11.06.2025, 19.29 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Vom „Bunker“ zum „Burner“: „Wissenswertes“ zu 50 Jahren CFG

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Reinold Mertens, der Leiter des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums (re.), berichtete auf Einladung von Prof. Dr. Martin Fleuß in der Reihe „Wissenswertes“ der Evangelischen Gemeinde Cronenberg-Küllenhahn zur 50-jährigen Geschichte des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums im Schulzentrum Süd. | Foto: Meinhard Koke

Die jüngsten Zahlen des Schulamtes brachten es einmal mehr an den Tag: Die beiden Schulen im Schulzentrum Süd zählen zu den beliebtesten von Wuppertal. Das Carl-Fuhlrott-Gymnasium (CFG) verzeichnet die meisten Anmeldungen aller Gymnasien, die Friedrich-Bayer-Realschule verbuchte die zweitmeisten – eine Bilanz, die vor 50 Jahren, als die ersten Schüler ins Schulzentrum Süd einzogen, nicht abzusehen war: Der Beton-Bau am Jung-Stilling-Weg wurde kritisch beäugt… Zum Beispiel auch von solchen „Geburtswehen“ berichtete Reinold Mertens, als er bei Initiator Prof. Martin Fleuß in der Reihe „Wissenswertes“ der Evangelischen Gemeinde Cronenberg-Küllenhahn zu Gast war. Als das „(zunächst) seelenlose Gebäude“ auf der grünen Wiese im September 1975 bezogen wurde, sei „die kleine Trabantenstadt“ als „Pädagogikbunker“ bezeichnet worden, verriet CFG-Leiter Mertens: „Es war „keine Liebesheirat“ blickte Mertens auf die „Süd“-Zusammenlegung von Jungengymnasium an der Aue und des Cronenberger Progymnasiums an der Berghauser Straße zurück. 

Cronenberger Progymnasium der Aue voraus…

Der CFG-Leiter hatte sich tief in das Archiv von „CFG-Historiker“ Dr. Winfried Herbers eingearbeitet. So wusste Mertens zu berichten, dass an der Aue über die Berghauser Schule die Nase gerümpft worden sei: Schließlich wurden hier Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet – an der Aue drückte 1970 erstmals eine Schülerin die Schulbank.Das Dörper Progymnasium wurde an der Aue als Zubringerschule gesehen, es herrschte eine Art „Zweiklassengesellschaft“, blickte Reinold Mertens zurück. Wobei er sich nicht einer gewissen Sympathie für die Dörper „Underdog“-Schule enthielt: Sie habe einen relativ großen Anteil an Arbeiterkindern gehabt, die Koedukation von Mädchen und Jungen war Normalität, nicht zuletzt habe das 1860 entstandene Progymnasium „eine unglaublich starke Verbindung“ zur Bürgerschaft gehabt. Dass man 1959 das Angebot ablehnte, zur Zweitanstalt der Aue zu werden, wertete Mertens als „deutliches Zeichen der Antipathie“.

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Gesamtschulen versus Gymnasien: Schülerzahl halbiert

Als Jürgen Wirths 1976 die Leitung des im „Süd“ vereingten Gymnasiums übernahm, standen die Zeichen aus anderer Richtung „auf Sturm“: Dem „Städtischen Neusprachlichen und Mathematik-naturwissenschaftlichen Gymnasium für Jungen und Mädchen und Gymnasium für Frauenbildung Wuppertal Süd“ machten die neu eingeführten Gesamtschulen Konkurrenz: Von 1.400 halbierten sich die Schülerzahlen des „Süd“-Gymnasiums bis 1985 auf knapp über 800, während die Erich-Fried-Gesamtschule auf der Ronsdorfer Nachbarhöhe boomte… Der dramatische Rückgang beförderte die Gedanken, aus dem damals noch mit Hauptschule dreigliedrigen Schulzentrum eine Gesamtschule zu machen. Dem, so erläuterte Reinold Mertens, traten Direktor Wirtz und das Kollegium auch damit entgegen, indem sie dem Gymnasium eine „Identität“ gaben: 1986 wurde der Name „Carl-Fuhlrott-Gymnasium“ eingeführt. Mit der Übernahme des Schullandheimes Freisheim wurde ein weiterer Identifikationspunkt gelegt, weitere setzen bis heute die vier Schulvereine. Die Folge: Bis 1995 stiegen die Anmeldezahlen wieder auf über 1.000 SchülerInnen, mit der Leitung durch Karl Schröder und Cornelia Wissemann-Hartmann wurde weiter am Schulprofil gefeilt – Umwandlungsgedanken sind längst kein Thema mehr.

„Süd“ : Atmosphärisches Highlight – mit Top-Verstecken…!

CFG-Leiter Reinold Mertens gab beinahe eine Liebeserklärung an den einstigen „Pädagogikbunker“ ab: Aus der kalten Betonwüste sei ein atmosphärisches Highlight mit individuell gestalteten Klassenräumen, farbenfroher Bibliothek, einladender Mensa mit Außenterrasse, wunderbarem Pausenzentrum als Herz der Schule, einzigartigen Sportanlagen oder auch liebevollem Schulgarten geworden – das „Süd“ vermittele heute „das Gefühl eines Campus, den die insgesamt über 2.500 SchülerInnen wenn nicht lieben, so doch besonders schätzen“. Und der CFG-Leiter wusste den „Wissenswertes“-Zuhörern im Gemeindehaus Küllenhahn von einem weiteren Vorzug des „Süd“ zu berichten: „Die vielen Möglichkeiten, Verstecken zu spielen“, habe ihm jüngst ein Fünftklässler als Vorzug genannt, schmunzelte Reinold Mertens. Verstecken muss sich die Schule auch nicht in puncto Geschlechtergerechtigkeit: Heute besuchen 878 Mädchen und 789 Jungen das CFG – 55 Jahre, nachdem die erste Schülerin an der Aue Platz nahm, hat sich also ordentlich was gedreht…!Der„Bunker“ ist zudem ganz offenbar auch als Arbeitsplatz „top“: Auf freie Stellen gingen 25 Bewerbungen ein – „das haben andere nicht“, betonte Reinold Mertens. Und auch das vergaß er nicht: die gute Nachbarschaft mit der Friedrich-Bayer-Realschule. Jedes Jahr gingen etwa 40 Schüler über zur FBR oder auch umgekehrt – „das ist das Schöne an unserer Schule – wir teilen alles…“ 

„Wissenwertes“: Am 13. Juni zum Thema „Rettungsdienst“

Ausbilder Dennis Hottenbacher ist bei der Juni-Ausgabe der Reihe „Wissenswertes“ im Küllenhahner Gemeindehaus am kommenden Freitag zu Gast. Am 13. Juni gibt er ab 19.30 Uhr an der Nesselbergstraße 12 Einblicke in den Rettungsalltag. Der Eintritt ist frei.