09.09.2021, 13.25 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

GMW zur Rettungswache-Kritik: „Wir haben alles gegeben…“

Artikelfoto

Nachdem die Vorarbeiten erledigt wurden, scheint nun der Bau der Rettungswache an der Kemmannstraße begonnen zu haben. | Foto: Meinhard Koke

In der August-Sitzung der Bezirksvertretung Cronenberg musste das Gebäudemanagement Wuppertal auch viel Kritik zum Neubau der Rettungswache an der Kemmannstraße einstecken.

Ähnlich großen Klärungsbedarf wie zum Thema „Gartenhallenbad-Sanierung“ hatte die Bezirksvertretung (BV) Cronenberg in ihrer August-Sitzung auch beim Neubau der Rettungswache Cronenberg. Zur Erinnerung: Im Sommer 2019 fasste der Stadtrat den Beschluss für den Bau – zwei Jahre später sind gerade einmal Vorarbeiten in der Kemmannstraße erledingt. Kräftig „Fahrt“ haben dafür bereits die Kosten aufgenommen: Ursprünglich auf rund 2,2 Millionen Euro beziffert, kalkuliert das zuständige Gebäudemanagement Wuppertal (GMW) nunmehr mit Baukosten von 3,5 Millionen Euro – also Mehrkosten von über 50 Prozent, bevor der erste Stein für die Rettungswache überhaupt gesetzt wurde.

Mehrkosten: Ratsbeschluss ohne „echte“ Zahlen

„Das ist schon eine ganze Ecke mehr“, befand CDU-Sprecher Günter Groß in der August-Sitzung am 18. August, während sich Linke-Vertreter Heinz-Georg Zehnpfennig wunderte: Dass Rat und Bezirksvertretung ihre Beschlüsse offensichtlich gefasst hätten, ohne zu wissen, was die Rettungswache tatsächlich kosten würde, „dafür fehlt mir jegliches Verständnis“, so Zehnpfennig.

Die „Wundertüte Rettungswache“ hatte für CDU-Sprecher Groß noch einen weiteren Aspekt: Dass sie bevorzugt gebaut werden sollte, damit die vorgeschriebene Hilfsfrist insbesondere in Richtung Sudberger Südzipfel baldmöglichst eingehalten werden kann, zwei Jahre nach Beschlussfassung aber gerade einmal erst das Baufeld vorbereitet ist, ließ Groß das Fazit ziehen: „Da wird nicht zügig gearbeitet“, kritisierte der CDU-Sprecher, dass das Gebäudemanagement noch nie Kosten- und/oder Zeitpläne eingehalten hätte: „Wenn man zügig arbeiten würde, liefen auch nicht die Kosten davon“, so Günter Groß.

Anzeige

GMW-Produktmanager Thorsten Wagner rechtfertigte die Verzögerung mit dem engen Personal-Korsett des GMW: Man könne mit neuen Vorhaben erst anfangen, wenn ein bisheriges Projekt abgeschlossen sei. Den Schuh „Kostenexplosion“ wollte sich Wagner nicht anziehen: Mit Beschlussfassung seien der Planungsstand und damit auch die Kostenschätzung noch grob gewesen, erst von Planungsstufe zu Planungsstufe wachse die Kostengenauigkeit. Und zudem, so erläuterte Wagner weiter, sei ja auch so manches hinzugekommen, wie Photovoltaik-Anlage, Dachbegrünung, Altlasten-Sanierung oder Hang-Abfangung, Glasfaser-Anbindung und Ausfahrt-Beampelung, überdies sei der Baupreis-Index „erheblich gestiegen“ – Wagners Resümee: „Wir haben mit unseren personellen Möglichkeiten alles gegeben.“

Wann wird die Rettungswache definitiv fertig?

Während CDU-Sprecher Groß die GMW-Aussage anzweifelte, dass die Rettungswache nicht als Modulbau und damit schneller und kostengünstiger zu errichten sei („Das geht, sogar verschiefert“, meinte Groß aufgrund eigener Internet-Recherche: „Wo haben Sie nachgesehen?“), mahnte Fraktionskollege Michael-Georg von Wenczowsky mehr Kostengenauigkeit an: „Wir möchten Zahlen haben, mit denen man umgehen kann.“ CDU-Ratsherr Rainer Spiecker, übrigens zugleich auch Vorsitzender des zuständigen Feuerwehr-Ausschusses Schutz und Ordnung, wollte sich mit „Würde, Wäre und Könnte“ nicht mehr zufriedengeben: „Wann wird die Rettungswache fertig“, forderte der Wuppertal-Bürgermeister klare Auskunft vom Gebäudemanagement – „definitiv und nicht ungefähr“.

Zu viele Unwägbarkeiten: GMW nennt keine Termine

„Wenn Sie es definitiv wollen, kriegen Sie keine Antwort“, hielt GMW-Manager Thorsten Wagner dagegen, dass der Bau-Boom für Unwägbarkeiten bei Kosten und Zeitplan sorge: „Wir können nur sagen, wo wir landen wollen.“ Und das wäre: Bei einer Bauzeit von 18 Monaten könne die Rettungswache frühestens Anfang 2023 fertig sein. Ursprünglich hatte man gedacht, dass die ersten Rettungswagen im Winter 2020/21 von der Kemmannstraße aus ausrücken könnten, im Juni nannte das Gebäudemanagement Ende 2022 als Fertigstellungszeitpunkt.