25.03.2019, 20.00 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Rettungswache Cronenberg: Hilfsfrist contra Floriansprinzip

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Wuppertals Feuerwehrchef Ulrich Zander (hi. 3.v.l.) bei der Vorstellung der städtischen Rettungswache-Pläne für die Kemmannstraße im Rahmen der Sondersitzung der Bezirksvertretung Cronenberg. -Foto: Meinhard Koke

Zu einer Sondersitzung kam am 20. März die Bezirksvertretung (BV) Cronenberg bei der Feuerwehr Cronenberg (FFC) zusammen. Das einzige Thema: der Bau einer Rettungswache Cronenberg. Wie Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé erläuterte, hatte Wuppertals Feuerwehrchef Ulrich Zander die Sondersitzung erbeten – um den Spekulationen in Cronenberg ein Ende zu bereiten. Dazu bekam Wuppertals oberster Retter direkt die Gelegenheit: Zander erläuterte, dass die Rettungskräfte im Rahmen des neuen Rettungsdienstbedarfsplanes innerhalb einer sogenannten Hilfsfrist von acht Minuten am Einsatzort eingetroffen sein müssen. Das sei von der einzigen aktuellen Dörper Rettungswache an der Theishahner Straße besonders für den Süden Sudbergs nicht gewährleistet. Daher müsse eine Wache im Dorf her.

Nachdem der ursprünglich für die Stationierung von zwei Rettungswagen (plus einem Reserve-Fahrzeug) anvisierte Standort am Umspannwerk Lindenallee geplatzt sei, weil nicht groß genug, komme nur das nun ins Auge gefasste Grundstück in der Kemmannstraße infrage. Dabei handelt es sich um ein Stadtwerke-Grundstück zwischen Stahlwille-Schotterplatz und der Einmündung Zum Tal, welches von einer Familie mit Kindern als Garten- und Spielfläche gepachtet ist (die CW berichtete). Auch wenn es bedauerlich für die Pächter sei, „es gibt keine Alternative“, stellte Feuerwehrchef Zander klar: „Es gibt definitiv keine anderen Grundstücke.“

Standort Kemmannstraße: „Aus fachlicher sicht keine Alternative…“

Die Bezirksvertreter Oliver Wagner (SPD) und Hartmut Kissing (Linke) brachten zwar den Standort der maroden Schule Berghauser Straße beziehungsweise der Feuerwehr Cronenberg an der Kemmannstraße als Alternativen ins Spiel.  Einer Kombi-Lösung von Feuerwehr und Rettungsdienst an der Berghauser Straße erteilte Feuerwehrchef Ulrich Zander eine klare Absage: Um die Hilfsfrist einzuhalten, müsse die Rettungswache Cronenberg möglichst schnell realisiert werden und nicht erst in ein paar Jahren, wenn die neue Wache für die Dörper Wehr fertig sei. Und vor allem: Vom präferierten Standort Kemmannstraße könnten die Rettungswagen 1.700 Menschen mehr innerhalb der vorgeschriebenen Hilfsfrist erreichen, als von der Berghauser Straße aus, unterstrich Zander weiter: „Aus fachlicher Sicht gibt es keinen Zweifel – im Sinne aller Bürger müssen wir hier hin.“

Während Vizebürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky betonte, dass in einer Notlage jede Minute lebenswichtig sei, und die Zweifel der BV beseitigt schienen, sah das bei zumindest einige der Anwohner anders aus: Von Willkür war die Rede, „wie bei der Seilbahn“, hieß es – wie auch immer hierzu ein Zusammenhang herstellbar wäre. Ein Besitzer einer Eigentumswohnung in der Kemmannstraße rückte mit dem Motiv für seine Vorbehalte ganz unverblümt heraus.

Anwohner-Ablehnung: „Das mindert den Wert unser Immobilien…“

Von einer Rettungswache sei Tag und Nacht Betrieb zu erwarten. Zumal der geplante Rettungswache-Standortliege mitten in einem Wohngebiet liege, seien da Probleme vorprogrammiert: „Das mindert den Wert unserer Immobilien“, sagte der Anwohner in einer fast schon frappierenden Offenheit. Eine Kombination von Feuer- und Rettungswache an der Berghauser Straße aber? „Da stehe ich dahinter“, so der Anwohner weiter. „Floriansprinzip“ hieß es dazu aus den Reihen der Bezirksvertretung, soll heißen: „Verschon’ mein Haus, zünd’ and’re an!“

Ulrich Zander versuchte den Anwohnern ihre Sorgen zu nehmen: Die Rettungswagen würden nicht mit Martinshorn ausrücken, ihre Ausfahrt werde vielmehr per Ampel geregelt – die Anwohner konnte auch das nicht überzeugen. Aber auch wenn die Rettungswache Cronenberg auf der städtischen Prioritätenliste an erster Stelle steht und auch wenn sie in einer schnell zu bauenden Modulbauweise realisiert werden soll, die drei Rettungswagen werden wohl erst in zwei Jahren an der Kemmannstraße einsatzbereit sein.

Schließlich muss ja erst der Rat zustimmen, das WSW-Grundstück gekauft und dann konkret geplant werden – und schließlich will die Rettungswache ja im Anschluss auch noch gebaut sein…