14.06.2022, 19.58 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Pick-WM: Noch nicht „normal“, aber mit Weltmeister „wie immer“

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Die drei Erstplatzierten sowie Zitrone-Sieger Jens Schulze (oben) und die weiteren Teilnehmer des Königspicken 2022 des Pickvereins „Grüne Eiche“. | Foto: Meinhard Koke

„Ihr könnt euch alle freuen“, sagte mit Friedhelm Ackermann der Vorsitzende des Pickvereins „Grüne Eiche“ bei der Siegerehrung auch an die Adresse der Platzierten: „Schön, dass wir uns in so fröhlicher Runde mal wieder treffen können.“ Nach zwei Jahren Corona-Pause hatte sich der bald 130 Jahre alte Verein im zeitigen Frühjahr entschieden, sein traditionell zweitägiges Pickfest in diesem Jahr erneut ausfallen zu lassen. Während der Party-Abend mit Live-Musik am Samstag und der Irish-Folk-Frühshoppen am folgenden Pfingstsonntag damit das dritte Jahr in Folge ausblieben, traf sich die Vereinsfamilie immerhin wieder zum „Königspicken“ unter der Grünen Eiche in Vonkeln. Und zu der inoffiziellen Weltmeisterschaft in dem altbergischen Wurfspiel lachte dem Traditionsverein sogar die Sonne: Bei sommerlichen Bedingungen ließen die Aktiven zunächst rund vier Stunden lang die Wurfhölzer fliegen.

Kaum Training, keine Zuschauer – weniger Siegerpinne

Am treffsichersten erwies sich dabei Patrick Florath: Der Titelverteidiger räumte in den drei verschiedenen Runden mit dem Wurfholz insgesamt 16 Pinne ab – zum vierten Mal in Folge sicherte sich Florath damit den WM-Titel. Ganz zufrieden war der Abosieger dennoch nicht: 16 Pinne seien das schlechteste Siegerergebnis seit Jahren, bemängelte Patrick Florath, hatte allerdings auch eine Erklärung für das „maue“ Leistungsniveau: mangelndes Training während der Pandemie-Jahre, zudem hätten die (motivierenden) Zuschauer gefehlt.

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Während Pickvereins-Vize Marcel Schumann mit 14 Pinnen Vize-Weltmeister wurde, betrieb Dirk Schmidt Wiedergutmachung: Als Dritter mit 13 Pinnen stellte der „Edeltechniker“ unter Beweis, dass sein letztjähriger letzter Platz ein Ausrutscher gewesen sein muss. Grund genug für Schmidt, Titelverteidiger Florath wissen zu lassen, dass er bei der Pick-WM 2023 an dessen Thron rütteln werde.

Extra aus dem Norden angereist: Letzter, aber Sieger der Herzen

Die Zitrone als die „rote Laterne“ der Pick-Weltmeisterschaft reichte Dirk Schmidt derweil an Jens Schulze weiter. Der hatte es vielleicht am meisten verdient, nicht mit leeren Händen nach Hause zu kommen: Schulze war zum Königspicken schließlich extra aus seiner neuen Heimat in Ostfriesland angereist. Mit 600 Fahrkilometern (hin und zurück) auf dem Buckel, ohne jegliches Pick-Training und zumal in Ostfriesland das etwas andere Wurfspiel Boßeln Trumpf ist, avancierte Jens Schulze zum „Sieger der Herzen“.
Insofern perlte der letzte Platz nicht nur wie Regentropfen von einem Ostfriesennerz ab: Die Zitrone – natürlich Bio-Qualität – passe auch top zu dem Tequila, den er noch im Schrank stehen habe, ließ Jens Schulze wissen. Zudem hatte er ja auch seiner neuen Heimat mit dem Platz ganz hinten Ehre gemacht: Schulze lebt im ostfriesischen Hinte…

Pick-„Weltmeister“ Patrick Florath (mi.) mit Vize-Weltmeister Marcel Schumann (li.) sowie dem WM-Dritten Dirk Schmidt. Hinten Jens Schulze, der sich mit seinem „Ostfriesland-Handicap“ die „Pick-Zitrone“ einhandelte… | Foto: Meinhard Koke

In der „dritten Halbzeit“ des Königspickens setzten sich die Picker und ihre „Anhänge“ zu einem Grillabend zusammen – so gemütlich hatte man in „normalen“ Zeiten die Weltmeisterschaft wohl nie ausklingen lassen können. Einer wurde dabei schmerzlich vermisst: „Ugo“ Romano. Nachdem der Pick-Altmeister im vergangenen Herbst im Alter von 81 Jahren verstorben war (die CW berichtete), fand erstmals seit 55 Jahren ein Königspicken ohne den „kleinen Mann“ statt, der im Picken ein ganz Großer war…

Infos zum Pickspiel

Das altbergische Wurfspiel „Picken“ wird nur noch in Vonkeln gepflegt. Interessierte sind stets zum Schnuppern auf der Anlage „Grüne Eiche“ willkommen. Mehr Infos zum Verein und dem Wurfspiel online unter pickverein.de.