11.04.2024, 16.14 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Meike Roßberg: „Wissenswertes“ von Apothekerin aus Leidenschaft
„Sie werden sie alle kennen“, führte Prof. Dr. Martin Fleuß zum letzten Abend in seiner Reihe „Wissenswertes“ ein – nicht übertrieben: Jeder braucht mal was aus der Apotheke… – zu Gast war mit Meike Roßberg die Inhaberin der Hahnerberg-Apotheke. „Man kennt sie nur als Energiebündel“, stellte Martin Fleuß sie vor, um zu berichten, dass Roßberg nicht nur Apothekerin sei, sondern sie zudem auch Karate mache, die Frontfrau einer Band sei und drei Kinder habe. Da ging eine Fleuß-Würdigung in die erste Reihe im Gemeindehaus: Dort saß Meike Roßbergs Ehemann, „der ihr den Rücken freihält…“.
So „gestärkt“ hat das „Energiebündel“ einiges geschafft, seitdem sie die Apotheke ihres Vaters im Jahr 2006 übernahm: Umzug in den ehemaligen „Kaiser’s“-Supermarkt, Schaffung der Räumlichkeiten der „GesundheitsHELDEN“, Einrichtung des ersten Autoschalters einer Apotheke in Wuppertal und erst jüngst eines 24h-Abholautomaten oder auch Expansion des Teams von sieben auf 30 Mitarbeitende – für so viel Dynamik wurde Meike Roßberg mit dem bergischen Unternehmerinnen-Preis „Women and Work – Frauen mit Profil 2022“ ausgezeichnet.
Schon mit zehn Jahren: Berufswunsch Apothekerin
Ihr Profil gründet sich nicht nur auf viel Energie, Meike Roßberg ist auch mit Leidenschaft bei der Sache. Oder ließe sich von Berufung sprechen? Auf einem Tisch legte ein gerahmtes Blatt Papier das nahe: Darauf hatte die zehnjährigen Meike in Schönschrift formuliert: „Am liebsten möchte ich die Apotheke von meinem Papi erben“, stand darauf zudem zu lesen, dass sie mit sieben Jahren öfter mal mithelfen durfte: „Leider darf ich jetzt nicht mehr da arbeiten, denn Kinderarbeit ist verboten.“ Nachdem sie die väterliche Hahnerberg-Apotheke übernahm, darf Meike Roßberg viel arbeiten: Wie ein typischer Arbeitstag von ihr aussähe, wollte Martin Fleuß wissen – es gibt ihn nicht, der Alltag berge immer wieder neue „Überraschungen“… Ihre Tätigkeit bezeichnete Roßberg als Spagat zwischen Heilberuf und Kauffrau. Unter den vielen Aufgaben spiele etwa das „Recruiting“ eine große Rolle: Mitarbeitende zu gewinnen sei eine Herausforderung: „Wer in einer Apotheke arbeitet, muss ein stückweit ein Helfersyndrom haben“, verwies Roßberg auch auf wenig attraktive Arbeitszeiten.
Gesetze und Regelungen als „Damoklesschwert“
Stete Herausforderung sind auch Gesetze, Reformen und Auflagen. Angefangen mit der „großen Gesundheitsreform“ 2004 nahm Meike Roßberg einige Neuregelungen aufs Korn – „meinem Vater ging’s noch richtig gut“, blickte die Apothekerin auf die Zeit vor 2004 zurück, als noch fast alles von der Kasse bezahlt worden sei: „Wir haben auf einmal einen anderen Job bekommen, wir waren auf einmal gezwungen zu verkaufen…“, berichtete Roßberg von Rabattklauseln zugunsten der Kassen, Festbeträgen oder auch zu niedrigen Arzneimittelpreisen, die auch eine Ursache des Medikamenten-Mangels im Land seien.
„Medikamente decken gerade einmal die Kosten…“
Über den Apotheken schwebe das wirtschaftliche Damoklesschwert der Politik – egal, welche Reform bislang, die Apotheken seien stets „gebeutelt“. Dass täglich 1,5 Apotheken in Deutschland schließen, begründete Meike Roßberg mit einer „Kombination vieler Komponenten“, wie zu geringer Umsätze, Personalprobleme oder auch nicht ausreichender Vergütung. „Wovon lebt die Apotheke“, wollte Martin Fleuß da wissen: Medikamente deckten aufgrund der Deckelungen und Festbeträge gerade die Kosten, erläuterte die Apothekerin.
Zuhörer-Fragen: Cannabis, KI & E-Rezept
Aus dem Publikum kam etwa die Frage nach der Cannabis-Legalisierung: Grundsätzlich finde sie diese gut, Cannabis sei bei chronischen Schmerzen eine „gute Sache“. Die Legalisierung werde jedoch „wieder typisch deutsch überbürokratisiert“. Und wie steht die Apothekerin zum E-Rezept? Ebenfalls „grundsätzlich gut“, aber auch wieder ein Problem: Wenn die Praxen den Versand nicht schnell genug schafften, bekämen Apotheken in Lauflagen ein Problem. Aus der Zuhörerschaft kam auch die Frage zur Künstlichen Intelligenz (KI): Ebenso grundsätzlich hilfreich, befand die Apothekerin: Sie hoffe, dass sich KI bereits beim Arzt auswirke – indem zum Beispiel durch KI weltweit Betroffene mit seltenen Krankheiten besser aufgespürt werden könnten.
Wie Meike Roßberg zu der Regelung steht, dass eine Apotheke drei Filialen betreiben dürfe, wollte Martin Fleuß auch wissen: Sie habe sich dagegen entschieden, antwortete Roßberg: Die vielen Ideen, die sie habe, reichten auch für ihre Hahnerberg-Apotheke…! Trotz aller Widernisse für ihren Stand, Roßberg unterstrich, dass für sie Geld nicht alles sei: „Es macht mir riesigen Spaß, für andere da zu sein“, ließ die Apothekerin wissen – ihr Credo hilft sicherlich dabei: „Positiv bleiben…!“