15.08.2024, 16.49 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Pfarrer Niklas Schier: In der Kanzel – und auf der TiC-Bühne…!

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Schultert nicht nur den Pfarrdienst in Evangelisch Cronenberg-Küllenhahn, sondern auch Rollen auf den Bühnen des TiC-Theaters: Niklas Schier ist sozusagen „omnipräsent“ in Cronenberg. | Foto: Meinhard Koke

Verschiedenste Schauspieler, allen voran Otfried Fischer, schlüpften in die Rolle des beliebten Krimi-Pfarrers Braun. Aber umgekehrt, ein Pfarrer als Schauspieler…? Gar nicht so selten, Google spuckt einige Treffer zu schauspielernden Pfarrern aus… Filmstar Peter Lohmeyer („Das Wunder von Bern“) meinte einmal in einem Zeitungsinterview, Schauspielern sei fast wie Predigen: „Als Pfarrer muss man auch ständig vor einem Publikum stehen und die Leute mit Geschichten überzeugen.“ Lohmeyer könnte es wissen: Sein Vater war Pfarrer…

Insofern liegt es nahe, ist aber dennoch bemerkenswert – zumindest für Cronenberg: Niklas Schier steht nicht nur seit fast einem Jahr als Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Cronenberg-Küllenhahn vor „Publikum“, auch die „Gemeinde“ des TiC-Theaters darf ihn auf der Bühne erleben. Ganz aktuell in den beiden TiC-Musicals „Sister Act“ sowie „Frankenstein junior“, und zwar in ziemlich „unheiligen“ Rollen: In „Sister Act“ verkörpert Niklas Schier den Gangsterboss Curtis Jackson, in „Frankenstein Junior“ steht der Cronenberg-Pfarrer als „Monster“ im TiC-Atelier auf der Bühne…

Ein Jahr Cronenberg: So vieles „unfassbar“ positiv

Die Bretter sind für Niklas Schier kein Neuland: In der Schule im heimatlichen Nidda war er in der Theater-AG aktiv, während des Theologiestudiums in Rostock schloss sich Schier mit dem Ensemble „Rohrstock“ dem ältesten Studentenkabarett Deutschlands an: „Das Schöne am Leben ist, dass man sich nicht festlegen muss“, beschreibt der 34-Jährige sich selbst als vielseitig: Ob seiner Faszination für Computerspiele sei er ein „Nerd“, ebenso sei er aber auch Vater, Christ oder Schauspieler und… An seinem Beruf als Pfarrer mag er besonders, so bekennt Niklas Schier, dass er mit so unterschiedlichen Menschen in Kontakt komme und so intensive Begegnungen habe… Während Niklas Schier von seinem Erstjahr in Cronenberg erzählt, könnte der Zuhörer glauben, es wäre fast wie ein kleines Wunder für ihn: Immer wieder fällt das Wörtchen „unfassbar“.

TiC-Casting: Nichts vorbereitet, dennoch genommen

Seine Dörper Gemeinde sei „unfassbar toll“, mit dem Presbyterium sei es ein „unfassbar freundliches Arbeiten“, die Fusion mit Evangelisch-Küllenhahn sei so friedlich gelaufen…: „Die Leute in Cronenberg sind so unfassbar herzlich, so unfassbar angenehm – ich fühle mich sehr, sehr wohl hier“, bekennt der Theologe. Und wie kam er zum TiC? Nach den Corona-Jahren mit Distanz, Streaming oder auch Online-Gaming „wollte ich mal wieder raus“ – Niklas Schier stellte sich einfach bei einem TiC-Casting vor. Dazu, so blickt der Pfarrer zurück, habe er sich auf Sprechrollen vorbereitet, gesanglich hatte er gar nichts eingeübt – und wurde dennoch von TiC-Musikleiter Prof. Stefan Hüfner genommen.

Ja, er ist’s: Cronenberg-Pfarrer Niklas Schier (vo. mi.) als „Kreatur“ im aktuellen TiC-Musical „Frankenstein junior“. | Foto: Christoph Kläser

Ja, er ist’s: Cronenberg-Pfarrer Niklas Schier (vo. mi.) als „Kreatur“ im aktuellen TiC-Musical „Frankenstein junior“. | Foto: Christoph Kläser

TiC-Theater: „Ein ganz, ganz anderes Level…“

Nicht von ungefähr, schließlich nimmt Schier doch an der Musikschule in Ronsdorf Gesangsstunden, dennoch: „Dass ich so gut singen kann, hätte ich nicht gedacht.“ Nach einem Jahr am TiC-Theater zeigt sich der schauspielernde Theologe von der Professionalität an den Dörper Bühnen ebenso beeindruckt wie vom hautnahen Kontakt zum Publikum oder auch vom Ehrgeiz der Ensemble-Kollegen: „Das sind Leute mit Anspruch, das ist ein ganz, ganz anderes Level“, bescheinigt Schier seinen KollegInnen, sie würden alles aus ihren Rollen rausholen wollen. Beispiel: In der letzten Woche vor der Frankenstein-Premiere gingen die Proben bis in die Nacht: „Hätte ich das gewusst, hätte ich Urlaub genommen…“

Nur keinen „Pfarrer-Bonus im TiC-Theater…!

Was Niklas Schier auch schätzen gelernt hat, ist der TiC-„Spirit“: Es sei toll, nach den Aufführungen noch mit den Kollegen zusammenzusitzen, es hätten sich bereits Freundschaften ergeben, und da ist es wieder, das „Wörtchen“: „Ich mag die Leute unfassbar gerne“ – im Theater könne er abschalten vom Alltag, bekennt Niklas Schier und fügt hinzu: Im Theater sehe er Menschen, die er in der Kirche nicht sehen könne… Dass er Pfarrer sei, spiele vor und hinter der Bühne keine Rolle: Wir haben Lehrer, Polizisten, ITler – im TiC bin ich nichts Besonderes“, betont Schier – will er das auch…

Und das gilt auch für seine beiden aktuellen Rollen: Als Gangster in „Sister Act“ könne er mal „die Sau rauslassen“, als Kreatur in „Frankenstein Junior“, die ja eher lustig als bedrohlich angelegt sei, könne er seine Talente in Gesichtsgymnastik ausleben: „Ich möchte den Leuten was mitgeben“, benennt Niklas Schier als sein persönliches Credo für die Bühne, aber auch die Kanzel: „Ob im Glauben oder für einen schönen Abend…“

Die nächsten Schier-Termine

Wer sich von Niklas Schier etwas „mitgeben“ lassen möchte: Am kommenden Sonntag, 18. August, hält er um 10 Uhr den Sonntagsgottesdienst in der Reformierten Kirche, Solinger Straße 2. Wann Schier in „Sister Act“ oder „Frankenstein Junior“ auf der Bühne steht, ist derweil unter Telefon (0202) 47 22 11, im TiC-Büro an der Hauptstraße 3 oder auch online unter tic-theater.de zu erfahren.