19.05.2022, 19.12 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Grünen-Fraktionschefin bei Berger-Gruppe: „Ich box‘ das durch“

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Dr. Andreas Groß, Co-Geschäftsführer der Heinz Berger Maschinenfabrik, erläuterte Verena Schäffer (mi.), der Vorsitzenden der Grünen-Landtagsfraktion, und Eva Miriam Fuchs, Grünen-Landtagskandidatin und Mitglied der Bezirksvertretung Cronenberg, seine Initiative für ein Hochwasser-Frühwarnsystem entlang der Wupper und ihrer Nebengewässer. | Foto: Meinhard Koke

Sie erinnere sich noch gut, wie sie nach dem Hochwasser im Juli 2021 in der Kohlfurth bei den Aufräumarbeiten geholfen habe, sagte Eva Miriam Fuchs. Neben der großen Hilfsbereitschaft imponierte der Cronenberger Grünen-Politikerin vor knapp einem Jahr auch eines besonders: „Wie schnell nach der Katastrophe die Berger-Gruppe aus eigener Initiative heraus ein Hochwasserwarnsystem entwickelt hat.“ Grund genug für Fuchs, die am vergangenen Sonntag, 15. Mai 2022, für die Grünen im (Cronenberger) Wahlkreis Wuppertal III/Solingen II antritt, den Fokus ihrer Landespartei auf die Kohlfurther Entwicklung zu lenken: Gemeinsam mit Verena Schäffer, der Co-Vorsitzenden der Grünen-Landtagsfraktion, ließ sich Eva Miriam Fuchs nun das Warnsystem von Berger-Chef Dr. Andreas Groß erläutern.

„Die Hochwasser-Nacht hat mich komplett emotionalisiert“

In der Eifel, in Hagen oder auch in Altena sei sie schon gewesen, erläuterte die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Nun wollte Schäffer hören, was das Hochwasser in der Kohlfurth angerichtet hat. Sichtlich noch immer beeindruckt von den Geschehnissen vom 14./15. Juli 2021 („Die Nacht hat mich komplett emotionalisiert“) sprudelte es aus Unternehmer Andreas Groß heraus. Der Berger-Chef berichtete, dass er die Hochwasser-Nacht in seiner Firma verbrachte. Zunächst allein und barfuß, dann unterstützt von engagierten Mitarbeitern („Ich hatte Tränen in den Augen – die haben Charakter gezeigt, sonst gäbe es die Firma nicht mehr“) watete er durch die Werkshallen, um noch schlimmere Schäden zu verhindern.

Das gelang (die CW berichtete), dennoch: Bei rund drei Millionen Euro liegt der Hochwasser-Schaden der Berger Maschinenfabrik – von einer Versicherung gibt’s nichts: „Wir können keine bekommen“, erläuterte Groß. Ob er denn Landesmittel erhalten habe, wollten Verena Schäffer und Eva Miriam Fuchs wissen: „Null Euro“, lautete die Antwort: „Wir haben keinen Gutachter bekommen.“ Das ging offenbar auch anderen Unternehmen so: Als Vize der bergischen IHK weiß Groß, dass in Wuppertal erst acht Firmen-Anträge gestellt worden seien.

Andreas Groß: „Wir heulen nicht rum, wir machen was“

Darüber zu lamentieren, ist nicht die Sache des Kohlfurthers: „Wir heulen nicht rum, wir wollen was machen.“ Unmittelbar nach der Katastrophe machte sich der Unternehmer an die Entwicklung eines Hochwasser-Warnsystems. Etwa 200.000 Euro hat Groß bislang in das Projekt investiert, das mittels 120 Pegel-Sensoren entlang der Wupper und ihrer Nebengewässer zuverlässig und schnell via App Hochwasser-Vorhersagen für jedermann liefern soll – nie wieder will Andreas Groß von Wupper-Fluten so überrascht werden wie im Juli 2021.

„Wir können uns sowas nicht noch einmal leisten“

Hierzu brachte er sogar selbst erste Messsensoren zum Beispiel an der Kohlfurther Brücke an: „Ich boxe das durch, und wenn ich es selbst bezahlen muss“, zeigte sich der Berger-Chef gegenüber den Grünen-Politikerinnen kämpferisch, denn: „Wir können uns ein solches Hochwasser nicht noch einmal leisten.“ Mittlerweile hat Andreas Groß neben der IHK die drei bergischen Städte und ihre Stadtwerke oder auch den Wupperverband ins Boot geholt – nicht zuletzt nach einem Gespräch mit NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) zeigt er sich überzeugt: das Hochwasser-Warnsystem kommt!

Grünen-Politikerinnen: „Politische Weichen für das Warnsystem stellen“

Das ist aber längst nicht das Einzige, was an der Kohlfurther Brücke geschieht: Aufs Dach der Maschinenfabrik kommt im Sommer eine Solaranlage (siehe Kasten unten). „Wir alle haben die Verantwortung, über Alternativen nachzudenken“, bekräftigte Andreas Groß: „Sonst geben wir die Zukunft unserer Kinder auf.“ Bei den Grünen-Politikerinnen rannte der Firmenchef offene Türen ein: „Es ist wahnsinnig, wie viel sie hier schon machen“, ermunterte Verena Schäffer ihren Gastgeber zum Weitermachen, denn: Man könne zwar nicht sagen, wann es wieder ein Hochwasser geben werde. Klar sei aber: Extremereignisse würden zunehmen.

Verena Schäffer sagte zu, dass der Wiederaufbau „ein wichtiges Thema“ von Koalitionsverhandlungen würde. Und wenn es mit einer Regierungsbeteiligung klappen sollte, werde man eine Stabsstelle einrichten, kündigte Schäffer an. Landtagskandidatin Eva Miriam Fuchs sicherte derweil zu, sich für politische Weichenstellungen für das Warnsystem einzusetzen: „Deshalb war es mir wichtig, unsere Fraktionssprecherin mit dem Entwickler dieses Systems bekannt zu machen.“

Berger-Investitionen: Solar-Anlage, Wallboxen & Co.

Mit ihrer Dach-Solaranlage wird die Berger Maschinenfabrik künftig mehr als die Hälfte ihres Strombedarfs erzeugen, bei Sonne sogar bis zu 70 Prozent. Über Wärmepumpen soll ebenso warmes Wasser für die Firmenduschen gewonnen werden wie auch Abkühlung für die Werks-hallen. Auf dem Firmengelände werden überdies 27 Wallboxen eingerichtet. Zum Selbstkostenpreis können die Mitarbeiter hier ihre E-Autos und E-Bikes aufladen – die Berger-Flotte zählt 50 E-Fahrräder. Mehr Infos zur Firma gibt es unter bergergruppe.de.