25.10.2021, 16.15 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Co-Vater des Burgholz: Trauer um Ex-Förster Herbert Dautzenberg
Jahrzehntelanger Leiter des Staatsforstes Burgholz und Bewahrer des Arboretums ist verstorben.
Der Staatsforst Burgholz ist eines der Wälder, die Cronenberg umgeben. Aber nicht irgendein Wald: Über 100 Baumarten aus aller Welt sind hier zu Hause, das „Arboretum Burgholz“ gilt als größte Fremdländeranpflanzung Deutschlands, mitunter heißt es, der Dörper „Mutikulti-Wald“ sei das größte Arboretum Mitteleuropas. Die Ursprünge der Anpflanzung von Fremdländer-Bäumen im Burgholz reichen bis zur Wende vom 19. ins 20 Jahrhundert zurück, verbunden mit dem Exotenwald sind vor allem zwei Namen aus jüngerer Geschichte.
Der eine lautet Heinrich Hogrebe, der das staatliche Revier ab 1951 leitete und dort ab 1958 begann, großflächig Fremdländer-Kulturen anzulegen. Der andere ist Herbert Dautzenberg, der auf Hogrebes Empfehlung 1973 dessen Nachfolge antrat. Fast vier Jahrzehnte bis 2010 stand Dautzenberg dem Forstrevier vor, er setzte das Hogrebe-Erbe nicht nur fort, sondern bewahrte es auch – Heinrich Hogrebe und Herbert Dautzenberg sind die „Väter“ des Arboretum Burgholz. Insofern lassen die Bäume im Staatsforst nun vielleicht noch etwas mehr ihre Äste hängen: Nachdem Heinrich Hogrebe 1998 verstarb, ist mit Herbert Dautzenberg der zweite „Burgholz-Vater“ kurz vor Vollendung seines 76. Lebensjahres verstorben.
NRW-Umweltministerin wollte Arboretum abholzen lassen
Bis zu seinem Wechsel in den Ruhestand im Jahr 2010 wandelte Dautzenberg nicht nur in den Fußstapfen seines Vorgängers. Standhaft wie ein kalifornischer Mammutbaum verteidigte er den Exotenwald auch gegen politisch gefärbte Bedrohungen. Als zur Zeit des sauren Regens und des Waldsterbens in den 1980er- und 90er-Jahren geunkt wurde, dass die Fremdländer im Burgholz dazu dienten, an einem Ersatz für den „deutschen Wald“ zu forschen und die damalige grüne NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn 1995 schließlich anwies, die Fremdländer-Flächen zu roden und mit Buchen zu bepflanzen, wusste Herbert Dautzenberg das zu verhindern.
Unterstützt von dem Entomologen Wolfgang Kolbe schaffte es Dautzenberg, dass die Rodungspläne nicht realisiert wurden. Zum Glück auch für Bärbel Höhn: Die politische Großwetterlage schlug um, auch die Grünen blickten nun anders aufs Burgholz, bereits im Mai 1999 eröffnete ausgerechnet NRW-Ministerin Bärbel Höhn beschilderte Wanderwege durch das Arboretum Burgholz. Vor dem Hintergrund des Klimawandels beweist sich aktuell besonders die Bedeutung des besonderen Cronenberger Waldes: Hier ist zu sehen, welche Baumarten einem veränderten Klima nicht standhalten beziehungsweise welche dem trotzen und damit für den Wald von morgen und die zukünftige Forstwirtschaft von Bedeutung sein können.
Nachdem Herbert Dautzenberg in den Ruhestand verabschiedet worden war, behielt er sein Burgholz buchstäblich im Blick. Der gebürtige Aachener hatte Wurzeln geschlagen: Er machte das bisherige Forsthaus in der Friedensstraße zu seinem Ruhestandssitz und schaute so täglich auf seine Fremdländer. Ehrenamtlich führte Herbert Dautzenberg weiterhin Experten aus aller Welt und Interessierte durch den Exotenwald – kaum jemand kannte das Arboretum ja auch besser als er! Daneben fertigte der Unruheständler aus Burgholz-Holz kunstfertig Schönes für drinnen und draußen, welches er auf Dörper Märkten auch für gute Zwecke anbot. Zudem verwandelte Herbert Dautzenberg gemeinsam mit seiner Ehefrau seinen Forsthaus-Garten in ein grünes Wohnzimmer Marke „schöner Wohnen“:
Zahlreiche Besucher ließen sich bezaubern, wenn Heide und Herbert Dautzenberg zur „Offenen Gartenpforte“ einluden, auch das ZDF-Magazin „Volle Kanne“ schaute in der Friedensstraße vorbei. Der Ritterschlag von Moderatorin Ann-Kathrin Otto für die „Cottage-Oase“ Dautzenbergs: „Ich flippe aus – was für eine schöne Landidylle.“