13.12.2023, 18.06 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
CHBV lud ein: MHKW-Führung „mit alles“ – sogar mit Fernblick!
Im Glück konnte sich mit Wolfgang Wandel der Organisator der Führung des Cronenberger Heimat- und Bürgervereins (CHBV) durch das Müllheizkraftwerk (MHKW) Korzert wähnen: Als die 27 Teilnehmer das Dach der AWG-Anlage erreichten, wurden sie mit einem traumhaften Sonnenuntergang und einem beeindruckenden Fernblick über Cronenberg hinweg bis in die Rheinebene belohnt – allein schon wegen dieser Ausblicke hatte sich das CHBV-Angebot mehr als gelohnt…!
Aber es gab auch ordentlich „Einblicke“: So hatten sich mit Sascha Grabowski und Conrad Tschersich gleich beide Co-Geschäftsführer der Abfallwirtschaftsgesellschaft Zeit genommen, um die Bürgervereins-Besucher bei Kaffee und Kuchen zu empfangen. Nachdem Wolfgang Wandel die Gelegenheit genutzt hatte, der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) nochmals ausdrücklich für ihren „Aufräum-Einsatz“ nach dem verheerenden Hochwasser 2021 in der Kohlfurth zu danken („Die AWG hat Großartiges geleistet und ganz enorm reingehauen“), wurden die CHBV-Besucher zunächst per Imagefilm in das breite Aufgabenspektrum der AWG von der Müllverbrennung über die Produktion von Fernwärme, Strom und Wasserstoff bis hin zum Auto-Recycling und bald auch Boden-Recycling eingeführt.
Fragerunde: Kritische Stimmen zum Fernwärme-Preis
Bei der anschließenden Möglichkeit zu Fragen stand das Thema „Fernwärme“ besonders im Fokus: So wollten Teilnehmer wissen, ob an eine Ausweitung des Netzes bis nach Cronenberg gedacht sei – zumal die Kosten für einen Netz-Ausbau horrend seien, eher nicht, ließ mit Conrad Tschersich der technische AWG-Chef wissen. Kritische Nachfragen gab es zur Kopplung der Fernwärme-Konditionen an den Gas-/Ölpreis: Warum das denn überhaupt so sein müsse, wollten die Fragesteller („Das ist ein Systemfehler“) wissen.
Hohe Kosten für Netz und Garant für stabile Müllgebühren
Conrad Tschersich und sein Geschäftsführer-Kollege Grabowski spielten den Ball zurück: Zum einen seien die Kosten für das Leitungsnetz und dessen Unterhalt hoch, dennoch aber der Fernwärme-Preis vor der Ukraine-Krise gesunken. Zudem könnten durch die Einnahmen aus der Fernwärme die Müllgebühren in Wuppertal stabil niedrig gehalten werden. Vielsagend fügte AWG-Co-Chef Tschersich aber hinzu, dass man die Kunden selbstverständlich zufrieden stellen wolle…
Zugleich brach Tschersich eine Lanze für den klimagerechten Umbau der Wirtschaft und die „Wärmewende“: Das sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die zur Not „auch ein Stückchen Zwang“ ausgeübt werden müsse: „Am Ende des Tages profitieren wir alle davon.“ Tschersich wusste ein ganz praktisches Beispiel für den Umbau und den Vorteil von Fernwärme zu benennen: Der Bau des Talwärme-Netzes und die dadurch möglich gewordene Abschaltung des Kohlekraftwerks Elberfeld in der Varresbeck sparten jährlich einen Ausstoß von rund 450 000 Tonnen CO2 in Wuppertal („Das ist ein Quantensprung“) – um die gleiche Einsparung zu erreichen, müsste der Autoverkehr in der Stadt um 60 Prozent reduziert werden.
Müllanlieferung: Reaktivierung der Samba-Bahntrasse?
Ein anderer CHBV-Besucher wollte wissen, warum Schadstoffe nicht bei der Müllanlieferung gespart würden, sprich der Müll nicht per Lkw, sondern über die Schiene in die Korzert gebracht werde: „Keiner von uns würde sich darüber beschweren“, sagte conrad Tschersich dazu, allerdings: Über einen Rückbau der Sambatrasse würde sich sicherlich nicht jeder freuen – damit lag Tschersich wohl richtig…!