22.03.2022, 13.25 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Notstromaggregate: „Olympiareife“ Dauer bei der Beschaffung

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„Ich befürchte, die Notstromversorgung für diese Wache ist genauso wahr­scheinlich, wie Lutz’ Teilnahme an den Olympischen Spielen.“ So scherzte Tanja Liefke, die Schriftführerin der Freiwilligen Feuerwehr Hahnerberg (FFH), laut eines damaligen CW-Berichts im März 2016 im Rahmen ihres Jahresberichts der FFH. Seitdem sind sechs Jahre und zwei Olympische Spiele ins Land gegangen und Lutz Münch, der stellvertretende Leiter der Hahnerberger Wehr war weder in Rio noch in Tokio dabei. Dazu passt, dass die Feuerwehr Hahnerberg noch immer kein Notstromaggregat erhalten hat – die Befürchtung von FFH-Chronistin Tanja Liefke ist also eingetroffen.

Nach zehn Jahren Zusage: Wer ist für Verzögerung verantwortlich?

Und das obwohl die städtische Zusage dafür sogar bald zehn Jahre her ist: Nachdem ein Brand im Umspannwerk an der Cronenberger Straße im September 2013 für einen Stromausfall gesorgt hatte, sagte die Stadt der Hahnerberger Feuerwehr bereits ein Notstromaggregat zu, damit sie bei zukünftigen derartigen Ausfällen „am Netz“ bleiben könnte. Dass diese Zusage auch bald zehn Jahre später noch immer Zukunftsmusik ist, hat die CDU Cronenberg nun zu einer „Großen Anfrage“ veranlasst, die am Mittwochabend Thema in der Bezirksvertretung Cronenberg sein sollte. Der Tagesordnungspunkt wurde allerdings auf die nächste Sitzung vertagt, da die Antwort der Verwaltung wohl grundsätzlich fertig war, aber noch nicht freigegeben.

Mit der Anfrage möchte CDU-BV-Sprecher Michael-Georg von Wenczowsky nicht nur geklärt wissen, ob der zuständige Beigeordnete Matthias Nocke 2013 die Notstrom-Ausrüstungen für die Feuerwehr-Gerätehäuser Cronenberg und Hahnerberg zugesagt habe. Die CDU fragt auch nach, wo die 600.000 Euro geblieben sind, die im Jahr 2016 für die Nachrüstung mit Notstromaggregaten in den städtischen Haushalt eingestellt wurden: „Warum sind bis zum heutigen Tage die Feuerwehrgerätehäuser nicht ausgestattet worden, obwohl die nötigen finanziellen Mittel bereitgestellt worden sind“, verlangt CDU-Sprecher von Wenczowsky Auskunft, wer für die Verzögerung verantwortlich ist.

Haushaltsgelder noch da, Vielzahl von (Zusatz-)Aufgaben

Die Berufsfeuerwehr offenbar nicht, versichert Wuppertals Feuerwehr-Chef Ulrich Zander: Betreffende Haushaltsgelder seien noch da, die Feuerwehren Langerfeld und Dönberg zwischenzeitlich ausgestattet, die Planungen für die weiteren Stromaggregate („Wir sind ja nur Mieter“) jedoch beim zuständigen Gebäudemanagement Wuppertal (GMW) ins Stocken geraten. Schließlich, so Zander weiter auf CW-Nachfrage, würden für die ursprünglich angedachten Aggregate „Extra-Gebäude“ benötigt, für die Baugenehmigungen notwendig seien, zudem müssten Lärmemissionen berücksichtigt werden: „Auch ich bin nicht begeistert, aber darauf haben wir keinen Einfluss.“

Ulrich Zander unterstreicht zudem, dass die Feuerwehr zuletzt eine Vielzahl von (Zusatz-)Aufgaben zu schultern gehabt habe, wie den Aufbau und Betrieb des Impfzentrums, Hochwasser und Stürme oder jetzt auch die Ukraine-Hilfe („Das sind alles viele, viele Stunden für die Mitarbeiter“). Dennoch habe man Mitte 2021 eine Lösung des Stromaggegate-Problematik angestoßen: die Anschaffung von Aggregaten auf mobilen Anhängern. Ihr Vorteil: Dafür seien keine Neubauten notwendig, erläutert Feuerwehr-Chef Ulrich Zander gegenüber der CW, dass die bisherigen Ergebnisse „sehr positiv“ seien, man arbeite allerdings noch an den letzten technischen Details.

Noch in diesem Jahr soll die Ausschreibung erfolgen

Noch in diesem Jahr, hofft Ulrich Zander, könne die Ausschreibung für die mobilen Aggregate erfolgen, bis sie in den Feuerwehr-Häusern tatsächlich ankommen, werde es aufgrund der langen Lieferfristen aber eventuell sogar bis 2024 dauern. Apropos: 2024 finden die Olympischen Sommerspiele in Paris statt. Man darf gespannt sein, ob Lutz Münch dabei sein beziehungsweise die Freiwillige Feuerwehr Hahnerberg dann ein Notstromaggregat ihr Eigen nennen wird – oder die Liefke-Befürchtung zu einem Olympia-Rekord der erfüllten Befürchtungen avanciert…