20.01.2021, 18.38 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
„Pinke Krippe“: Für Ältere „Hingucker“, für Jüngere Selfie-Motiv
Zwar war sie durch den Lockdown ab Mitte Dezember verkürzt, dennoch ziehen die PfarrerInnen Jutta Weigler und Quinton Ceasar von der Evangelischen Gemeinde Cronenberg ein positives Fazit ihrer „schrillen“ Advents-Aktion.
Keine Weihnachtsmärkte, keine Glühwein-Stände – vielen fehlte in der vergangenen Weihnachtszeit so einiges. Evangelischen Gläubigen vielleicht auch der Kirchbesuch – mit dem zweiten harten Lockdown verzichtete der Kirchenkreis Wuppertal ja auch auf Präsenz-Gottesdienste zum Fest. Anfang Dezember war das zwar noch nicht der Fall, weil da aber schon die Teilnahme coronabedingt eingeschränkt war und sich manche/r vielleicht auch nicht in die Kirche traute, ging die Evangelische Gemeinde Cronenberg buchstäblich raus zu den Menschen.
Wie berichtet, hatte man in Anlehnung an eine Berliner Aktion eine pinke Krippe gezimmert, mit welcher die PfarrerIn Jutta Weigler und Quinton Cesar die Vorweihnachtszeit hindurch an verschiedensten Orten im Dorf „auftauchen“ wollten – um die Weihnachtsbotschaft unter der Überschrift „Es geht um die Liebe“ direkt zu den Menschen zu bringen. Dabei wollten Jutta Weigler und Quinton Ceasar ihre signalfarbene Vorweihnachtsaktion nicht nur in der Ortsmitte, sondern auch an ungewöhnlicheren Orten wie einem Supermarkt-Parkplatz oder auch auf der Sambatrasse „aufploppen“ lassen – der zweite Lockdown bremste die beiden PfarrerInnen aber aus. Schließlich wollten sie ja keine Menschenansammlung provozieren, unterstreichen Jutta Weigler und Quinton Ceasar.
„Im Lockdown und nach 70 Jahren Weihnachten mal was anderes…“
Auch wenn die pinke Krippe somit zumeist nur ein „Blickfang“ im Schaufenster des Kirchencafés am Fuße der Reformierten Kirche sein konnte, die PfarrerInnen von Evangelisch-Cronenberg blicken positiv auf ihre Aktion zurück: Jüngere Passanten oder auch Eltern mit Kindern seien zwar wohl im Vorweihnachtsstress gewesen und hätten weniger oft Halt gemacht und wenn doch, dann häufig eher für Selfies. Den Älteren indes sei die pinke Krippe aber vielfach positiv ins Auge gesprungen. „Besonders von Senioren haben wir nur positive Resonanz erfahren“, freut sich Jutta Weigler, „vielleicht auch, weil sie nach 70 Jahren Weihnachten einfach dankbar für mal was anderes waren“.
Hat das die PfarrerInnen überrascht? „Überhaupt nicht“, antworten Quinton Ceasar und Jutta Weigler: „Die Dörper Senioren sind sehr offen“, finden sie: „Nachdem was sie schon so alles erlebt haben, konnte sie wohl eine pinke Krippe nicht schrecken“, schmunzelt Pfarrerin Weigler. Obwohl ihre Krippe früh in den Lockdown musste, sie hat auch bei Jutta Weigler und Quinton Ceasar Spuren hinterlassen: So bleibt in Erinnerung, wie sie mit einer Passantin dem Kirchenlied „Lobet den Herren“ lauschten, das sich die Frau zum Gedenken an ihren Mann gewünscht hatte: „Das war so ein besonderes Gefühl, still zusammenzustehen.“
Lieblingslied: „Stille Nacht“ versus „Last Christmas“
Hängen geblieben ist bei der Dörper Pfarrerin auch der Moment, als eine jüngere Passantin im Vorbeigehen spontan „Ist ja geil“ sagte – „auch diese Aufmerksamkeit war das, was wir bezwecken wollten“. Übrigens: Bei der Lieblingslieder-Aktion war zwar auch „Last Christmas“ dabei, der Favorit war aber kein „poppiges“ Weihnachtslied: „Stille Nacht“ wurde vielmehr am häufigsten gewünscht – die Cronenberger Vorweihnachtszeit war zwar diesmal ganz anders und leicht „schrill“, aber eben doch auch klassisch…