12.09.2022, 19.29 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Feuerwache-Neubau: Endlos-Gerangel gerät zur „GMW-Posse“

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Das Löschhaus der Freiwilligen Feuerwehr Cronenberg (FFC) an der Kemmannstraße. Von 1892 bis 1928 betrieb die damalige Stadt Cronenberg in dem historischen Gemäuer ein Gaswerk. | Foto: Meinhard Koke

„Das lässt mich sprachlos zurück“, kritisierte Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff: Bei der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Cronenberg (die CW berichtete) war natürlich das Gezerre um den geplanten Neubau des FFC-Löschhauses ein (Haupt-)Thema. Wie die CW ebenfalls berichtete, soll der FFC-Neubau auf die Zeit ab 2026 geschoben werden – das sorgte auch für einen Aufschrei bei der Bezirksvertretung Cronenberg: Einstimmig verabschiedete sie eine Resolution, mit der Oberbürgermeister Uwe Schneidewind aufgefordert wird, den FFC-Neubau zu priorisieren.

FFC-Zeichen: Jahrestreffen im „alten Gemäuer“

Ein Zeichen in diesem Gerangel setzte die Dörper Wehr – und zwar indem sie ihr Jahrestreffen in der Wagenhalle ihres „altertümlichen Gebäudes“, so FFC-Chef Dirk Jacobs, abhielt. Jacobs erinnerte an die Posse um das neue Tanklöschfahrzeug, das nicht in die Wagenhalle passt. Man habe dafür einen Leichtbau auf dem FFC-Gelände errichten wollen, dann sei jedoch das Gebäudemanagement Wuppertal (GMW) dazwischengegrätscht – Ergebnis: Aus dem Leichtbau wurde nichts, das neue FFC-Fahrzeug steht nun in einer angemieteten Halle – für 10.000 Euro Miete im Jahr.

Brandreden von FFC-Chef und Berufsfeuerwehr-Leiter

Die Quintessenz von FFC-Chef Jacobs: „Wenn sich das GMW einschaltet, können aus Stunden Jahre werden“, appellierte der Dörper Feuerwehrchef, den Neubau so schnell wie möglich umzusetzen. Weitere Verzögerungen sind für Jacobs nicht hinnehmbar: „Dafür habe ich kein Verständnis mehr, wenn die Sicherheit der Bürger gefährdet ist.“ Klar, dass Dirk Jacobs Guido Blass von der Freiwilligen Feuerwehr Wuppertal auf seiner Seite hatte. Ein wenig überraschend war allerdings, wie deutlich sich mit Ulrich Zander der Chef der Berufsfeuerwehr Wuppertal der Kritik anschloss. „Ich hoffe, dass diese Hallen bald historisch sind – ein Neubau ist dringend notwendig“, setzte Wuppertals oberster Feuerwehrmann zu einer „Brandrede“ an: Er kenne eigentlich nur Einsparungen, sein Frust sei genauso groß wie der der freiwilligen Feuerwehren, sagte Zander unverblümt, nun sei der Punkt überschritten: „Machen Sie Druck, ohne den kommen wir nicht weiter“, appellierte Feuerwehrchef Zander an die Freiwilligen: „Da bekommen Sie auch Gebäude, wo die Fahrzeuge reinpassen.“

Laut Zander hat aber ein Umdenken im Tal eingesetzt: Auf einer Sondersitzung des zuständigen Ordnungsausschusses sei Konsens gewesen, dass die Planungskosten für den FFC-Neubau an der Berghauser Straße in den Haushalt 2023 eingestellt werden müssten. Das bestätigte Feuerwehr-Dezernent Matthias Nocke, der verspätet vom Festakt zum Uni-Jubiläum an der Kemmannstraße eintraf. Zunächst schlug ihm (eisige) Nicht-Beachtung entgegen, die wusste Nocke allerdings etwas aufzutauen. Und zwar mit einem Eingeständnis: Ihm wäre es auch viel lieber, wenn zumindest der Rohbau für die neue FFC-Löschhaus schon stünde – „es macht keinen Sinn das zu leugnen“.

„GMW schafft’s nicht“: Dezernent mit Überraschung

Im Anschluss wartete Nocke dann mit der Überraschung des Abends auf: Nein, Grund für die Verzögerungen bei Planung und Bau der FFC-Neubaus sei nicht das Geld, sondern vielmehr Probleme beim Gebäudemanagement: Auch weil dort zig Stellen nicht besetzt seien, schaffe das GMW die Planungen nicht – darunter litten nicht nur die Feuerwehren, sondern zum Beispiel auch Schulprojekte. Während sich Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff da sprachlos zeigte, äußerte auch Dezernent Nocke sein „vollstes Verständnis“ für die Feuerwehren: „Ich kann die Kritik nicht nur nachvollziehen, ich teile sie in weiten Teilen auch.“

Deswegen habe er auch nach Vorlage des GMW-Investitionsprogramms, das den FFC-Neubau auf frühstens 2026 schieben will, Widerspruch eingelegt. Mit Erfolg? Laut Nocke-Zeitplan soll der Zug für die Planungen des FFC-Neubaus jedenfalls nun aufs Gleis gebracht werden. Im Haushalt 2023 sollen die Planungsmittel eingestellt , im März der Grundsatzbeschluss für den Neubau gefasst werden. Das wäre das Grüne Licht für die konkreten Planungen, die wohl von einem externen Büro übernommen werden sollen.

Zuversicht, aber keine Dezernenten-Prognose zum FFC-Spatenstich

Auf die CW-Nachfrage, wann mit einem ersten Spatenstich zu rechnen sei, wollte Matthias Nocke keine Prognose wagen. Aber: „Ich glaube, wir sind jetzt auf einem guten Weg“, unterstrich der Dezernent seine Zuversicht, bei der nächsten FFC-Jahreshauptversammlung mit einem „nennenswerten Fortschritt“ aufwarten zu können. Der ist Nocke zu wünschen, andernfalls braucht er sich bei der Dörper Wehr wohl kaum mehr blicken zu lassen. Schließlich dürfte selbst die „hohe Frustrationsgrenze“, die Nocke den Cronenberger Freiwilligen attestierte, irgendwann mal ausgereizt sein…!