04.06.2024, 19.43 Uhr | Marion Heidenreich | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Hipkendahl-Baupläne: Anwohner-Protest und klares Nein der BV

Nur noch „Stehplätze“ frei: Das Thema „Hipkendahl“ bescherte der Mai-Sitzung der Bezirksvertretung ungewohnt großen Zuhörer-Zuspruch. | Foto: Marion Heidenreich
Marc Walter, städtischer Abteilungsleiter Bauleitplanung, stellte in der Mai-Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Cronenberg die angedachten Änderungen des Bau- und Flächennutzungsplanes für die Hofschaft Hipkendahl vor (die CW berichtete bereits kurz). Das „Defizit an Wohnungen“ in Wuppertal sei ausschlaggebend, um geeignete Flächen zur Neubebauung zu prüfen, so der Vertreter des Ressorts Stadtentwicklung. Die Entscheidung für Hipkendahl begründete der Stadtplaner mit der guten Anbindung an Nahversorgung, Schulen und Kinderbetreuung sowie das ÖPNV-Netz oder auch die L 418.
Bereits vor fünf Jahren massive Proteste in Cronenberg
Um das Hipkendahl-Areal hatte sich bereits in den Jahren 2019/2020 heftiger Widerstand in Cronenberg positioniert. Gegen die damaligen Pläne der Bezirksregierung (die CW berichtete mehrfach) hatte der damalige Sprecher der AG „Die Cronenberger“ der vier Dörper Bürgervereine, Jochen Plate, sogar vor Gericht ziehen wollen. Als die Dörper Bürgervereine sich gegen ein juristisches Vorgehen aussprachen, trat Plate von seiner Sprecher-Funktion und dem Vorsitz des Bürgervereins Hahnerberg-Cronenfeld zurück.
Entscheidung fällt am 6. Juni in Ratsausschuss
Auch der Wuppertaler Rat hatte Vorbehalte geäußert. Die Bezirksregierung hatte die Darstellung der Fläche als „Dauerkleingärten“ jedoch von einer Genehmigung ausgenommen, sodass das Hipkendahl-Areal derzeit ein „ weißer Flecken“ im Flächennutzungsplan ist. Stadtplaner Marc Walter versicherte, dass das „landschaftlich reizvolle“ Hipkendahl natürlich trotz der Pläne erhalten bleiben solle: „Prüfungen stehen noch aus, die Politik muss ja erst zustimmen“, versuchte Walter den Unmut zu beschwichtigen: „Bebauungsplanverfahren sind öffentliche Verfahren – Fakten und Informationen werden rechtzeitig mitgeteilt.“ Allerdings: Die Entscheidung zu der Planänderung soll bereits am 6. Juni in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Bauen fallen. Diese beginnt um 16 Uhr Ratssaal des Rathauses am Johannes-Rau-Platz 1 in Barmen.
Bis auf 200 Meter an die FFH-Grenze heran
Um die Ablehnung der Anwohner zu formulieren, erteilte Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff mit Jürgen Kämper dem Vorsitzenden des Gelpe-Vereins das Rederecht in der BV. Kämper betonte die Bedeutung des Landschaftsraumes Gelpetal als besonderes Tal mit hoher historischer Bedeutung und als Landschafts- und Naturschutzgebiet – das Gelpe-Saalbachtal ist immerhin eines von nur zwei europäischen FFH-Naturschutzgebieten („Fauna-Flora-Habitat“) in Wuppertal. Wie auch die Stadt-Vorlage aufzeigt, rückte eine mögliche Bebauung bis auf 200 Meter an das FFH-Gebiet heran. Dazu weist die Fläche weitere „Problematiken“ auf, so die Lärm-Belastung durch die L418, das mögliche Vorkommen geschützter Arten oder auch die Unmöglichkeit des Anschlusses an die Kanalisation.

Geht es nach den Plänen der Stadt, dann würde es mit diesem Idyll oberhalb der Hofschaft Hipkendahl vorbei sein. | Foto: privat
Grüne: „Baupläne sind aus der Zeit gefallen…“
„Das Gebiet ist nett, aber nicht als Wohngebiet geeignet“, lautete denn auch das Votum von Gelpe-Vereinschef Jürgen Kämper. „Entschieden dagegen“ äußerten sich auch die Fraktionen der Bezirksvertretung. Als „aus der Zeit gefallen“ bezeichnete Eva-Miriam Fuchs (Die Grünen), die Vorlage, welche ausgerechnet am „Tag der Artenvielfalt“ vorgestellt wurde. Michael-Georg von Wenczowski (CDU) sieht das Gesamtgebiet Gelpe als Landschaftsschutzraum gefährdet und warf die Frage auf, ob denn den Stadtentwicklern überhaupt die Bedeutung des Gelpetals als Schutzgebiet und aus historischer Sicht bekannt sei.
Baulücken schließen und „Schrottflächen“ entwickeln
Zunächst sollten Bebauungslücken an alternativen Standorten (wie zum Beispiel Hackestraße) geschlossen werden. Das „Hipkendahl indes solle als Bebauungsgebiet“ nicht in Betracht gezogen werden, sondern das Gelpetal in seiner jetzigen Form erhalten bleiben. Von „Renaturalisierung als Leitbild der Stadt“ oder einem Ausbau Wuppertals zur „Schwammstadt“ wollte auch SPD-Sprecher Oliver Wagner nichts erkennen: Der Erhalt der Schutzräume sei wichtig, zumal es in Wuppertal genügend bereits erschlossene Brachflächen gebe: „Zunächst entwickeln, was an ,Schrott’ da ist.“ Unter großem Applaus der anwesenden Anlieger lehnte die Bezirksvertretung die Beschlussvorlage einstimmig ab – die Entscheidung liegt indes am 6. Juni beim Stadtentwicklungsausschuss…!
Online-Petition: Tausende Unterschriften in einer Woche
Die Initiative „Pro Natur Hipkendahl“ hat unter der Überschrift „Gelpetal in Gefahr – Rettet das Landschaftsschutzgebiet Hipkendahl“ eine Online-Petition auf der Plattform „Change.org“ gestartet. Diese kann über diesem Link aufgerufen werden: www.change.org/p/gelpetal-in-gefahr-rettet-das-landschaftsschutzgebiet-hipkendahl. In rund einer Woche haben die Petition bereits rund 4.300 Personen unterzeichnet (Stand: 4. Juni 2024). Mehr zu der Initiative ist online hier abrufbar: www.pro-natur-hipkendahl.de.
Die Baupläne
Auf einer rund 8,2 Hektar großen Fläche, die ab der Straße Hipkendahl in zweiter Reihe parallel zur Hahnerberger Straße 15-51 verläuft und von denen sich rund 5,2 Hektar in städtischem Besitz befinden, könnte laut Stadt einen „vielfältige und heterogene Bebauung“ entstehen: In dem Streifen bis zur L418 sind laut Stadt im Westen Geschosswohnungsbau, dann Doppel- und Reihenhäuser und abschließend freistehende Einfamilienhäuser zur Ortslage Hipkendahl möglich. Laut Ratsbeschluss sollen 30 Prozent einer Bebauung dem öffentlich geförderten Wohnungsbau vorbehalten sein. Sollten die Privatbesitzer nicht verkaufen, wäre eine Entwicklung auch ohne ihre Flächen möglich, lässt die Stadt-Vorlage weiter wissen.