23.04.2025, 19.43 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Mentalitätswechsel? Bürokratie bremst Küllenhahn-Trödeltag aus

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Trödeln am Küllenhahn, das bedeutet nicht nur „Feilschen“, das war im letzten Jahr auch ein geselliges Miteinander – laut Bezirksregierung stören solche geselligen Zusammenkünfte aber das Gebot der Feiertagsruhe… | Foto: Meinhard Koke

Das ist ein Ziel der künftigen Bundesregierung: Bürokratieabbau…! „Gesetze, die ihren Zweck nicht oder nicht mehr erfüllen, werden wir streichen“, heißt es in einem Papier, das die Arbeitsgruppe „Bürokratierückbau, Staatsmodernisierung, Moderne Justiz“ im Rahmen der Verhandlungen von CDU/CSU und SPD erstellt hat. „Im Mittelpunkt stehen dabei stets die Menschen und Unternehmen, denen wir als Partner und Ermöglicher begegnen wollen“, setzt das Schwarz-Rot-Papier auf „einen Mentalitätswechsel“. Um mindestens 10 Milliarden Euro sollen die Bürokratiekosten reduziert werden – und damit sicherlich auch so einiges an Frust in Firmen, Vereinen oder auch bei den Bürgern…

Diesen vermeintlichen „Mentalitätswechsel“ ist bereits die Noch-Bundesregierung mit ihrem Bürokratieentlastungsgesetz IV im Oktober angegangen: Das sieht etwa kürzere Aufbewahrungsfristen für Belege, den Wegfall der Meldepflicht in Hotels oder zum Beispiel digitale Arbeitsverträge und Steuerbescheide vor. Schwarz-Rot will nun die Bonpflicht streichen, das Lieferkettengesetz aussetzen, die Berichtspflichten einschränken oder Datenschutzregeln vereinfachen. Auch sollen für viele Verwaltungsprozesse keine Anträge mehr notwendig sein – nach der Geburt eines Kindes soll der Kindergeldbescheid künftig automatisch per Mail ins Haus flattern…

Mentalitätswechsel? Ablehnung von Trödel-Sonntag

Michael Ludwig, der Vorsitzende des Bürgervereins Küllenhahn, wünscht sich an weiterer Stelle einen Mentalitätswechsel: Ludwig hofft darauf, dass die Verwaltung die Ehrenamtler mehr in den Mittelpunkt rückt. Aktuell ist der Vereinschef eher gefrustet: Am 28. September sollte der 3. Küllenhahner Trödeltag stattfinden – zum dritten Mal an einem Sonntag, übrigens. „Geht nicht“, erteilten Ordnungsamt und auch Bezirksregierung dem Bürgerverein eine Absage. In der Trödeltag-Ablehnung der Bezirksregierung in Düsseldorf heißt es, zumal die Küllenhahner Veranstaltung über die (gewerbliche) Plattform troedeltag.de organisiert ist, sei der Sonntag-Trödelmarkt „nicht mit den geltenden Regelungen des Sonn- und Feiertagsrechts vereinbar“…

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Anderswo überall keine sonntägliche Trödelmarkt-Ruhe

„Das ist eine Behinderung des Ehrenamtes“, kritisiert Bürgervereinschef Ludwig nicht nur die Ablehnung, sondern auch, dass dem Bürgerverein bei Festen wie dem Hoffest oder auch dem Küllenhahner Advent immer mehr Auflagen aufgebürdet würden: „Man legt uns immer mehr Steine in den Weg…” Ein Blick ins Internet gibt Michael Ludwig recht: Sogar für den Ostersonntag, immerhin das höchste Fest im christlichen Kirchenjahr, sind Flohmärkte in Ennepetal oder in Köln angekündigt, am kommenden Sonntag, 27. April, kann nach MädelsKram im Friedenspark Köln Ausschau gehalten werden oder in der Bochumer Globus-Markthalle getrödelt werden, und am 4. Mai ist Flohmarkt am HIT in Dormagen…! Die Aufzählung sonntäglicher Märkte ließe sich fortsetzen – das drängt geradezu die Frage auf: Wird hier denn nicht die „äußere Ruhe des Tages“ gestört, wird hier nicht gegen das Arbeitsverbot nach Paragraph 3 des NRW-Feiertagsgesetzes verstoßen, wie vom Ordnungsdezernat der Bezirksregierung Düsseldorf für den Küllenhahner Trödeltag postuliert?

Dieses Jahr vorverlegt, 2026 „ziehen wir das durch…“

Der Bürgerverein Küllenhahn beugt sich in diesem Jahr dem „Nein“ der Odnungsbehörden: Der Trödeltag ist auf den 27. September vorverlegt worden – ein Samstag…! „Im nächsten Jahr werden wir den Trödeltag aber an einem Sonntag machen“, kündigt Michael Ludwig kämpferisch an. Auch der Wuppertaler Ordnungsamts-Forderung, dass die einzelnen Trödeltag-Teilnehmer anmelden sollen, wenn sie zum Beispiel Kaffee und Kuchen bieten oder Musik abspielen, will sich der Bürgervereinschef nicht beugen: „Das ist einfach nicht mehr nachvollziehbar – was ich vor meinem Haus oder in meiner Garage mache, das ist meine Privatsache!“

Womöglich werde man dann aber nicht wieder troedeltag.de zwischenschalten – schade für die Besucher: „Dann hätten wir keine digitale Karte mehr, aber wir werden das durchziehen…“ Übrigens: Anmeldungen zu dem Trödel am 28. September sind schon jetzt online unter troedeltag.de möglich…