30.09.2013, 16.54 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Stromausfall: Dunkle Nacht im CW-Land verlief glimpflich

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"Kleine Ursache, große Wirkung": Einder der beiden völlig zerstörten Verteilerschränke im WSW-Hauptumspannwerk an der Cronenberger Straße.

Offiziell steht die Ursache des Brandes in der Umspannanlage an der Cronenberger Straße, der am späten Samstagabend, 28. September 2013, gegen 21.35 Uhr zu einem Stromausfall im CW-Land führte (die CW berichtete online), zwar noch nicht fest: Das erklärte Holger Stephan, Sprecher der Wuppertaler Stadtwerke (WSW), am heutigen Montagmorgen gegenüber der CW. Während die Stadtwerke auch noch keinen endgültigen Überblick zum Schaden haben, der durch den Brand und den folgenden Stromausausfall von Sudberg bis in die obere Südstadt verursacht wurde, gibt es Hinweise auf den Grund für die Explosion in dem Haupt-Umspannwerk: Ein Schaden in einer unterirdischen Leitung im Bereich Dohr führte nach CW-Informationen wohl zu dem Kurzschluss und den kapitalen Folgen.

Nach Worten von WSW-Sprecher Holger Stephan konnten die ersten betroffenen Bereiche im CW-Land etwa anderthalb Stunden nach dem Ausfall, gegen 23 Uhr, wieder ans Netz gebracht werden. Bis gegen 2 Uhr in der Nacht zu Sonntag habe in weiten Teilen Cronenbergs und der Südstadt die Stromversorgung wieder funktioniert. Bereiche rund um die Müllverbrennungsanlage am Hahnerberg mussten allerdings bis etwa um 5.45 Uhr warten, bis bei ihnen die Lichter wieder angingen.

Offenbar keine Schäden in Dörper Supermärkten

Ebenso wie in einem anderen großen Cronenberger Supermarkt war der Stromausfall auch im Frischemarkt Pollschmidt kein großes Problem: „Unsere Kühl- und Gefriertheken halten für mindestens zwölf Stunden“, berichtet Inhaber Willi Pollschmidt, der noch am Samstagabend von einem Mitarbeiter über den Stromausfall informiert wurde. Gegen Mitternacht kam die Entwarnung – die Dörper Filiale an der Hauptstraße hatte wieder Strom. Bei einer längeren Unterbrechung der Stromversorgung hätte der Defekt in dem Umspannwerk an der „Crone“ jedoch im Frischemarkt durchaus kapitale Folgen haben können: Wenn die Waren aus den Theken beziehungsweise den Kühlräumen in Mitleidenschaft gezogen worden wären, hätte der Schaden bei circa 30.000 Euro gelegen, schätzt Willi Pollschmidt.

Ähnlich glimpflich verlief der Stromausfall für die Tiefkühl-Firma Hundt („Petman“): Im etwa 21 Grad minus kalten Gefrierlager der Cronenberger Firma an der Kohlfurther Straße liegen Produkte im sechsstelligen Gesamtwert „auf Eis“, aber auch hier sorgte der Stromausfall für kein „Tauwetter“ und somit auch keinen Schaden. Lediglich ein Computer sei kaputt, berichtet Andreas Hundt, der im Rahmen eines Messe-Aufenthaltes in Kassel über den Störfall informiert wurde. „Unsere Warn-Funktionen haben super funktioniert“, erklärt der Chef des Cronenberger Tiefkühl-Spezialisten.

Tiefkühl-Firma Hundt: Kein „Tauwetter“ im Kälte-Kager

Das von der Firma selbst entwickelte Warnsystem funktioniere auch stromunabhängig und melde alle fünf Minuten die aktuelle Temperatur im Kühllager – bei einer Temperatur von minus 21 Grad sei ein Stromausfall von wenigen Stunden allerdings kein Problem: „Die Pufferkälte hätte sicher bis Sonntagabend gereicht“, erläutert Andreas Hundt. Dennoch war für den Unternehmer bis 1 Uhr in der Nacht nicht an Schlaf zu denken – dass seitens der Stadtwerke nicht an Informationen zur Größenordnung und zur voraussichtlichen Dauer des Schadens im Umspannwerk zu gelangen war, habe ihm schlaflose Stunden bereitet.

Altenheime: „Nur“ ein paar besorgte Bewohner

Anders war es in den beiden Altenheimen in Cronenberg: Zumal die Städtische Einrichtung am Ehrenmal sowie das Evangelische Altenzentrum am Eich keine Bewohner haben, die intensivmedizinisch betreut werden, hielten sich die Stromausfall-Folgen auch hier stark in Grenzen. Lediglich einige Bewohner hätten sich besorgt zu der plötzlichen Dunkelheit erkundigt, berichten Altenzentrum-Leiter Rüdiger Hagemeyer sowie Ulrich Renziehausen, Leiter des Städtischen Eigenbetriebs Alten- und Pflegeheime. Ansonsten habe die Notstromversorgung dafür in beiden Häusern garantiert, dass die Lichter in den Heimen nicht völlig ausgingen, sondern zumindest eine Notbeleuchtung für die Bewohner funktionierte. Gerüchte, wonach eine Evakuierung des Hauses am Ehrenmal bevor stand, verweist Ulrich Renziehausen ins Reich der Märchen – soetwas habe nie zur Debatte gestanden.

Müllheizkraftwerk hatte zu viel Strom

Kuriose Folgen hatte der Stromausausfall im Müllheizkraftwerk: Hier gab es zwar keine Schäden, zumal die Abfallwirtschaftsgesellschaft auf Korzert nach Worten von Betriebsleiter Bernd Dillbohner über einen großen Batteriepuffer sowie ein Notstromaggregat verfügt. Während das CW-Land keinen Strom hatte, hatten die AWGler auf Korzert zuviel „Saft“ und blieben auf dem Strom sitzen, den sie nicht mehr ins Netz einspeisen konnten – „aber den hätten wir ja ohnehin nicht verkaufen können“, berichtet Bernd Dillbohner, „es war ja kein Stromverbraucher mehr da“. Also fuhren die Müllheizkraftwerker eine Turbine runter, der überschüssige Heißdampf wurde herunter gekühlt und an die Umwelt abgegeben.

Feuerwehren und Stadtwerke bis in die Nacht im Einsatz

Eine schlafarme Nacht hatten indes auch die Freiwilligen Feuerwehren im CW-Land: Nicht aber, weil auch sie Stromausfall hatten, vielmehr waren sowohl die Cronenberger wie auch die Hahnerberger Wehr im Rahmen des Brandes in dem Umspannwerk im Einsatz. Zudem leisteten FFC und FFH Wachbereitschaft, damit Notrufe trotz des Zusammenbruchs des Telefonnetzes schnellst möglich bearbeitet werden konnten. Auch die Einsatzkräfte der Wuppertaler Stadtwerke waren bis zum frühen Sonntagmorgen im Einsatz, um das CW-Land wieder „ans Netz“ zu bringen.

Weitere Folge der dunklen Sonntagnacht: Der Ausfall rief in Erinnerung, wie abhängig wir von Strom sind beziehungsweise auf welchen Komfort verzichtet werden muss, wenn „der Saft“ nicht aus dem Stecker kommt. Kein Licht, kein Telefon, kein Fernsehen, keine Musik und auch kein Internet – wohl dem, der sich noch ohne „Fremdmittel“ zu beschäftigen wusste und wohl dem, der Kerzen im Haus hatte! Ob mit oder ohne – nun darf man aber gespannt sein, ob die Geburtenrate im CW-Land in neun Monaten in die Höhe schnellt…