20.05.2019, 13.23 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Nicht nur am 1. Mai“: Autonomen-Schreiben zu Farb-Anschlägen

Artikelfoto

Ein Bild der Verwüstung: Ein beschädigter Geldautomat im Vorraum der Cronenberger Deutsche Bank-Filiale an der Rathausstraße. -Foto: Meinhard Koke

Noch keine konkreten Tatverdächtigen gibt es zu den Farb-Anschlägen, die in der Nacht zum 3. Mai in der Ortsmitte verübt wurden (die CW berichtete). Im Bereich Rathausstraße wurden an den Dörper Filialen von Deutscher Bank, Sparkasse und Volksbank sowie am Eingang zur Polizei-Dienststelle Cronenberg Scheiben eingeworfen und mit Farbe gefüllte Flaschen ins Innere geworfen. Die Sachschäden summierten sich dabei auf mehrere zehntausend Euro.

Zeugen sahen eine Gruppe von Vermummten, bestimmte Personen konnten aber noch nicht ermittelt werden. Dass die Täter dem linken Spektrum zuzurechnen sind, legt derweil ein Internet-Post nahe: Mit dem Satz „Der 1. Mai bleibt unberechenbar!“ wurde im Internet unter de.indymedia.org eine anonyme Stellungnahme zu den Sachbeschädigungen gepostet – mit Fotos von den Tatorten. Die Sachbeschädigungen werden hier als „farbliche Akzente“ bezeichnet – „nicht nur am 1. Mai.“

In dem Schreiben kritisieren die oder der Verfasser namentlich den Wuppertaler Polizeipräsidenten Markus Röhrl und NRW-Innenminister Herbert Reul. Diese würden massiv gegen selbstbestimmte und selbstorganisierte Strukturen vorgehen: „Die Mechanismen, die uns unterdrücken, gilt es, auf jeder Ebene anzugreifen.“ Die Anschläge auf die Dörper Bank-Filialen begründen die Verfasser mit der Finanzierung von zunehmender Gentrifizierung von Wohnvierteln oder dem Generieren von Gewinn aus Krieg, Elend und Flucht durch die Banken.

Die Polizei-Dienststelle Cronenberg sei Ziel gewesen wegen „der zunehmend erstarkenden autoritären Formierung des Staates und der Polizei“. Die Urheber des Schreibens solidarisieren sich mit Gesinnungsgenossen, die bald in Wuppertal vor Gericht stünden. Indymedia ist ein globales Non-Profit-Internet-Netzwerk, das eine Alternative zu „Mainstream-Medien“ sein will. Indymedia Deutschland werden Verbindungen zum Linksextremismus vorgeworfen. Der Grund: Autonome Gruppen veröffentlichten hier Bekenner-Schreiben nach Anschlägen oder auch Anleitungen zum Bau von Molotow-Cocktails.

Die Plattform „Indymedia Linksunten“ wurde deswegen 2017 verboten. Die Seite de.indymedia.org und der Beitrag waren gestern nicht mehr aufrufbar.