03.04.2019, 18.00 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Schule Lenzhaus: Sanierungsstau ist der Stadt seit 2005 bekannt

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Zeichen des Verfalls: Nach dem letzten Frühjahrssturm mussten Absperrungen rund um die marode Schule Berghauser Straße aufgestellt werden. -Foto: Marcus Müller

Wie berichtet, veranschlagt das Gebäudemanagement Wuppertal (GMW) eine Sanierung der Schule Berghauser Straße auf bis zu 14 Millionen Euro. Diese Kostenschätzung für das denkmalgeschützte Gebäude am Lenzhaus sorgt seit Bekanntwerden für Empörung im Stadtteil: Hat die Stadt die Instandhaltung des markanten Baus vernachlässigt? Hat sie vielleicht sogar bewusst zu wenig zum Erhalt getan, um eine Sanierung unwirtschaftlich zu machen? Sodass das Gebäude aus der Denkmalliste gestrichen und veräußert beziehungsweise sogar abgerissen werden könnte?

Zur Klärung dieser Frage nahm die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung (BV) Cronenberg, die wegen der Schäden ja raus aus ihrem Sitzungssaal in der Schul-Aula musste, nun Akteneinsicht. In einem fensterlosen kleinen Durchgangsraum des GMW an der Müngstener Straße, so berichten Vize-Bürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky und Günter Groß, Sprecher der CDU-Fraktion in der BV, durchforsteten sie Unterlagen zu dem Schul-Denkmal. Dabei brachten die beiden CDU-Politiker etwas Licht ins Dunkel.

Verfall wissentlich in Kauf genommen?

Eine ihrer wichtigsten Erkenntnisse: „Seit mindestens dem Jahr 2005 sind die Schäden am und im Dachraum bekannt“, berichtet Michael-Georg von Wenczowsky. Bereits vor über drei Jahren habe das GMW die Dacheindeckung als „komplett abgängig“ eingestuft. Dass dennoch jahrelang nichts zur Rettung des Denkmals unternommen worden sei, dass auch das Denkmalamt nicht aktiv geworden sei, bringt den CDU-Politiker zu dem deutlichen Fazit: „Man hat den Eindruck, dass der Verfall des Gebäudes durch die unterbliebene Bauunterhaltung wissentlich in Kauf genommen wurde.“

Mit Kopfschütteln quittieren die beiden CDU-Politiker, dass die Stadt indes „erhebliche Mittel“ für den Anbau der Schule am Lenzhaus investierte – obwohl dieser weder denkmalgeschützt noch erhaltenswert sei. Weiter habe ihre Akteneinsicht nicht nur zu Tage gefördert, dass dieser Anbau dennoch in die 14-Millionen-Schätzung eingerechnet sei. Weiter hat die Akteneinsicht der CDU-Politiker Groß und von Wenczowsky zu Tage gefördert, dass  die Sanierung der Schule Lenzhaus eigentlich „nur“ auf acht Millionen Euro taxiert werde.

Mit „Totschlag-Summe“ reif für Vermarktung machen?

Das GMW habe sie dann mit einem Kostensteigerungspuffer sowie einer Absicherung auf bis zu 14 Millionen Euro hochgerechnet. Ein großer „Angst-Zuschlag“, wundert sich von Michael-Georg Wenczowsky: Solle das Denkmal mit der „Totschlag-Summe“ reif zur Vermarktung gemacht werden? „Wenn ich ein Fachmann wäre und ich handelte so spät, dann wäre mir die fachliche Qualifikation abzusprechen“, wirft der CDU-Vizebürgermeister Gebäudemanagement und Denkmalamt Nichtstun vor.

Auf Initiative der Cronenberger CDU wollen die Christdemokraten nun im zuständigen Rechnungsprüfungsausschuss des Rates eine Sonderprüfung der „Causa Schule Lenzhaus“ beantragen. Für Michael-Georg von Wenczowsky steht indes bereits fest: „Man hätte längst handeln müssen – ich weiß nicht, ob hier andere Verhaltensregeln gelten, als gegenüber privaten Denkmalbesitzern.“
Klar ist für die Dörper CDU: Das 110 Jahre alte Schul-Denkmal im Stile des Bergischen Barocks besitze als der letzte erhaltene Bau der damals noch selbstständigen Stadt Cronenberg einen hohen Stellenwert.

Wie Vize-Bürgermeister von Wenczowsky auch in einem Brief an OB Andreas Mucke deutlich gemacht hat, habe der Erhalt des Denkmals daher für die CDU oberste Priorität – man darf nun also auf die Machbarkeitsstudie der Stadt gespannt sein…

Nutzungsvorschläge aus „Bürgerdialog“:

Im Rahmen ihres Bürgerdialogs am 8. März hat die CDU Cronenberg mehrere Vorschläge für eine mögliche zukünftige Nutzung der Schule Berghauser Straße aufgenommen. So könnte das Denkmal sozusagen zu einer Zentrale der öffentlichen Einrichtungen im Dorf werden. Das Bürgerbüro mit einem Trauzimmer für „Event-Trauungen“ könnten hier ebenso einziehen wie die Polizei-Dienststelle Cronenberg, die Stadtbibliothek, die VHS oder auch die Bergische Musikschule. Die Aula könnte als Mehrzwecksaal für Versammlungen, Konzerte und Ausstellungen oder auch als Probenraum genutzt werden.

In der Turnhalle sollten kleine Hallensportarten, Gymnastik oder auch Senioren- und Behindertensport stattfinden können. Auf dem Areal von Anbau, Leichtbau und Schulhof soll eine neue Feuerwache Cronenberg mit sechs Wohnungen für Feuerwehrleute sowie eine Turnhalle mit Tribünenplätzen entstehen.