30.05.2018, 15.52 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Heute: Singender „Dorf-Sheriff“ Ottmar Ay „sattelt ab“

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Arno Weise (re.), Leiter der Polizeiinspektion Wuppertal, und Christof Billen (li.), Leiter der Hauptwache Elberfeld, zu der auch die Dienststelle Cronenberg gehört, kamen zur Überreichung der Entlassungsurkunde an Ottmar Ay (mi.) nach Cronenberg. -Foto: Meinhard Koke

Im Ruhestand will er mehr „zündeln“. Natürlich ist damit nicht gemeint, dass Ottmar Ay Unruhe stiften möchte, wenn er am heutigen Mittwoch, 30. Mai 2018, Polizeikappe und Uniform ablegt. Weit gefehlt, nach seinem Ausscheiden bei der Polizei möchte der bisherige Leiter der Dienststelle Cronenberg vielmehr verstärkt musikalisch „zündeln“: Als Rhythmus-Gitarrist der Wuppertaler Kult-Mundart-Band „Striekspöen“ (übersetzt: Streichhölzer) will Ottmar „Otti“ Ay sein Mehr an Zeit auch dazu nutzen, um neue Lieder für die beliebten „Wopperdaler Jongens“ zu texten und zu komponieren.

Vielleicht wird dann auch das eine oder andere Döneken aus seiner Polizei-Zeit verarbeitet – in den vergangenen 43 Jahren in Uniform hat „Otti“ Ay gewiss das eine oder andere erlebt, was zu einer „Striekspöen“-Strophe taugen könnte. Einsatzort für den 63- Jährigen aus dem Wuppertaler Osten war zunächst die Nordhöhe: Als Bezirksbeamter war Ottmar Ay für das Briller Viertel zuständig, bevor er vor rund sechs Jahren die Leitung der Dörper Polizei-Dienststelle und den Bezirksdienst im Cronenberger Norden übernahm.

Polizei-Dienst in Cronenberg: „Vom vielen Grüßen einen trockenen Mund…“

In dem Wohnviertel am Brill, blickt Ay zurück, habe er wenig Kontakt zu den Anwohnern gehabt („Da wird man nur als Schutzmann gesehen“), in Cronenberg sei das deutlich anders: Wenn man aus der Dienststelle raus auf Streife gehe, werde man von jedem Passanten gegrüßt – „nach 500 Metern hat man vom vielen Zurückgrüßen schon fast einen trockenen Mund“, lobt der Dorf-Sheriff die Höflichkeit und den Respekt gegenüber der Polizei im Stadtteil: „Ein himmelweiter Unterschied zu den Dienstellen im Tal, wo der Ton deutlich rauer ist.“

Zumal ortsfremd hatte es sich der Polizei-Hauptkommissar nicht unbedingt einfach vorgestellt, als er 2013 vom Brill auf den Berg wechselte: Dass den Cronenbergern der Ruf vorauseilt, sie fühlten sich nicht zu Wuppertal gehörend und würden es „Zugezogenen“ nicht unbedingt leicht machen, hält Ottmar Ay in seiner Rückschau für ein Vorurteil: Okay, er sei von seinem Vorgänger Manfred Schöppe auch bestens eingeführt worden, aber: „Ich fühlte mich hier von Anfang an gut angenommen – mir ist es nie schwer gemacht worden.“

Abschiedswunsch: Dass drei Beamte im Dorf erhalten bleiben

Insofern hofft „Otti“ Ay, dass er nun nicht nur mehr Zeit für „Atti“, Siggi, Pitter & Co. von den „Striekspöen“ hat, sich öfter am Zweitwohnsitz bei Leer blicken lassen kann und sein Motorrad („Ich bin so lange nicht mehr gefahren, dass die Batterie leer ist“) wieder anspringt. Auch für sein „Dienst-Dorf“ hat Ottmar Ay einen Abschiedswunsch: Dass es „em Dorpe“ freundlich-vertraut und die Cronenberger Polizei präsenter Ansprechpartner bleiben möge.

Vor dem Hintergrund, dass die Dienstelle zeitweise nur mit 1,5 Beamten besetzt war und der Kritik an der Polizeiführung (die CW berichtete) hofft der scheidende Dorf-Sheriff, dass der Dienststelle Cronenberg drei Beamte erhalten bleiben: „Ich fände es schön, wenn es so weitergehen würde, wie es war.“ Dass sich dieser Ay-Wunsch erfüllt, hoffen sicherlich auch viele Cronenberger – aber natürlich soll’s auch mit Ostfriesland, den „Striekspöen“ und dem Motorrad klappen…!

Vielleicht geht’s damit dann ja auch mal auf zwei Rädern wieder „nom Küllenhahn“, als Ersatz für die Bimmel-Bummelbahn…