hatte ich so viele Helfer an meiner Seite – hier ist mein Leben…“ Wuppertal als Unbekannte beziehungsweise (Wuppertal-)Cronenberg als Heimat, dazwischen liegen rund 40 Jahre, auf die Martin Ribbe anlässlich seines bevorstehenden Ausscheidens als Kirchenmusiker voller Dankbarkeit zurückschaut.

„Ich habe keine Sekunde bereut“, resümiert der Kantor die vier Jahrzehnte: Am Anfang hätten er und seine im Jahr 2001 viel zu früh verstorbene Ehefrau Christiane („Wir haben uns abgewechselt – das war toll“) zwar ein großes Gemeindezentrum Martin-Luther-Haus („Das war unser Reich“) vorgefunden, aber kaum „Equipment“. Schnell gaben der damalige Pfarrer Ulrich Weidner („der Liebe“) und das Presbyterium aber grünes Licht: Zunächst durften Lautsprecher angeschafft werden, nach und nach folgte mehr – „die Gemeinde war so aufgeschlossen und bereit, etwas mit aufzubauen – deshalb bin ich hier geblieben“.

Konzerte am Meer, in Österreich und auf Kirchentagen

Darüber dürfen sich die Gemeinde wie die Musikfreunde im gesamten CW-Land freuen. Martin Ribbe verlieh der Cronenberger Kirchenmusik eine Strahlkraft weit über die Gemeindegrenzen hinaus: Neuer Chor Cronenberg, Kinderchor „Regenbogenkinder“, Jugend-Ensemble „Spell’88“ mit Live-Band oder auch Konzerte, Musicals und Formate wie „Sing dein Ding!“ und nicht zuletzt Gospeltag, Projekt-Konzerte im Tal und quer durch die Republik, in Österreich oder auch alle zwei Jahre auf dem Kirchentag – diese Bilanz (die jeweiligen CW-Berichte sind hier abrufbar) kann sich sehen lassen.

FKJC-Gründung als Ausdruck der Wertschätzung

Und: Gab es Höhepunkte in den fast 40 Jahren? Ribbe möchte keinen benennen: „Wenn ich einen sage, nenne ich 23 nicht…“Oder doch: Die Mätenumzüge, die Freizeiten, Reisen und Konzerte mit den Chören, sprudelt es aus ihm heraus, aber auch der Frieden auf den Friedhöfen, mit Musik Trost spenden oder bei Hochzeiten zum schönsten Tag aufspielen zu dürfen, benennt der Kantor als persönliche Höhepunkte, um einen letzten anzufügen: die Gemeinschaft in den Ensembles wie in der Gemeinde: Jedes Jahr, jeder Moment habe Höhepunkte beschert – „ich habe jede Sekunde genossen“. Besonders dankbar blickt der Kantor auch auf das Jahr 2005 zurück.

Im Corona-Lockdown neue Wege gegangen

In einer vielleicht dunklen Stunde, als seine Kirchenmusiker-Stelle im Zuge einer allgemeinen Sparwelle gekürzt wurde, gründete sich der Förderverein FKJC für die Musik und Jugendarbeit in der Gemeinde: Als Ausdruck der Wertschätzung empfindet das der 65-Jährige, zumal der Verein inzwischen stolze rund 120 Mitglieder zählt: „Dass das so einschlägt, kenne ich nicht von woanders her“, freut sich Martin Ribbe. Und auch aus einer (ganz) anderen „dunklen“ Stunde ergaben sich für Ribbe neue Horizonte: Keine Gottesdienste, keine Proben, keine Konzerte,… – als Corona im Frühjahr 2020 das Land weithin lahmlegte, drohte auch Martin Ribbes Arbeit der Lockdown. Aber Ribbe öffnete neue Türen: Er machte sich mit Online-Konferenzen vertraut, lernte Videos aufzunehmen und zu schneiden, veranstaltete Online-Proben und Konzerte, nahm den Cronenberger Gospelsong virtuell auf, streamte das Krippenspiel und Gottesdienste, ließ das adventliche Turmblasen via Clip erschallen, er ging raus auf die Straße und gab Platz-Konzerte oder fuhr mit dem „Martinsbulli“ am Martinstag musizierend durch Cronenberg – „als der Schalter umgelegt war, war das eine tolle Zeit – ich kam mir vor wie ein Creator“.

„Hier gehe ich durchs Dorf und treffe überall Menschen…“

Wenn der Beruf Berufung war und die Gemeinde Heimat, droht da nach dem Verabschiedungsgottesdienst am Sonntag ein Loch? Und wieder sprudelt es aus Martin Ribbe heraus: Der Bürgerbus wird weiter gesteuert und der „Martinsbulli“ hat gerade erst wieder zwei Jahre TÜV bekommen; er wird weiter ADFC-Fahrradtouren anführen und zudem lockt eine Stelle als Bühnenmitarbeiter an der Deutschen Oper Düsseldorf, auch will Ribbe das Mitsing-Event „Sing dein Ding“ weiter ehrenamtlich betreuen und nicht zuletzt sind da ja auch die Enkel Felix und Simon, es gilt zwei neue WG-Mitbewohner zu finden und einen neuen Herzensmenschen an der Elbe zu besuchen… Ein „Ribbe-Loch“ ist weit und breit auch nicht in Sicht, weil er ja in Cronenberg bleibt: „Hier war immer Gewissheit, hier weiß ich, was ich habe – hier gehe ich durchs Dorf und treffe überall Freunde und Bekannte…“ – das wird so bleiben, keine Zeit also, um in ein Loch zu plumpsen…!

Gottesdienst zur Verabschiedung

Der Gottesdienst zum Ausscheiden von Martin Ribbe beginnt am Sonntag, 27. August, um 10 Uhr in der Reformierten Kirche an der Solinger Straße 2, Besucher sind herzlich willkommen. Wer das Tun von Martin Ribbe Revue passieren lassen möchte, kann die CW-Berichte dazu hier aufrufen.