15.07.2022, 19.43 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Küllenhahner Lädchen“: Bezirksvertretung gibt WestLotto Kontra

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Demonstrierten ihre Unterstützung für „Lädchen“-Pächter Mert Berk (2.v.r. vo.) und die Unterschriften-Aktion von Michael Ludwig (Bürgerverein Küllenhahn, 2.v.l. vo): die beiden CDU-Stadtverordneten Rainer Spiecker und Holger Reich (li.), die Bezirksvertreter Dirk Wallraf (Grüne, hi. mi.) und Alexej Hundt (CDU, hi. re.) sowie Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff (SPD, re.) und ihre Stellvertreterin Regina Orth (Grüne, 2.v.r.). | Foto: Meinhard Koke

Wie die CW bereits Anfang Juni berichtete, hat WestLotto dem neuen Pächter des „Küllenhahner Lädchens“ den Lotto-Service versagt. Mit dem kleinen Geschäft an der Küllenhahner Straße 214 sind ohnehin keine Reichtümer zu machen, Neu-Pächter Mert Berk steht damit nun aber ohne ein wichtiges Standbein da. Der WestLotto-Service lockt Kunden ins „Lädchen“, die beim Tippen auch mal eine Zeitung, eine Packung Tabak, frische Gietenbruch-Eier oder auch Küllenhahner Kaffee mit einkaufen – dieser „Mitnahme-Effekt“ bleibt nun aus.

Um etwa 25 Prozent sind die wöchentlichen Umsätze im Vergleich zum Vorgänger eingebrochen, beziffert Mert Merk seine Einbußen. Auch wenn er sich noch so anstrengt und das „Lädchen“ zum Beispiel sieben Tage in der Woche, also sogar auch sonntags, geöffnet hat, „das wird eng“, sagt der Neu-Pächter: „Ich will bleiben, aber wenn das so bleibt, dann müsste ich überlegen.“

Jeder zweite Küllenhahner hat unterschrieben

Um dem neuen Pächter beizustehen und damit das kleine Geschäft, das letzte dieser Art im Ortsteil, nicht schließen muss, wurde der Bürgerverein Küllenhahn einmal mehr aktiv: Wie vor drei Jahren, als WestLotto schon einmal dem damaligen Pächter keine Lizenz erteilen wollte, startete der Verein erneut eine Unterschriften-Sammlung. Wie 2019 erneut mit Erfolg: Bislang haben rund 600 Personen den Appell an WestLotto analog oder digital auf der Plattform change.org unterschrieben – statistisch hat sich damit mehr als jeder zweite Küllenhahner mit dem „Lädchen“ solidarisch erklärt.

Anders als vor drei Jahren hat das bislang aber nicht beeindruckt: Während WestLotto 2019 den Service doch wieder an der Küllenhahner Straße möglich machte, ist von der in Münster angesiedelten Landestochter diesmal kein Signal des Einlenkens zu vernehmen. Dafür kann Mert Berk nun auf politische Unterstützung hoffen: Mit Vertretern von CDU und Grünen sowie FDP (die allerdings terminlich verhindert war) in der Bezirksvertretung (BV) Cronenberg erklärte sich nun auch Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff (SPD) solidarisch mit dem „Lädchen“-Pächter sowie dem Bürgerverein.

„Lädchen“ erhalten: „Die 15-Minuten-Stadt ist hier…“

Vize-Bürgermeisterin Regina Orth (Grüne) verwies dabei darauf, dass das kleine Geschäft auch regionale Produkte wie Kaffee, Honig oder Eier und Snacks führt: „Die 15-Minuten-Stadt, welche Oberbürgermeister Uwe Schneidewind propagiert, ist hier“, unterstrich Bürgermeisterin Scherff. Rainer Spiecker, CDU-Ratsherr für den betroffenen Wahlbezirk Cronenberg-Nord, vermerkte als weiteren Pluspunkt, dass auch ausreichend Parkplätze rund um das Geschäft vorhanden seien: „Wo findet man sowas – solche kleinen Nahversorger sollte man nicht kaputtmachen“, so der Dörper Stadtverordnete, der auch zugleich 2. Bürgermeister Wuppertals ist: „Für solche kleinen Läden ist Lotto existentiell.“

Bezirksvertretung will Resolution an den OB richten

Schade für Mert Berk und sein „Lädchen“, dass Rainer Spiecker gerade aus dem Düsseldorfer Landtag ausgeschieden ist. Der CDU-Politiker versprach jedoch, seine Parteikollegen im zuständigen Landtagsausschuss einschalten zu wollen. Zudem regte Spiecker eine Resolution der Bezirksvertretung Cronenberg an Oberbürgermeister Uwe Schneidewind an – „das machen wir so“, stimmten Bezirksbürgermeisterin Scherff und die anwesenden BV-Mitglieder zu, in der ersten BV-Sitzung nach der Sommerpause am 17. August eine solche Resolution zu verabschieden und den Oberbürgermeister damit in Sachen „Lotto-Posse“ einzuschalten. Man darf weiter gespannt sein, ob die Landestochter, deren Geschäftsmodell das Glück ihrer Spieler ist, auch das Glück des Ortsteils Küllenhahn im Auge hat…?!

Petition analog oder online unterschreiben

Die Unterschriften-Aktion kann auf der Plattform change.org unter chng.it/zRnN6kfTpH aufgerufen und unterschrieben werden. Unterschriftenlisten zum analogen Unterschreiben liegen auch im „Küllenhahner Lädchen“ sowie bei Blumen Balewski an der Küllenhahner Straße 225 aus. Auch Nicht-Küllenhahner können gerne unterzeichnen! Die bisherigen CW-Berichte zu den WestLotto-Querelen des Geschäfts im Cronenberger Norden sind hier aufrufbar.