22.05.2017, 20.15 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Michael Winkhaus: Ein CFG-Lehrer, der nach den Sternen greift…

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Preisträger Michael Winkhaus (mi.) mit dem Landtagsabgeordneten Dietmar Bell, Cronenbergs SPD-Chef Oliver Wagner und Oberbürgermeister Andreas Mucke sowie Laudator Karl W. Schröder (v.l.n.r.). -Foto: Meinhard Koke

„Er hat es wirklich verdient“, sagte Bärbel Budt nach der Verleihung der Hermann-Herberts-Medaille 2017 der SPD Cronenberg an Michael Winkhaus. Sie kann es beurteilen: Seitdem ihr Ehemann, „Mister Neuenhof“ Werner Budt, vor vielen Jahren den SPD-Preis für außergewöhnliches Engagement erhielt, ist das Ehepaar Budt bei jeder Feierstunde dabei.

Fasziniert verfolgten Bärbel und Werner Budt, aber auch die weiteren Gäste der Feierstunde die Reden, die Oberbürgermeister Andreas Mucke, Cronenbergs SPD-Chef Oliver Wagner und Karl W. Schröder auf Herberts-Preisträger Michael Winkhaus hielten. Insbesondere in der Laudatio, die Karl W. Schröder als ehemaliger Leiter des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums (CFG) hielt, wurde deutlich: Michael Winkhaus ist ein außergewöhnlicher Lehrer, der seine Schüler nicht nur im „normalen“ Unterricht zu begeistern weiß.

Winkhaus hat es geschafft, eine deutschlandweit einzigartige Schülersternwarte auf dem Dach des Schulzentrums Süd zu errichten – ohne Finanzmittel von Stadt, Land oder Bund, aber mit ganz viel Einsatz über den Stundenplan hinaus und einer Begeisterung, welche diverse Sponsoren geradezu ansteckte. Und die auch die CFG-Schüler „infiziert“: Jährlich führt der Küllenhahner Lehrer für Physik und Mathematik seine Schüler zu Erfolgen bei diversen Wettbewerben. Erst im letzten Jahr gewann einer davon beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ (die CW berichtete) – und am 23. Mai 2017 ist Tobias Gerbracht schon wieder im Bundesfinale dabei…

„Er kommt morgens strahlend rein und sprudelt vor Ideen…“

Heute wird einer geehrt, der das echt verdient hat“, sagte denn auch OB Andreas Mucke. Bei seiner Besichtigung der Sternwarte habe er den Eindruck gewonnen, dass Winkhaus ein Lehrer sei, der sich aus Herzblut über Gebühr engagiere und die Schüler zu begeistern wisse: „Wir brauchen Menschen wie Sie für das Aufstreben unserer Stadt – die Stadt kann stolz auf Sie sein“, würdigte Mucke. SPD-Landtagsabgeordneter Dietmar Bell hob auf die Arbeit an dem Küllenhahner Gymnasium vor dem Hintergrund des Nachwuchsbedarfs im naturwissenschaftlichen Bereich ab.

Es gebe in Wuppertal zwei herausragende Orte, die junge Schüler dafür begeisterten – die Junior-Uni und das MINT-EC-Gymnasium Carl-Fuhlrott. An die Adresse von Michael Winkhaus sagte der Landespolitiker: „Dass Sie es schaffen, junge Menschen dafür zu begeistern, ist ein Riesending.“ Launig wurde es dann mit Laudator Karl W. Schröder: „Ich denke, er hat das große Flachdach des Schulzentrums gesehen“, scherzte Schröder mit Blick auf die Sternwarte, warum er als damaliger CFG-Leiter den umworbenen Pädagogen und Diplom-Physiker Winkhaus im Jahr 2000 an den Jung-Stilling-Weg lotsen konnte. Schröder gab preis, dass Winkhaus ihm mit der Sterwarte-Idee die ersten grauen Haare eingehandelt habe: „Das geht so nicht“, habe er Winkhaus entgegengehalten –  es nutzte nichts.

„Anderswo ging’s in den Keller, hier konnten alle gucken“

Dass keine öffentlichen Gelder zu erwarten waren und baurechtliche Hürden genommen werden mussten, konnte Winkhaus nicht bremsen: „Ich bin mir sicher, dass er die große Gabe hat, gut weghören zu können“, beschrieb Karl W. Schröder den Enthusiasmus des Lehrers: „Ich war mir sicher, der schafft das.“ Denn Winkhaus habe eine ansteckende Begeisterung: „Er kommt morgens strahlend ins Büro und sprudelt vor Ideen…“ So konnten 2006 alle Schüler des Schulzentrums die Sonnenfinsternis beobachten. In anderen Schulen seien die Rollos runtergegangen, anderswo sei man in den Keller gegangen oder habe den Unterricht ausfallen lassen – „hier konnten alle an dem Naturereignis teilnehmen“.

Auch eine Anekdote aus dem Unterricht hielt Laudator Schröder parat: Als es um Schallwellen ging, habe Winkhaus doch tatsächlich mit seiner Stimme ein Glas zum Zerspringen gebracht – dafür hatte er extra zuvor Gesangsunterricht genommen: „Da haben die Schüler applaudiert – das passiert nicht oft im Unterricht…“ Wie Schallwellen breitet sich der Winkhaus-Ruf auch an andere Schulen aus: „Jugend forscht“-Bundessieger Tobias Gerbracht, an seiner Schule zuvor unterfordert, setzte alle Hebel in Bewegung, um ans CFG wechseln zu dürfen. Aber der Winkhaus-Ruf klingt sogar  bis an die Uni: „Der Rektor hat ein Blick aufs CFG“, weiß Karl W. Schröder.

Schröder: Etwas neidisch auf die Winkhaus-Schlafcouch

„Auf den Lehrer kommt es an“, zog der Ex-CFG-Leiter abschließend die Quintessenz der „Hattie-Studie“ heran: „Mit Michael Winkhaus haben wir einen der besten Lehrer gewonnen“, bekannte Schröder, dass es ihm eine „größte Freude“ gewesen sei, „mit einem so fröhlichen und tatkräftigen Lehrer zusammengearbeitet“ zu haben. Und er habe, plauderte Schröder wieder aus dem Nähkästchen, Winkhaus auch beneidet, denn: „Er ist der einzige Lehrer mit einer Schlafcouch“, berichtete der ehemalige Schulleiter zur „Extra-Ausstattung“ der Astro-Station. Auch die hat sich Winkhaus verdient – welcher Lehrer schlägt sich schon die Nächte mit seinen Schülern um die Ohren…

Nach all den Lobeshymnen auf den sympathischen Pädagogen und Wissenschaftler war nicht nur das eingangs genannte Ehepaar Budt, sondern der letzte Zuhörer fasziniert. Der Beweis: Als Michael Winkhaus im Anschluss den Zeitrahmen sprengte, indem er die Arbeit der Schülersternwarte skizzierte, hätte normalerweise der eine oder andere genervt auf die Uhr geschaut. Das tat aber keiner! Winkhaus stellte mit seiner Dankesrede eindrucksvoll unter Beweis, wie er in den Bann zu ziehen weiß – ein würdiger Träger der Herberts-Medaille!