17.08.2022, 16.07 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

CDU in der FFC-Feuerwache: Wie lange geht so noch Ehrenamt?

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Die Politiker der CDU Cronenberg wurden von FFC-Chef Dirk Jacobs (re.) durch das ebenso alte wie marode Löschhaus der Freiwilligen Feuerwehr Cronenberg geführt. | Foto: Matthias Müller

Nicht zum ersten Mal schrillten – in eigener Sache – die Alarmglocken bei der Freiwilligen Feuerwehr Cronenberg (FFC). Die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung (BV) Cronenberg lud zum Ortstermin in die Kemmannstraße 45, um den (erschreckenden) Zustand des FFC-Löschhauses deutlich und die Notwendigkeit für einen Neubau der FFC-Wache (die CW berichtete mehrfach) zu machen.

Die Feuerwache, das ehemalige Gaswerk Cronenbergs aus dem 19. Jahrhundert, und sein Inventar entsprechen längst nicht mehr einem aktuellen Standard, unterstrich mit Michael-Georg von Wenczowsky nicht nur der Sprecher der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung. Als früherer jahrzehntelanger Chef der freiwilligen Nachbarwehr Hahnerberg ist von Wenczowsky auch vom Fach. „Die Freiwillige Feuerwehr Cronenberg ist nicht freiwillig. Sie hat Pflichtaufgaben für die Stadt Wuppertal zu erfüllen“, erklärte „VW“, wie der CDU-Politiker kurz genannt wird: „In zehn Minuten müssen zehn Einsatzkräfte vor Ort sein.“

FFC-Löschhaus: Nur noch Provisorien

Aber auch der Unmut der Cronenberger Wehr über die Vernachlässigungen der Stadt wurde deutlich: „Uns bricht hier inzwischen manches über dem Kopf zusammen“, machte FFC-Löschzugführer Dirk Jacobs klar: „Es ist alles total am Ende und überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Überall sind Provisorien.“ Beispiel: Ein Tor des Löschhauses musste sogar mit Ketten gesichert werden, um sich vor dem Diebstahl von Fahrzeugen oder Inventar zu schützen.

Die Probleme werden sich verstärken, unterstrich derweil FFC-Pressesprecher Christian Oertel: „Durch den Klimawandel gibt es mehr Waldbrände und Überschwemmungen. Die Einssatzzahlen steigen. Das ist deutlich spürbar“, so Oertel: „Außerdem hilft die FFC nicht nur in Wuppertal, sondern auch bei überörtlichen Einsätzen in der gesamten Region“, fügte FFC-Ausbildungsleiter Hans-Joachim Donner, seines Zeichens übrigens pensionierter Feuerwehrchef von Witten, hinzu.

Neues Fahrzeug untergestellt – für 10.000 Euro Miete

Teil des CDU-Ortstermins war auch ein Rundgang durch das Löschhaus. Quintessenz: Von den sieben Fahrzeugen passen nicht alle in die Fahrzeughalle, eines muss sogar außerhalb untergestellt werden – für stolze 10.000 Euro Mietkosten pro Jahr. Die Folge: Im Notfall müssen Einsatzkräfte in voller Montur zum Fahrzeug laufen, das an der Ecke Lindenallee/Holzschneiderstraße „stationiert“ ist (die CW berichtete ebenfalls): „Ich wüsste, wie ich die Stadt Wuppertal verklagen muss, wenn mein Haus durch diese Verhältnisse bei der FFC abbrennen würde“, bemerkte Michael-Georg von Wenczowsky.

Weiteres Beispiel: Ein 26 Jahre altes Fahrzeug passt nur mit eingeklappten Spiegeln in die Halle, welche zudem wegen Bodenschäden zum Teil gesperrt ist: „Kleinere Reparaturen werden inzwischen finanziell vom Förderverein übernommen“, wusste FFC-Gerätewart Holger Laubert zu ergänzen. Auch die Umkleideräume sind für die zurzeit rund 50 Feuerwehrleute viel zu eng, eine Trennung der Waschräume für männliche und weibliche Feuerwehrleute ist sowieso nicht vorhanden. Die Jugendfeuerwehr indes hat für ihre „Monturen“ nur ein enges „Kabuff“ ohne Fenster zur Verfügung.

Immerhin: Der Förderverein springt ein

„Wir können froh sein, unter solchen Bedingungen überhaupt noch junge Leute für die FFC zu interessieren“, machten die Ehrenamtler dazu unmissverständlich klar. Immerhin: Der Schulungsraum der Dörper Wehr ist einigermaßen brauchbar. Aber auch nur, weil der Förderverein hier finanzielle Mittel für die Technik beisteuerte. Die FFC-Förderer setzen sich ebenfalls ein, um die FFCler zum Beispiel mit besserem Schuhwerk auszustatten.

FFC-Neubau: Druck auf die Stadt ausüben

Kann die Feuerwehr Cronenberg unter solchen Bedingungen ihren Aufgaben überhaupt noch gerecht werden? „Nein“, bekannte FFC-Chef Dirk Jacobs unverblümt: „In der freien Wirtschaft hätte man dieses Haus längst geschlossen!“ Auf weitere Dauer könne es auf keinen Fall so bleiben.„Die Zeit der Wünsche ist vorbei“, warf CDU-Stadtverordneter Rainer Spiecker (CDU), zugleich 2. Wuppertaler Bürgermeister und Vorsitzender des Ratsausschusses für Schutz und Ordnung die Frage auf, was in den nächsten Jahren überhaupt noch realistisch ist: „Jetzt ist die Chance, die Probleme finanziell in den Haushalt einzubringen. Es muss ein Zeitfenster gesetzt werden“, unterstrich Spiecker auch, dass es in Wuppertal in manch anderen Feuerwachen ähnlich aussehe.

„Stadt Wuppertal, was machst du nur mit deinen Ehrenamtlern?“, lautete am Ende des Ortstermins fast entmutigt die Frage. Ob die Stadtverwaltung den Hilferuf aus der Kemmannstraße hört? Man wird sehen…

FFC-Feuerwehrfest

Trotz aller Sorgen freuen sich die FFCler, nach zweijähriger Corona-Zwangspause wieder ihr alljährliches Feuerwehrfest feiern zu können: Am 17. September geht es in der Kemmannstraße 45 um 15 Uhr los. Mehr Infos zur Dörper Wehr online unter www.feuerwehr-cronenberg.de.