24.01.2020, 20.52 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Morgen: Hereinspaziert, ins neue Domizil des Bandwebermuseums
Wer in den vergangenen drei Jahrzehnten einmal dem Bandwebermuseum im Schulzentrum Süd einen Besuch abgestattet hat, staunt jetzt schon beim Betreten: Die neuen Räumlichkeiten im Goldzack-Gebäude an der Wiesenstraße strotzen geradezu vor Großzügigkeit. Die zum Teil massiven Webstühle kommen in den über vier Meter hohen Räumen wesentlich besser zur Geltung; wirkten die vielen, vielen großen und kleinen Histörchen aus der Geschichte der Bandweberei zuvor ziemlich gequetscht, so haben sie nun viel Raum zur Entfaltung.
Auf üppigen 230 Quadratmetern öffnet am Wochenende das Bandwebermuseum an der Elberfelder Wiesenstraße – in den 2,5 Klassenräumen der Friedrich-Bayer-Realschule hatte sich das Museum nur mit rund 160 Quadratmetern begnügen müssen. Auch wenn der Umzug für die beiden ehrenamtlichen Leiterinnen, Margarete Kaiser und Irmlind Pesch, ein „Kraftakt sondersgleichen“ war, in ihrem neuen Domizil in Elberfeld fühlen sie sich „am besten gut“. Rund 160 Umzugskartons haben sie seit dem Frühsommer 2019 gepackt, die schweren, großen Jacquardwebstühle mussten allesamt auseinandergebaut und wieder sorgfältig zusammengesetzt werden, sodass sie auch in der Wiesenstraße zu Anschauungszwecken „rattern“ können – „an sich bräuchten wir jetzt erst einmal eine Kur.“
Neuer Standort da, wo einst die Textilindistrie dominierte
Das sagt Margarete Kaiser aber mit einem Lächeln, denn der neue Standort ist nicht nur großzügiger. Er passt auch industriehistorisch ungleich besser zu den Themen „Textilindustrie“ beziehungsweise „Bandweberei“. Zwar habe man mit der Zugehörigkeit zur Friedrich-Bayer-Realschule deutschlandweit ein Alleinstellungsmerkmal gehabt („Ein Handwerksmuseum in einer Schule, das war einmalig“); zwar gab und gibt es auch in Cronenberg Textilunternehmen. Während hier bis heute aber eher die Werkzeug-Herstellung zu Hause ist, hat die Textilindustrie jedoch vor allem im Tal dominiert.
Das neue Zuhause des Museums, das Goldzack-Gebäude, ist steinernes Zeugnis des Wirtschaftszweiges, der Wuppertal einst Reichtum bescherte: Bis in die 1950er-Jahre war Gold-Zack als Spezialist für Litzen, Gummi- und Textilbänder Marktführer – ihre sogenannten Barmer Artikel mit dem zickzackförmigen Gold-Muster genossen Weltruf. „Das ist natürlich hier industriehistorisch wesentlich passender“, findet Irmlind Pesch aber auch die unmittelbare Nähe zur „Flaniermeile“ Nordbahntrasse spannend. Wenn dort erst einmal die längst ersehnten Hinweisschilder aufgestellt sind, hofft das Museum auch auf den einen oder anderen Besucher mehr als am bisherigen, etwas abgelegenen Standort im Schulzentrum.
„Weiterer Umzug frühestens in 31 Jahren…“
Zwar trüben die Verkaufspläne der Stadt (die CW berichtete) etwas die Freude der ehrenamtlichen Museumsdirektorinnen, dennoch stimmen sie zu: Die Eröffnung am Wochenende wird das „Happy-End“ komplett machen. Die beiden Leiterinnen freuten sich, wenn dazu auch viele Interessierte vom Gründungsstandort Cronenberg den Weg nach Elberfeld finden, „im Anschluss hoffen wir dann etwas zur Ruhe kommen zu können“ – einen weiteren Umzug würden sie erst in 31 Jahren noch einmal bewältigen…
Eröffnung & Infos
Sowohl am morgigen Samstag, 25. Januar 2020, wie auch Sonntag ist das Bandwebermuseum jeweils von 13 bis 16 Uhr an der Wiesenstraße 118 geöffnet. Der Eintritt ist frei. Margarete Kaiser und Irmlind Pesch versprechen, dass jeder Webstuhl auch in Aktion bewundert werden kann. Zudem dürfen sich die Besucher dank der Unterstützung des RVL sowie der Nettelbeck-Stiftung, Stadtsparkasse und der Jackstädt-Stiftung auf eine Neukonzeption der Ausstellung sowie neue digitale Elemente freuen.
Das Museum wird nach der Eröffnung jeweils donnerstags von 15 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon (02 02) 563-74 42 geöffnet haben. Mehr Infos auch online unter bandwebermuseum-wuppertal.de.