03.11.2020, 19.36 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Trauer um Paul Mehling: Mit Rekordsprung unsterblich gemacht

Artikelfoto

Paul Mehling im Jahr 2019 mit einem historischen Kalenderblatt des CHBV, das ihn bei seinem Rekordsprung von 1959 zeigt. | Archiv-Foto: Meinhard Koke

Mit 89 Jahren noch auf „Brettern“ gestanden: Ehrenvorsitzender des Ski-Clubs Cronenberg und Dörper Skisport-Veteran ist im Alter von 92 Jahren verstorben.

Trauer bei der Vereinsfamilie des Ski-Clubs Cronenberg (SCC) und im Westdeutschen Ski-Verband (WSV): Mit Paul Mehling ist ein Veteran des Wintersports in der Region verstorben. Mehling starb wenige Wochen vor seinem 93. Geburtstag.

Mit dem gebürtigen Cronenberger, der zuletzt im recht schneeunsicheren Tal am Neuenteich zu Hause war, verliert der SCC ein echtes Urgestein. „Mr. Ski-Club“ Paul Mehling engagierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Jugendwart und später 43 Jahre lang als Vorsitzender des SCC – dafür wurde die lebende Legende des Vereins zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Für seinen jahrzehntelangen Einsatz erhielt der stets bescheidene Ski-Veteran auch abseits der SCC-Familie viel Anerkennung: Zweifach wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, die SPD Cronenberg ehrte Paul Mehling mit ihrer Hermann-Herberts-Medaille und der Westdeutsche Ski-Verband mit seiner Ehrenurkunde.

Aber nicht nur sein Engagement für den Ski-Sport war ein Phänomen, Paul Mehling war es auch selbst: Der Veteran, abseits der Schneepisten Sänger im Cronenberger Männerchor sowie im gemischten Chor „4voices“, stand bis ins hohe Alter auf den Brettern, die ein Großteil seines Lebens bedeuteten – noch mit 89 Jahren begleitete Mehling als wohl ältester Skilehrer der Welt eine DSV-Skifreizeit in den Alpen, bevor er dann seine Skier an den Nagel hängte.

Als Wuppertal eine Skisprung-Schanze hatte

Unsterblich allerdings machte sich Paul Mehling am 17. Januar 1959. Da legte er, verfolgt von WDR-Kameras, einen 33-Meter-Satz von der damaligen Skisprung-Schanze im Gelpetal hin – ein Rekord für die Ewigkeit. Zuvor hatte Mehling die 1934 eingeweihte, aber dann während des Weltkrieges verfallende Schanze wieder mit aufgebaut: Ab 1948 machten sich Mehling und Kameraden an den Neubau, am Neujahrstag 1951 wurde die einzige Ski-Schanze einer westdeutschen Großstadt wiedereröffnet.

Paul Mehling bei seinem Rekordsprung „für die Ewigkeit“, der auch von der WDR-Kamera eingefangen wurde. | Quelle: Kalenderblatt CHBV

Paul Mehling bei seinem Rekordsprung „für die Ewigkeit“, der auch von der WDR-Kamera eingefangen wurde. | Quelle: Kalenderblatt CHBV

1957 vom Deutschen Skiverband offiziell anerkannt, pilgerten bis zu 2.000 Zuschauer zu den Springen hinter dem Café-Restaurant „Haus Zillertal“ – ein Spektakel auch, weil der Auslauf kurz war und der eine oder andere Springer erst im Gelpe-Bach zum Stehen kam. Nicht so Paul Mehling: Der „Meister der Spitzkehre“ bekam immer rechtzeitig vor dem Bach „die Kurve“…! Als die Schanze schließlich in den 1970er-Jahren stillgelegt wurde, hatte niemand weiter abgehoben als Paul Mehling, der jenseits der Schanze jedoch nie abgehoben war.

Seit 2009 erinnert eine Gedenktafel am Ort der ehemaligen Schanze an die Zeit, als Cronenberg Wintersport-Mekka war und natürlich auch an den „Jahrhundert-Satz“, mit dem sich Paul Mehling unsterblich gemacht hat…!