04.05.2018, 13.38 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
„Höchste Zeit“ im TiC: Premieren-Zuschauer im „Revue-Rausch“
Nein, alles von dem, was Tochter Sabine Henke im TiC-Theater spielt, schaue sie sich nicht an, berichtete ihre Mutter offen. Aber am 20. April 2018 war sie da – und begeistert: Vielleicht auch, weil Sabine Henke in „Höchste Zeit“ die sittsame Vornehme spielt. Vor allem aber zeigte sich die extra aus Oberhausen angereiste Henke-Mutter von der Sternstunde ihrer Tochter und der drei Mitspielerinnen, der Revue insgesamt und der Inszenierung von Ralf Budde (Regie) und Stefan Hüfner (Musik) begeistert.
Mutter Henke stand damit nicht allein: „Das ist das Beste, was ich seit langem gesehen habe“, jubilierte ein Besucher der TiC-Premiere – ein Mann, wohlgemerkt, und bereits zur Pause! Das neue Musical knüpft nahtlos an seinen Vorläufer, die Wechseljahre-Revue „Heiße Zeiten“ (die CW berichtete), an, die 2015 im Atelier gefeiert wurde. „Höchste Zeit“ avanciert zum Musical-Renner 2018 des TiC-Theaters.
In der Revue, ebenfalls aus der Feder von Tilmann von Blomberg, Carsten Gerlitz und Katja Wolff, treffen sich die vier „Wechseljahre-Heldinnen“ wieder – im Hochzeitsfieber. Die „Karrierefrau“ (Elisabeth Wahle) traut sich und lädt ihre „Flughafen-Freundinnen“ ein. Zum Sekt-Frühstück in der Hochzeits-Suite des Grand-Hotels mit grandiosem Ausblick (Bühnenbild: Jan Bauerdick) laufen die drei Freundinnen pünktlich auf und werden von der „Hausfrau“ (Karolin Hummerich) als „Team Braut“ mit Schärpe und peinlich-schrillem „Headdress“ (Kostüme: Noelle Magali-Wörheide) ausstaffiert – „Überraschung“…
Nacht mit Howie, Scheidungs-Frust und Babysitting via Handy
Doch die Braut hat nach einer hochprozentigen Jungesellinnen-Abschiedsnacht einen „Filmriss“: Sie glaubt, mit Schlagerstar Howard Carpendale, der im Zimmer nebenan logiert, vor dem schönsten Tag den ziemlich besten Sex ihres Lebens gehabt zu haben. Dass sie ihren Zukünftigen betrogen habe und der Bräutigam zudem verschollen ist, lässt das Sekt-Frühstück eskalieren – die Braut will die Hochzeit platzen lassen… „Glück muss man haben“, kommentiert „die Vornehme“ (Sabine Henke) den „Hochzeits-Gau“ – sie steckt schließlich mitten in der Scheidung…
Der „Jungen“ (Annika Tahiri), per Handy im Dauerclinch mit dem Freund, der daheim das Baby hütet, ist permanent zum Heulen zumute: Weil die Hochzeit nicht stattfindet, der Freund den falschen Brei und Tee gibt und… – weil er ihr keinen Antrag macht: „Mich will keiner…“ Die schlicht gestrickte „Hausfrau“ (Karolin Hummerich) versucht, den schönsten Tag zu retten. Sie ist Ehe-Fan – obgleich sie ein Mauerblümchen-Dasein fristet und sich noch nicht einmal getraut, sich mit ihrer grandiosen Nudelsuppe als Kantinen-Aushilfe zu „emanzipieren“…
Feuerwerk an Gags
Zwar ist das Wechseljahre-Quartett gereift, es ist aber wie im Vorläufer „Heiße Zeiten“: Auch in „Höchste Zeit“ trumpfen die so ungleichen „Frust-Hühner“ mit viel Galgenhumor und Selbstironie auf – Zellulitis oder Stützstrümpfe werden da ebenso nicht ausgespart wie der letzte Sex, der ebenso viele Jahre her ist wie die Zeit bis zum ersten Eisprung dauerte…Weiteres Beispiel für das Gag-Feuerwerk: Viagra für Frauen? Das wirke doch nur, wenn frau zugleich auch blind sei. Oder: „Ich mache sogar zwei Diäten – von einer werde ich nicht satt…“
An diesen und zahlreichen weiteren Scherz-Schüssen aus der Hüfte hatte das TiC-Publikum jede Menge Spaß – und auch die Männer im Premieren-Publikum schlugen sich auf die Schenkel… Das allein reichte für einen schönen Atelier-Abend. Getoppt wird auch „Höchste Zeit“ durch eine Vielzahl bekannter Hits, die – mit humorvollen Texten versehen – das turbulente Geschehen musikalisch begleiten.
Feuerwerk an Hits
Da wird „Yes Sir, I Can Boogie“ zu „Schau mal, da spannt was“ oder der Sailor-Hit „Girls, Girls, Girls“ zu „Schicht im Schacht“. Elisabeth Wahle und ihre Brautjungfern präsentieren sich dabei auch gesanglich top: So erobert Karolin Hummerich das Publikum mit einem mitreißenden „Ich will mehr“ zu Chuck Berrys „Johnny B. Goode“. Als Carpendale-Verehrerin „haut“ sie auch ein „Tür an Tür mit Howie“ (Living Next Door to Alice“) „raus“, inklusive Howie-Akzent und „Tschaui, Howie“-Gruß – herrlich!
Begeisternd auch das Solo von Sabine Henke, die die Bette-Midler-Ballade „The Rose“ als „Zweisam einsam“ berührend schön interpretiert. Annika Tahiri hat derweil ihre Sternstunden mit der „Chicago“-Ballade „Hard to say I’m sorry“ oder auch mit „Ich will“ zum Maggie-Mae-Ohrwurm „My Boy Lollipop“ – auch tänzerisch top! Gemeinsam brillieren die TiC-Damen mit „Noch nicht Schicht im Schacht“ zu „Girls, Girls, Girls“, dem Brautmarsch „Treulich geführt“ von Wagner oder auch „Save Your Kisses For Me“, on top gibt’s tolle Choreografien von Natascha Neugebauer. Sahnehäubchen ist Michael Baute als „Spieglein, Spieglein in der Suite“ mit nicht immer charmanten Kommentaren – alles in allem: Mehr Entertainment geht kaum!
Karten und Kontakt
Bravo-Rufe und reichlich Applaus bewiesen: „Höchste Zeit“ ist genauso heiß wie die „Heiße Zeiten“ – höchste Zeit, sich unter Telefon (o2 02) 47 22 11, im TiC-Büro an der Hauptstraße 3 oder auch via www.tic-theater.de TiC-Karten zu sichern!